Die Hochschule der Medien hat einen prägnanten Neubau auf dem Campus in Stuttgart-Vaihingen bezogen. Die Nutzer müssen sich an ihn erst noch gewöhnen.

Stuttgart - Dreizehn Jahre nach der inhaltlichen Fusion erlebt die Hochschule der Medien (HdM) auf dem Vaihinger Campus auch die räumliche Zusammenlegung: Am Montag ist der im Oktober bezogene Neubau im Beisein von Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) offiziell übergeben worden. In dem 23,35 Millionen Euro teuren Gebäude, das in seiner Form einem Zitronenschnitz ähnelt, ist die Fakultät für Information und Kommunikation mit 1000 Studierenden und rund 60 Professoren und Mitarbeitern eingezogen, die bisher an der Wolframstraße am Nordbahnhof beheimatet war. Dass der Umzug vier Monate später als geplant stattfand, lag daran, dass im vergangenen Herbst eine Heizungsbaufirma insolvent geworden und somit ein Schlüsselgewerk betroffen war.

 

Und wo sind jetzt die ganzen Bücher?

Unisono wurde die Anmutung des vom Unibauamt konzipierten Gebäudes gelobt. Als „sehr individuell, mit überdurchschnittlicher Kreativität“ bezeichnete es Annette Ipach-Öhmann, die Leiterin des Landesbetriebs Vermögen und Bau. Und auch Minister Schmid zeigte sich von dem „wirklich eleganten Gebäude“ beeindruckt, das neben Audio- und Videostudios und Labors sowie Arbeitsräumen für Professoren als Herzstück eine zweigeschossige Bibliothek beinhaltet. Auch Rektor Alexander W. Roos sprach von einem „großen Tag für die HdM“, weil nun „das Trennende der zwei Standorte aufgehoben und alles unter einem Dach vereint“ sei. Das sei vor allem auch wichtig, um neue Ideen umsetzen zu können. Welche das sind, das erfuhr Schmid beim anschließenden Rundgang quasi im Vorbeigehen. Der Minister hatte sich noch über die Arbeitsräume der Professoren gewundert. „Und wo sind jetzt die ganzen Bücher?“, fragte er angesichts der minimalistisch gehaltenen Schreibtischumgebungen. Antwort eines Professors: „Daheim – hier sind wir platzreduziert.“

Nur zwei Umzugskartons pro Professor

Tatsächlich durfte jeder Professor nur zwei Umzugskartons mitnehmen, berichtete der Dekan Udo Mildenberger. Die Aktenschränke seien zuvor vollständig digitalisiert worden. „Einzelbüros gibt es nicht mehr“, erklärte Roos. „Wir wollen, dass mehr kommuniziert wird.“ Natürlich sei darüber heftig diskutiert worden. Aber dann hätten sich 90 Prozent für die Großraumbüros ausgesprochen. Gezwungen worden sei aber niemand. Mildenberger berichtete, dass noch etliche Kollegen Probleme damit hätten, sich von einem Zweier- auf ein Zwanziger-Büro umzustellen – auch wenn das Gebäude selbst „traumhaft schön, lichtdurchflutet“ und kein Hörsaal dunkel sei.

Auf ähnliche Bürostrukturen können sich allerdings auch die Lehrenden der übrigen Fakultäten einstellen. Denn in gut einem Jahr wird voraussichtlich auch der viergeschossige Erweiterungsbau Süd auf dem früheren Parkplatz vor der HdM fertiggestellt sein. Eng bleiben wird es für die wachsende Zahl an Studierenden und Wissenschaftlern trotzdem. „Es mangelt auf dem Vaihinger Campus an Erweiterungsflächen“, konstatierte Schmid. „Ein Hochschulcampus muss aber beweglich bleiben.“ Weil Innenverdichtung allein nicht genüge, werde nun an einem Masterplan getüftelt. Auch die Stadt prüfe, welche Reserven der Standort noch biete, berichtete Baubürgermeister Matthias Hahn.

Riesendefizit bei der Essensversorgung

„Ein Riesendefizit gibt es bei der gastronomischen Versorgung“, sagte Roos. Die S-bar an der HdM fasst nur einen Bruchteil der Esser, viele gingen deshalb in die Uni- Mensa, die ebenfalls überlaufen und hoffnungslos veraltet sei. Dies bedauert auch Malte Vollmerhausen, der Vorstandsvorsitzende der Verfassten Studierendenschaft der HdM. Zwar habe man schon Ideen für eine Currywurstbude oder einen Waffelstand gehabt, „aber die S-bar hat bei uns das Alleinverköstigungsrecht“. Auch einen Bäcker gebe es auf dem ganzen Areal nicht. „Studierende sollten mittags auch was zu essen bekommen.“ Aber durch Protestaktionen habe man erreicht, dass die S-bar eine zweite Theke eröffnet habe.

Doch auch bei dem Neubau sei an die Studierenden nur begrenzt gedacht worden, sagte Vollmerhausen: „Es gibt keinen einzigen Raum hier, um Arbeitsgruppentreffen abzuhalten oder Projekte gemeinsam zu besprechen.“ Die Flächen seien ganz offenkundig kleiner als an der Wolframstraße. Jetzt hoffe man auf studentische Arbeitsflächen im „Altbau“.