In einem Brief an den Landes-Finanzminister Nils Schmid (SPD) fordert Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), auf nicht notwendige Rodungen bei dem Neubau am Urbansplatz zu verzichten.

Stuttgart - In den Streit zwischen Land und Stadt über Baumfällungen für den Neubau der John-Cranko-Ballettschule am Urbansplatz hat sich jetzt OB Fritz Kuhn (Grüne) eingeschaltet. In einem Schreiben an Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) appelliert der Rathauschef, „nicht zwingend erforderliche Rodungen zu vermeiden“. Für das 50 Millionen Euro teure Projekt, das gemeinsam von Land und Stadt unter Mithilfe des Sponsors Porsche finanziert wird, müssen wie berichtet 53 Bäume gefällt werden, 21 davon fallen unter die Baumschutzsatzung.

 

Die aktuelle Diskussion dreht sich freilich nicht um jene Bäume, die dem Neubau zum Opfer fallen sollen. Vielmehr geht es um jene 17 Gehölze, die nach den Plänen der beim Bau federführenden Landesbehörde Vermögen und Bau für die Baustellenlogistik abgeholzt werden sollen. Dagegen hatte bereits der gemeinderätliche Ausschuss für Umwelt und Technik in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause opponiert. Seinerzeit war sogar von 25 Bäumen die Rede gewesen, die erhalten werden sollten. Der entsprechende Vorstoß der Grünen war von den anderen Ratsfraktionen unterstützt worden.

Fritz Kuhn mahnt sensiblen Umgang mit Freiflächen an

Kuhn macht sich die Sichtweise der Stadträte zu eigen: Das Bauvorhaben John-Cranko-Schule liege in einem für Klima, Baum- und Artenschutz besonders hochwertigen und sensiblen Bereich. Im sogenannten Rahmenplan Halbhöhenlage sei aus Gründen des Stadtklimas sowie des Stadt- und Landschaftsbildes ein „besonders sensibler Umgang mit Freiflächen erforderlich“. Vor diesem Hintergrund sollten „zusätzliche, nicht zwingend erforderliche Rodungen für die Baustelleneinrichtung nicht durchgeführt werden“, so der Oberbürgermeister. Fritz Kuhn erklärt in dem Schreiben seine Bereitschaft zu Gesprächen, wie unter Vermeidung der Rodungen die Baulogistik trotzdem funktionieren könne.

Eine offizielle Antwort des Ministers steht zwar noch aus, doch schon nach dem Votum des Technikausschusses hatte das Ministerium verlauten lassen, man müsse die Kosten für die gegebenenfalls notwendig werdenden Umplanungen ins Verhältnis zu den nach der Baumschutzsatzung vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen setzen. Im Klartext: der Kahlschlag wäre aus Sicht des Landes die kostengünstigere Variante gegenüber der Verlagerung der Baulogistikfläche.

BUND hatte die geplanten Fällungen scharf kritisiert

Dass der Grüne Kuhn, der gern die Bedeutung von Grünflächen in der Stadt hervorhebt, jetzt die Initiative ergriffen hat, ist auch auf die Proteste des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) zurückzuführen. Der Geschäftsführer des BUND-Regionalverbandes Gerhard Pfeifer hatte die geplante Fällung der Bäume für die Baustelleneinrichtung als „ökologisches Desaster“ bezeichnet und den Oberbürgermeister darauf aufmerksam gemacht, dass Bäume in der Stadt der beste Feinstaubfilter seien. Zugleich erinnerte der BUND Kuhn daran, dass er als OB-Kandidat den Kampf gegen die Luftverschmutzung in der Landeshauptstadt zur obersten Maxime erklärt hatte. Pfeifer hatte zudem erklärt, mit den beabsichtigten Fällungen werde von staatlicher Seite ein Präzedenzfall hinsichtlich des Baumschutzes geschaffen. Bis zur Klärung der Angelegenheit müsse daher ein Baustopp verhängt werden.