Der nächste Schritt zum Neubau der Klink am Eichert in Göppingen ist gemacht: das städtebauliche Konzept ist beschlossen. Die Verantwortlichen halten die Öffentlichkeit auf dem Laufenden – und wollen es weiter tun.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Beim abschließenden Rundgang durch eine Station und durch die Technikzentrale ist eines deutlich geworden: zeitgemäß ist das, was Patienten, Ärzte und Pflegepersonal in der Klinik am Eichert antreffen, längst nicht mehr. Dass das Krankenhaus saniert werden muss, daran zweifelte beim ersten Informationsabend zum geplanten Klinikneubau denn auch niemand mehr.

 

Dass zu dem Termin nur 50 Interessierte gekommen waren, davon knapp die Hälfte Beschäftigte des Hauses sowie Vertreter der Politik, ließ indes Zweifel daran aufkommen, ob das Thema die Bürger im Kreis Göppingen wirklich so sehr umtreibt, wie die Kritiker des Bauprojekts immer behaupten. Wie auch immer: die Klinikleitung und der als externer Sachverständiger hinzugezogene Architekt Eckart Rosenberger legten ausführlich dar, warum aus ihrer Sicht ein Neubau im Vergleich zur Kernsanierung günstiger zu haben und einfacher abzuwickeln ist.

Stockweise Modernisierung nicht möglich

Das Problem an der Sache ist, dass sämtliche Versorgungsleitungen horizontal angelegt sind. Eine stockweise Modernisierung ist deshalb unmöglich, vielmehr müssten komplette Türme des Gebäudes geschlossen werden, was, nach Rosenbergers Worten, zu Auslagerungen und zu teuren Provisorien führen würde. „Und wenn erst mal in den Bestand eingegriffen wird, gelten auch die aktuellen Richtlinien, etwa zum Brandschutz oder zum Standard von Hochhäusern“, ergänzte er.

Wolfgang Schmid, der kaufmännische Geschäftsführer der Alb-Fils-Kliniken, hob auf die bestehenden Schwierigkeiten ab: zu kleine Operationsräume, zu wenig Platz im Intensivbereich, schmale Patientenzimmer, beengte Sanitärräume, Arbeitszimmer ohne Tageslicht. „Auch sonst ist alles sehr knapp bemessen und teilweise unfunktional“, sagte Schmid. Die neue Klinik werde deshalb von innen nach außen geplant. Das heißt, dass der Baukörper den Erfordernissen folge.

Landrat verspricht offensive Informationspolitik

Während diese Einlassungen unumstritten waren, kamen im Publikum neue Fragen auf, als es darum ging, dass wegen der ganzen Baumaßnahme womöglich eine 110-Kilovolt-Stromleitung unter die Erde verlegt werden muss. Weil dazu noch keine Kostenprognosen vorliegen, ergriff anderntags sofort die Göppinger Piratenpartei, die den Klinikneubau ablehnt, das Wort und nannte das Vorhaben, ebenfalls ohne eine Berechnung vorliegen zu haben, „unbezahlbar“.

Der Göppinger Landrat Edgar Wolff weiß um die Sensibilität des Themas: „Wir werden den Klinikneubau durch eine aktive Kommunikationsstrategie begleiten, alle Entscheidungshintergründe sowie den jeweils aktuellen Planungsstand offen legen und Fragen beantworten.“ Ergebnisse aus Gutachten würden, so weit sie für die Neubauentscheidung relevant seien und keine unternehmensstrategischen Informationen beträfen, ebenfalls öffentlich vorgestellt, betonte er.

Neuralgische Punkte entschärft

Als der Göppinger Kreistag im vergangenen Sommer darüber beraten hat, welche Maßnahmen des Neubaus der Klinik am Eichert sinnvollerweise vorzuziehen seien, ist es im Sitzungssaal turbulent zugegangen. Inzwischen scheint sich die Aufregung gelegt zu haben. Das Stuttgarter Planungsbüro Lehen drei hat offenbar einen Entwurf vorgelegt, der die wesentlichen Kritikpunkte der ersten Debatte aufgenommen und die seinerzeit ausgemachten neuralgischen Punkte entschärft hat. Das städtebauliche Konzept fand jedenfalls die einhellige Zustimmung des Göppinger Kreistags, womit ein weiterer Schritt in Richtung Baubeschluss gemacht wurde.

Dass der Bau einer Kindertagesstätte, eines Parkhauses und der Wohnungen für die Klinik-Beschäftigten vorgezogen werden müssen, um das Hauptbaufeld freizumachen, ist längst unumstritten. Und weil die mehrgeschossige Parkgarage mit 800 Stellplätzen nicht mehr an der Hangkante zur Stadt hin, sondern im hinteren Bereich des Dr. -Paul-Goes-Wegs errichtet werden soll, sind auch diejenigen, die sich Sorgen um das Stadtbild gemacht haben, beruhigt. So gilt die für das Bebauungsplanverfahren notwendige Zustimmung des Göppinger Gemeinderats in seiner Sitzung am Donnerstag als sicher.

Doch auch die weiteren Eckpunkte des kompakten Entwurfs, der als Vorgabe für die Architektenplanungen dient, konnte Matthias Schuster vom Büro Lehen drei den Kreisräten schmackhaft machen. So stellt mittlerweile niemand mehr infrage, dass der Klinikneubau in zwei Phasen erfolgen soll, um nach der Fertigstellung von Bauabschnitt eins gegebenenfalls und bedarfsbezogen nachjustieren zu können. Einig ist man sich auch über die Positionierung der verschiedenen Baukörper.

Rückfragen aus dem Gremium gab es jedoch, ob Schuster das vorgesehene Raumkonzept für das Klinikum – zwischen 620 und 690 Betten auf sechs Geschossen – für umsetzbar, den Bauzeitenplan – Fertigstellung im Jahr 2022 – für machbar und die Finanzierung – 347 Millionen Euro – für realistisch halte. Der Ingenieur und Architekt sagte angesichts der Komplexität des Vorhabens zwar nicht auf Anhieb ja. „Wenn alle Beteiligten eng zusammenarbeiten, kann man aber durchaus zuversichtlich sein“, erklärte er.

Weitere Informationsabende

Das städtebauliche Konzept für den geplanten Neubau der Göppinger Klinik am Eichert wird der interessierten Öffentlichkeit am Donnerstag, 10. April, erläutert. Bei der Veranstaltung, die um 19 Uhr im Speisesaal der Klinik beginnt, werden auch die Fragen der Besucher beantwortet.

Einen weiteren Informationsabend, bei dem die Gründe für die Neubauentscheidung dargelegt werden, gibt es an gleicher Stelle und zur gleichen Uhrzeit am Mittwoch, 7. Mai. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, an einer kurzen Führung durch das Krankenhaus teilzunehmen.