Vielen Anwohnern des Neubaugebietes zwischen Zazenhausen und Zuffenhausen stößt das Bauvorhaben der SWSG nach wie vor sauer auf.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zuffenhausen - Vielen Anwohnern des Neubaugebietes zwischen Zazenhausen und Zuffenhausen stößt das Bauvorhaben der Stuttgarter Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft (SWSG) nach wie vor sauer auf. Sie fühlen sich von der Stadt getäuscht und mit falschen Versprechungen ins Neubaugebiet Hohlgrabenäcker gelockt.

 

Ihnen sei von Seiten der Stadt ein großer Supermarkt am Sauerkirschenweg versprochen und nicht verwirklicht worden. Nun baut die SWSG dort ein viergeschossiges, mehr als 60 Meter langes Gebäude mit 24 Sozialwohnungen. Zwar mit einer integrierten Gewerbefläche, die fällt allerdings deutlich kleiner aus als erwartet: Statt des angekündigten Supermarktes mit 600 bis 800 Quadratmetern ist die Ladenfläche auf nur noch rund 140 Quadratmeter geschrumpft. „Das ist eine Pseudo-Ladenfläche inklusive Lager und Sozialräume“, sagte der Bürgervereinsvorsitzende Reinhold Weible bei der Jahresversammlung des Vereins am Freitagabend. „Mehr als ein Kiosk bleibt da nicht übrig.“ Und der 60-Meter-Betonriegel sei alles andere als die „lockere Bebauung“ von der in der Baubeschreibung die Rede gewesen sei.

„Die Baugenehmigung ist rechtskräftig“

Ende 2011 waren zwei Familien gerichtlich gegen das Bauvorhaben der SWSG vorgegangen – wegen „Verstoßes gegen die städtebaulichen Planungen“ legten sie Klage ein. Vergeblich. Ende vergangenen Jahres lehnte das Verwaltungsgericht den Eilantrag gegen die Bebauung ab. Seitdem baut die SWSG weiter.

„Die Baugenehmigung ist rechtskräftig, da hilft alles Jammern nichts“, sagt Weible. Es gebe aber noch einen Strohhalm, um doch noch eine bessere Nahversorgung zu erreichen. Am heutigen Montag soll es eine Zusammenkunft von fünf Familien geben, die Flächen in den Hohlgrabenäckern von der Stadt erworben haben. Auch sie denken darüber nach, gerichtliche Schritte einzuleiten. „Die Frage ist: Sind die Käufer von der Stadt getäuscht worden?“ , erklärt Weible. Es gelte zu klären, ob Mitarbeiter des Amtes für Liegenschaften und Wohnen versprochen hätten, dass sich im Gebiet ein Lebensmittelmarkt ansiedeln werde. Ein Rechtsanwalt, der ebenfalls in den Hohlgrabenäckern wohnt, werde die Vorwürfe prüfen und die Geschädigten befragen. Ziel sei, dass mehrere Kläger gegen die Stadt vor Gericht zögen. Theoretisch müsste es insgesamt 40 betroffene Käufer geben.

Fehlender Supermarkt bedeutet Wertminderung

Aus Sicht des Anwaltes bedeute ein fehlender Lebensmittelmarkt für die Bewohner des Gebietes eine Wertminderung von fünf bis zehn Prozent. Im günstigsten Fall sei es so, dass diejenigen, die von der Stadt Grundstücke gekauft haben, Schadensersatzansprüche geltend machen könnten. „Durch eine Sammelklage können wir den Druck auf die Stadt erhöhen“, erklärte der Bürgervereinsvorsitzende. „Dadurch bekommen wir nicht automatisch einen Lebensmittelmarkt, aber je größer die Schadensersatzsumme für die Stadt wird, desto größer wird für sie der Anreiz, doch noch nach Flächen für einen großen Lebensmittelmarkt zu suchen.“

Bereits seit vergangenen September wollte sich die Stadt nach einem potenziellen Supermarktbetreiber und nach geeigneten Standorten umschauen. „Ich habe eine Antwort beim Oberbürgermeister Schuster und beim Baubürgermeister Hahn angemahnt, sie steht bis heute aus“, beklagte sich Weible.

Die teilweise Blockbebauung und die nicht vorhandene großflächige Nahversorgung stehe in krassem Widerspruch zur Vermarktungsweise der städtischen und privaten Anbieter. Diesen Missstand brächten auch die 546 Unterschriften zum Ausdruck, die im Ort gesammelt wurden. Geändert habe sich bislang nur eines: Im Internet seien die Werbesprüche für neue Häuser im Gebiet nicht mehr so übertrieben formuliert, sondern schwammiger.