Die Planungen für das Neubaugebiet zwischen Weil der Stadt und dem Teilort Merklingen beginnt. Der Gemeinderat hat Bürgervorschläge eingearbeitet.

Weil der Stadt - Ein klein wenig verwirrt sind die Stadträte schon. „Was heißt hier eigentlich Aufenthaltsqualität?“, will einer wissen, was ist mit „kurzen Wegen gemeint?“, ein anderer. Das seien doch alles Selbstverständlichkeiten.

 

Es geht um den Häugern, die zehn Hektar Wiesen und Felder entlang der Landesstraße nach Merklingen, die sich noch in diesem Jahrzehnt zu Weil der Stadts größtem Neubaugebiet wandeln sollen. Ursprünglich sollten es mehr als 13 Hektar sein (wir berichteten). Das lies sich aber nicht mit dem Naturschutz vereinbaren, wie schon im Dezember bekannt wurde. „Die Verkleinerung hat uns gewaltig wehgetan“, sagt Bürgermeister Thilo Schreiber in der Gemeinderatssitzung dazu. Aber unzählige Gespräche in Sachen Ökologie hätten eben ergeben, dass eine Ausweitung des Gebietes nicht machbar sei.

Wie aber soll das Neubaugebiet einmal aussehen? Zweimal hatte sich der Gemeinderat dazu schon zu Klausursitzungen zurückgezogen und Leitlinien beschlossen – etwa, dass die Häuser dort maximal vier Geschosse haben dürfen, dass alle Wohnformen wie Einzel-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser möglich sein sollen oder dass Geschäfte und ein Kindergarten in das Wohngebiet integriert werden.

Der Gemeinderat schmettert viele Vorschläge der Bürger ab

Daneben hatte die Stadt im Dezember eine „Bürgerwerkstatt“ organisiert, bei der die Weil der Städter ebenfalls Vorschläge zur Gestaltung des Gebiets erarbeitet haben. Über ebendiese Anregungen hat der Gemeinderat am Dienstag in seiner Sitzung diskutiert. Susanne Häsler von der Stuttgarter „LBBW Immobilien“, die die Stadt beim Häugern berät, hatte sich alle Vorschläge der Bürgerwerkstatt notiert und dem Gemeinderat präsentiert.

Zum Beispiel eben jene Aufenthaltsqualität. „Das könnte eine Mischung der Bauformen bedeuten“, erklärt Häsler. „So, dass man sich eben in dem Wohngebiet wohlfühlt.“ Die Räte nicken, niemand protestiert – und so bleibt dieser Punkt eben drin. Genauso wie andere Vorschläge der Bürger, die in das Konzept der Gemeinderäte passen, etwa die „Barrierefreiheit“, „größere Grünflächen“ oder die „Anbindung und der Erhalt des Merklinger Rieds“.

Andere Vorschläge hat Projektleiterin Susanne Häsler dagegen rot markiert. „Diese stehen in Konflikt zum Konzept des Gemeinderates“, erklärt sie. Am Ende schmettert der Rat all diese Anregungen denn auch ab. Zum Beispiel die Autofreiheit des Neubaugebietes. Oder die Forderung, dass der Häugern nur über die Landesstraße und nicht über das angrenzende, bestehende Wohngebiet erschlossen wird. Oder der Verzicht auf Funkmasten. Oder einen Stadtbus, den der Bürgermeister zwar grundsätzlich gut findet, aber erst später diskutieren will.

Widmaier: Der Gemeinderat muss an alle Bürger denken

Dass sich die Bürger an der Gebietsplanung haben beteiligen dürfen, habe sich dennoch gelohnt, sagt die Erste Beigeordnete Susanne Widmaier im Gespräch mit unserer Zeitung. „Bürger und Gemeinderat hatten eben bei vielen Dingen die gleiche Idee.“ Anderes hätte man aber ablehnen müssen, weil Bürger zum Teil ihre Eigeninteressen vertreten hätten. „Der Gemeinderat muss aber an alle Bürger denken“, erklärt Widmaier.

All die Leitlinien, die der Gemeinderat dagegen für gut befunden hat, gehen jetzt an verschiedene Stadtplanerbüros. Diese erarbeiten daraus einen konkreten Plan für den Häugern.

Wann werden Häuser gebaut?

März 2017
Am Dienstag hat der Gemeinderat den „Aufstellungsbeschluss“ für das Neubaugebiet gefasst und damit den Startschuss für die konkreten Planungen gegeben. Jetzt werden mehrere Büros für Stadtplanung damit beauftragt, das Gebiet zu planen.

Juli 2017
Vor der Sommerpause sollen die Ergebnisse der Büros vorliegen, der Gemeinderat wählt dann die jeweils besten Ideen aus und kreiert damit einen ersten Entwurf eines Bebauungsplans für das Neubaugebiet. Dieser Plan wird dann öffentlich ausgelegt, alle Bürger und Behörden dürfen Stellung abgeben.

September 2018
Wenn alles gut geht, kann der Gemeinderat 2018 den endgültigen Bebauungsplans verabschieden. Dann beginnt die Erschließung, es werden also die Straßen in dem Neubaugebiet gebaut. „Ende des Jahrzehnts können Häuslebauer dann beginnen“, verspricht Susanne Widmaier, die Erste Beigeordnete von Weil der Stadt.