Die Pläne für den Neubau der Allianz in Stuttgart-Vaihingen stießen im Gemeinderat bisher auf überwiegend positive Resonanz. Details einer Verwaltungsvorlage haben die Stadträte nun aufgescheucht.

Stuttgart - Der geplante Neubau der Allianz-Lebensversicherungs-AG in Vaihingen schien im Gemeinderat zuletzt unumstritten. Lediglich die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus stand der Ansiedelung von mehr als 4000 Allianzbeschäftigten an der Heßbrühlstraße ablehnend gegenüber. Doch nun haben Details in der Planungsvorlage die Stadträte stutzig gemacht: Unter anderem ist dort von einer Weitervermietungsoption der für den Versicherungskonzern maßgeschneiderten Bürobauten die Rede. Die Konsequenz: die Vorlage wurde zunächst zurückgezogen, auch der Vaihinger Bezirksbeirat vertagte das Thema. Der Konzern beteuert nun, ihm sei an einem langfristigen Engagement in Stuttgart gelegen.

 

Grünkorridor am Schwarzbach soll eingedampft werden

Wie berichtet, will die Allianz ihre bisherigen beiden Standorte aus der Stuttgarter Innenstadt nach Vaihingen verlagern – und auf eigenem Gelände an der Heßbrühlstraße, das bisher überwiegend vom Sportverein TSV Georgii Allianz genutzt wurde, eine neue Zentrale erstellen. Um die Bebauung vorzubereiten, soll erst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, die dann in einem Wettbewerbsverfahren konkretisiert werden soll. Die Auslobung dieses Wettbewerbs hätte am vorvergangenen Dienstag eigentlich von der Ausschussmehrheit abgesegnet werden sollen. Doch SPD-Stadtrat Hans H. Pfeifer, so berichten Teilnehmer der nicht öffentlichen Sitzung, hatte das dieser Zeitung vorliegende Papier genau gelesen und sezierte in der Sitzung die Vorlage: Eine „Drittenwendbarkeit“ – also eine mögliche Weitervermietung der Allianzgebäude – sei mit der SPD nicht zu machen. Es gehe schließlich darum, die mehr als 4000 Allianz-Jobs in Stuttgart zu halten. Auf Anfrage bestätigte SPD-Fraktionschef Martin Körner die Haltung seiner Fraktion: „Wir stimmen nur zu, wenn es eine verbindliche Zusage der Allianz gibt, dass die Arbeitsplätze in Stuttgart bleiben.“

Gestört hat sich die SPD auch daran, dass insbesondere die Grünen die stadtklimatologischen Aspekte der Bebauung nicht stärker gewichtet haben. Deren Faktionschefin Anna Deparnay-Grunenberg hatte in einer Pressemitteilung die Zustimmung der Grünen zu den Ansiedlungsplänen gegen Kritik vor Ort mit den Worten verteidigt, man könne erwarten, dass die Menschen in Vaihingen „über den Tellerrand hinausblicken und das Interesse der Gesamtstadt in die Abwägung der Argumente mit einbeziehen“. Konkret heißt das, dass die Grünen auch bereit gewesen wären, den von Stadtklimatologen für notwendig erachteten frei zu haltenden Grünzug von 50 Metern zu Gunsten der Allianz-Gebäude auf 40 Meter zu verringern. Im Aufstellungsbeschluss zur Änderung des Flächennutzungsplans war ursprünglich sogar nur ein 30 Meter breiter Korridor enthalten.

Versicherungskonzern will sich längerfristig an Stuttgart binden

Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) betont, das Thema werde im weiteren Wettbewerbsverfahren noch eine Rolle spielen. Das Vorhaben sei noch in einem sehr frühen Stadium: „Wir reden hier über ein Projekt, für das es noch nicht einmal einen städtebaulichen Entwurf gibt.“ Zu klären ist im laufenden Prozess dann auch, was mit den Mietern der SWSG-Wohnungen an der Liebknechtstraße passiert. Auch bei diesem Thema zeigten sich SPD und SÖS/Linke-plus irritiert über die Absicht der Stadt, die im Westen an das Allianzareal grenzenden städtischen Grundstücke an den Versicherungskonzern zu veräußern, ohne dass bisher über Ersatzwohnungen gesprochen worden sei.

Bis zur nächsten Sitzung des Technikausschusses am kommenden Dienstag, so verspricht Baubürgermeister Pätzold, soll zumindest in Sachen Allianz-Arbeitsplätze Klarheit herrschen. Er habe das Unternehmen aufgefordert, seine Angaben zu präzisieren. Eine Sprecherin der Allianz erklärte auf Anfrage, man sehe keinen Grund, Arbeitsplätze aus Stuttgart an andere Standorte zu verlagern. Auf eine konkrete Dauer des Mietverhältnisses wollte sie sich zwar nicht festlegen. Nach Informationen dieser Zeitung hat die Allianz, die an zwölf großen Standorten in Deutschland präsent ist, aber in anderen Städten Mietverträge über die Dauer von mindestens 15 Jahren abgeschlossen.