Endlich steht der Neubau: Die Rudergesellschaft Ghibellinia Waiblingen hat etwas zu feiern. Das nächste Highlight im Vereinsleben ist der Drachenboot-Cup im Juli – ein Spektakel mit rund 50 Mannschaften.

Waiblingen - Die Tochter hat es damals angefangen. Inzwischen sei das Rudern aber zur Familienkrankheit geworden, sagt Silke Kleinmann-Sauter und lacht. Die Waiblingerin sitzt seit rund zwölf Jahren ebenfalls gerne im Boot und legt sich wie weitere rund 70 aktive Mitglieder der im Jahr 1920 gegründeten Rudergesellschaft Ghibellinia an Riemen oder Skulls ins Zeug. Schauplatz des Ganzen ist die Rems. Auf dieser durch die schöne Landschaft zu rudern sei „ein Naturerlebnis“, schwärmt Kleinmann-Sauter.

 

Seit dem vergangenen Wochenende haben die Ruderer noch etwas mehr Spaß an ihrem Sport, denn nach fast einem Jahr Bauzeit können sie endlich wieder unter ihrem eigenen Dach duschen, anstatt beim benachbarten VfL Waiblingen eine Brause nehmen zu müssen. Am Sonntag hat der Ruderverein einen rund 230 Quadratmeter großen, ans historische Bootshaus von 1935 angedockten Neubau offiziell in Betrieb genommen. Rund 525 000 Euro habe das Projekt gekostet, erzählt Sebastian Augustin, etwa die Hälfte der Bausumme sei von einem Mitglied gespendet worden.

Neubau statt zweier maroder Anbauten

Das Sponsoring hat mit den Anstoß gegeben, die seit vielen Jahren angedachte und aus Kostengründen mehrmals verworfene Baumaßnahme endlich anzugehen. Im eingeschossigen modernen Anbau, der nun zwei marode und nicht beheizbare Gebäude aus den 1950er- und 1970er-Jahren ersetzt, sind eine Küche, ein Büro- und Lagerraum, Umkleiden sowie Sanitärräume untergebracht. Von der Idee, noch einen Aufbau auf den Neubau zu setzen und dort einen Clubraum, einen Kraft- und einen Gymnastikraum einzurichten, habe man nach einem ersten Kostenvoranschlag wieder Abstand genommen, erzählt Augustin: „Unseren Kraftraum haben wir jetzt in der Bootshalle eingerichtet, deshalb müssen wir einige Boote an die Decke hängen.“

Der Ruderclub ist nun an die Fernwärme des Waiblinger Freibads angeschlossen, frieren muss nach dem Training also keiner mehr. Während früher nur in der Sommersaison Betrieb gewesen sei, werde inzwischen auch im Winter gerudert, sagt der Vereinsvorsitzende Werner Rentschler: „Die Rems friert ja fast nie zu.“

Im Gründungsjahr war die Rems schlecht befahrbar

Allerdings mangelt es dem Fluss ein bisschen an Breite und somit an Fläche. Das mache die Rems nicht gerade zum optimalen Trainingsterrain für Regatta-Ruderer, habe ihr aber den Spitznamen „Schwäbisch Henley“ eingebracht, erzählt Sebastian Augustin. Denn auch bei der Henley Royal Regatta im englischen Henley-on-Thames können wegen der geringen Breite der Regattastrecke nur zwei Boote gegeneinander antreten. Das tut ihrem Ruhm aber keinen Abbruch: Henley ist für Ruderer, was Wimbledon für den Tennissportler ist.

Das vorerst letzte Regatta-Rennen hat die Rudergesellschaft 2005 veranstaltet. „Wir haben aber durchaus Regatta-Ruderer, die hier trainieren, auch wenn die Möglichkeiten nicht ganz ideal sind“, sagt Werner Rentschler. Und schließlich haben sich die Vereinsgründer vor fast 100 Jahren trotz weitaus schwierigeren Umständen nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen: Im Gründungsjahr anno 1920 war die Rems nicht begradigt, sondern ein noch schmalerer Fluss mit vielen Seitenarmen, Schlingen und Sandbänken.

Nächstes Highlight ist der Drachenbootcup im Juli

Statt einer Regatta veranstaltet der Verein in diesem Jahr zum 13. Mal seinen Drachenbootcup. Das Spektakel, bei dem bis zu 50 Mannschaften aus nah und fern antreten, steigt am 8. Juli, die Anmeldung läuft.