An vier Stellen in den Bezirken unter dem Fernsehturm müssen Autofahrer in Zukunft ihre Geschwindigkeit auf Tempo 30 drosseln. Der Grund dafür sind Schulen, die an diesen Straßen liegen. Die Neuerung ist bemerkenswert.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Viel passiert ist während der vergangenen fünf Jahre nicht auf den Schulwegen in Sillenbuch, Birkach, Plieningen und Degerloch. Genau genommen sogar so gut wie gar nichts. In den Jahren 2009, 2011 und 2012 verzeichnete die Polizei nur in Sillenbuch jeweils einen Verkehrsunfall, in den ein Kind auf dem Weg zur Schule verwickelt war, im Jahr 2013 gab es – ebenfalls in Sillenbuch – zwei solcher Unfälle, im Jahr 2010 gar keinen. Bei den anderen drei Stadtbezirken steht in der Statistik jeweils eine Null.

 

Trotzdem, sicher ist sicher. Und deshalb folgt die Stadtverwaltung einem Wunsch der Gemeinderats-SPD: Vor den Schulen, vor denen dies bisher noch nicht der Fall ist, wird das Tempo auf 30 Stundenkilometer reduziert. Die Verwaltung tut dies an insgesamt 34 Stellen im Stadtgebiet, vier davon befinden sich in den Stadtbezirken unter dem Fernsehturm: die Albstraße und die Hoffeldstraße in Degerloch, die Bernhauser Straße in Plieningen sowie die Kemnater Straße in Sillenbuch.

Die Änderung ist bemerkenswert

Das gerade an diesen Straßen im Laufe der nächsten Monate 30er-Schilder montiert werden, ist bemerkenswert. Denn die Albstraße, die Hoffeldstraße, die Bernhauser Straße und die Kemnater Straße sind sogenannte Vorbehaltsstraßen. Diese gibt es in Stuttgart seit Anfang der 1990er-Jahre, berichtet Susanne Putzien von der Straßenverkehrsbehörde. Sie gelten als die wichtigsten Verbindungsachsen durch die Stadt. In aller Regel verkehren die Busse auf diesen Vorbehaltsstraßen. Auf ihnen galt bisher so gut wie ausnahmslos Tempo 50 – zum Ärger so manchen Anwohners und Lokalpolitikers. Beispiel Schemppstraße in Riedenberg: Immer wieder wurde im Bezirksbeirat Sillenbuch die Forderung laut, das Tempo auf dem nördlichen Teil dieser Straße – also zwischen Florentiner Straße und Kirchheimer Straße – zu reduzieren. Als Gegenargument kam dann von der Stadtverwaltung stets, dies sei nicht möglich, weil es sich eben um eine Vorbehaltsstraße handele.

Nun bilden 34 Stellen, an die Schulen grenzen, fortan die Ausnahme. Wobei Tempo 30 nur während der Schulzeiten gelte, also Montag bis Freitag zwischen etwa 7 und 17 Uhr, wie Susanne Putzien von der Straßenverkehrsbehörde sagt. Zudem gilt das geringere Tempo nicht für die ganze Straße, sondern nur für den Teil vor der jeweiligen Schule. Und wer bremst für diese kurzen Abschnitte? „Ich hoffe doch einige“, sagt Putzien.

425 000 Euro für die Neuerung

Der Gemeinderat hat bei den Etatberatungen für 2014/2015 insgesamt 425 000 Euro zur Verfügung gestellt, um Schilder, mobile Blinktafeln und mancherorts auch Ampeln an den Straßenrändern aufzustellen. Laut Susanne Putzien soll dies im Laufe der nächsten Monate nach und nach geschehen. Wann die Straßen in Degerloch, Plieningen und Sillenbuch dran sind, kann die Frau von der städtischen Straßenverkehrsbehörde nicht abschätzen.

Ob sich die neuen 30er-Zonen positiv auf die polizeiliche Statistik auswirken, ist übrigens fraglich. Denn sie erfasst nicht, wo die mit Schulkindern verzeichneten Unfälle passiert sind – direkt vor der Schule oder eher vor der eigenen Haustür.