Die Stadt Backnang kauft das Gebäude beim Bahnhof, in dem bald die Volkshochschule Backnang und das Kolping-Bildungswerk unterkommen. Die Mietoption wäre langfristig betrachtet die deutlich teurere Variante, sagt der Oberbürgermeister.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Das Kolping-Bildungswerk Württemberg will die Räume im neuen Bildungshaus, das zurzeit beim Bahnhof in Backnang gebaut wird, im Sommer beziehen. Zunächst sei im September dieses Jahres die Eröffnung eines Abendgymnasiums geplant. Das hat der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper jetzt im Gemeinderat erklärt. Genau ein Jahr später wolle der private Bildungsträger eine Berufsfachschule für Physiotherapie öffnen. „Im Idealfall und bei ausreichender Nachfrage“ solle schließlich 2017 der Kolping-Bachelor-Studiengang Physiotherapie starten.

 

Ferner wird die Volkshochschule (VHS) Backnang in diesem Sommer aus den alten Räumen in der Straße Etzwiesenberg ausziehen und künftig in den neuen Räumen im Bildungshaus arbeiten. Die Volkshochschule werde dann die Möglichkeit haben, ihr Angebot zu erweitern, so der Oberbürgermeister, beispielsweise um Kurse in den Bereichen Gesundheitsprävention und Ernährung.

Erwerb der Immobilie wird knapp sieben Millionen kosten

Der Gemeinderat stimmte nach längerer Debatte schließlich einstimmig dafür, dass die Stadt das Gebäude von der Doblinger Industriebau AG (Dibag) kauft und nicht – was vertraglich auch möglich gewesen wäre – von dieser mietet. Knapp sieben Millionen Euro wird der Erwerb der Immobilie kosten. Die Kommune könne die Investition zum aller größten Teil mit Guthaben bezahlen, hieß es in der Sitzung. Die Stadtverwaltung machte in der Debatte indes auch klar, dass womöglich andere Investitionsprojekte, die die Kommune gerne stemmen würde, deshalb vorerst verschoben werden müssten.

Nopper hatte vorher mit einem flammenden Appell die Stadträte aufgefordert, für den Kauf des neuen Gebäudes zu stimmen. Der Erwerb sei „bei einer Betrachtung eines 20-Jahres-Zeitraums um 3,7 Millionen Euro günstiger“ als die Anmietung der Immobilie. Bei einem Zeitraum von 30 Jahren sei ein Kauf sogar um gut sechs Millionen Euro günstiger als ein Mietverhältnis. Nach 20 Jahren Miete stünde die Stadt „mit leeren Händen da“, so der Oberbürgermeister, im Falle eines Kaufes indes mit einem städtischen Bildungshaus, das dann immer noch einen Restwert von rund 4,2 Millionen Euro haben dürfte.

„Bewährte Eigentumsphilosophie“ der Stadt Backnang

Nur als Eigentümerin habe die Stadt „vollen Einfluss auf das Gebäude und das Grundstück“, argumentierte Nopper. Seit mindestens einem Jahrzehnt verfolge die Kommune die „bewährte Eigentumsphilosophie“: Alle städtischen Behörden sowie fast alle von der Kommune getragenen Institutionen seien in stadteigenen Gebäuden untergebracht. Mit dem Kauf des Bildungshauses verliere Backnang zwar kurz- und mittelfristig finanzielle Spielräume, langfristig hingegen „gewinnen wir ganz erheblich“. Die Miete des Gebäudes, so zeigte sich der Oberbürgermeister überzeugt, „wäre ein Kardinalfehler“.

Wenn das Bildungshaus fertig ist, wartet gleich nebenan das nächste Projekt. Zwischen dem Bildungshaus und dem benachbarten Gebäude, das kürzlich von der Paulinenpflege Winnenden bezogen worden ist (wir berichteten), soll möglichst bald eine Treppe gebaut werden, die die Bahnhofsstraße mit der Innenstadt verbindet. Dieses Gelände gehöre indes noch nicht der Stadt, sagte der Oberbürgermeister, solle aber erworben und mit Hilfe von Sanierungsmitteln umgebaut werden. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich voraussichtlich auf eine Viertel Million Euro.