Die SPD-Fraktion kritisiert, dass private Bauträger die Preise im Neubaugebiet West in die Höhe treiben werden. Das Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei nicht mehr zu realisieren.

Korntal-Münchingen - Einst galt das Neubaugebiet, das in Korntal-West entstehen soll, als Vorzeigeprojekt. Vor allem bezahlbaren Wohnraum wollte die Stadt Korntal-Münchingen dort bis zum Jahr 2020 für junge Familien schaffen. Die Hoffnungen darauf schwinden aber immer mehr – das zeigte sich auch bei der jüngsten Korntal-Münchinger Gemeinderatssitzung, in der es sich eigentlich nur noch um einige Rahmenbedingungen drehte.

 

Die Räte stimmten über die Umlegung der Investitionskosten für die Kindertagesstätte im neuen Wohngebiet ab: 60 Prozent der Investitionen sollen dem Beschluss nach die Bauträger übernehmen, 40 Prozent gehen hingegen zulasten der Kommune. Zudem soll in zentraler Lage ein Kinderspielplatz gebaut werden. Die Investitionskosten sollen rund 8,70 Euro pro Quadratmeter betragen. Hinzu kommen Erschließungskosten für Straßen, Strom- und Wasserleitungen, die rund 235 Euro pro Quadratmeter kosten werden.

Es wird ein „hochpreisiges Gebiet“ werden

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Egon Beck, ließ dabei die Chance nicht ungenutzt, grundsätzliche Kritik an dem Neubaugebiet zu üben. Beck bemängelte insbesondere den Umstand, dass in Korntal-West nicht – wie versprochen – mit bezahlbaren Wohnraum zu rechnen sei. Im Gegenteil: „Es wird ein hochpreisiges Gebiet werden“, sagte Beck.

Ursprünglich habe man für das Wohngebiet gestimmt, „um junge Familien mit kleinen Kindern“ nach Korntal zu locken, so Beck. Um diesen den bezahlbaren Wohnraum ermöglichen zu können, hätte die Gemeinde die Bauflächen aufkaufen und zu einen „fairen Preis“ weiterverkaufen können. „Das ist aber nicht passiert, obwohl wir eine Weile auf diesem Kurs waren“, sagt Beck. Die Flächen werden nun von privaten Bauträgern veräußert. „Und da gelten natürlich die Regeln der freien Marktwirtschaft.“

Auch die ursprüngliche vorgesehen Wärmeenergieversorgung ist zu teuer

Obwohl Bürgermeister Joachim Wolf in der Sitzung deutlich machte, dass das Ziel für das Neubaugebiet immer noch laute, günstigen Wohnraum zu schaffen, sah Beck hierfür keine Perspektive mehr: „Die ursprüngliche Zielsetzung ist nicht mehr zu erreichen.“ Zustimmung erhielt er von anderen Gemeinderatsmitgliedern. Martin Hönnes von der CDU sprach von „enormen Kosten“. Anne-Hilde Föhl-Müller kritisierte die „zu hohen Erschließungskosten“.

Zudem entpuppte sich auch die ursprünglich vorgesehene Wärmeenergieversorgung mit Holzhackschnitzel oder mit Hilfe eines Blockheizkraftwerk als zu teuer. Auch hier sollte ein „energetisches Vorzeigeprojekt“ im Neubaugebiet West realisiert werden, was sich nun aus finanziellen Gründen für die Gemeinde als schwierig erweist. Angelika Lugibihl, Stabschefin Umwelt, setzt nun stattdessen auf das ökologische Bewusstsein der Bauträger. Diese sollten ihre Häuser gut dämmen und eventuell Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern installieren.