Hinter großen Transparenten warten längst vorbereitete Baugruben in Stuttgart seit Monaten darauf, dass endlich was passiert.

Stuttgart - Die Zeichen sind unübersehbar. "Warum nicht ein neues Büro?", lockt ein großes Transparent am neuen Geschäftshaus Südtor am Marienplatz und verweist auf 4100 leerstehende Quadratmeter. Nur ein paar Hundert Meter weiter, am Österreichischen Platz, werben große Plakatwände für den von Hochtief geplanten Bürokomplex Caleido, dahinter wartet eine längst vorbereitete Baugrube seit Monaten darauf, dass endlich was passiert. Aber es passiert nichts, solange nicht wenigstens ein Teil der Flächen vermietet ist. Das ist das Problem, mit dem sich zurzeit nicht nur die Investoren im Süden der Stuttgarter Innenstadt herumschlagen.

Hier sehen Sie alle Großprojekte in der City »

Im Umfeld des Hauptbahnhofes fehlen gleich mehreren Großprojekten die Mieter: Die Bülow AG baut in der Lautenschlagerstraße anstelle der alten EnBW-Hauptverwaltung rund 20.000 Quadratmeter Büros, das ehemalige Versatel Hochhaus in der Friedrichstraße würde vom Eigner lieber heute als morgen für einen Neubau abgerissen, im Postquartier an der Kronenstraße stehen nach der Sanierung demnächst 16.000 Quadratmeter Büroflächen bereit, von denen bisher nach Angaben des Investors Hines lediglich 20 Prozent vermietet werden konnten. Und im neuen Stadtquartier an der Heilbronner Straße kündigen sich in Nachbarschaft zur Bibliothek 21 auf dem Reißbrett bereits weitere große Büroflächen an, ohne dass große Abnehmer in Sicht sind.

Investoren setzen auf Aufschwung


Die Investoren setzen auf den allgemeinen Aufschwung, doch die nach Maklerangaben seit kurzem wieder steigende Nachfrage nach Büros bezieht sich bis jetzt lediglich auf Flächen unter 2000 Quadratmeter. "Es werden nicht alle, die am Start stehen, dieses Jahr auch mit dem Bau beginnen können", beschreibt Alexander Veiel vom Maklerbüro Jones Lang LaSalle die Situation am Büromarkt - Aufschwung hin oder her. Denn dass kaum neue Firmen nach Stuttgart ziehen und deshalb große Nachfrage von außen fehlt, ist ein lokales Dauerproblem. Büros lassen sich meist nur durch Umzüge oder Firmenkonzentrationen innerhalb der Stadt neu vermieten.

So nimmt es nicht Wunder, dass die anstehende Rochade von Landesministerien bei Investoren neue Überlegungen und Spekulationen beflügelt. Hinter dem Gemeinschaftsprojekt von Breuninger und Landesverwaltung am Karlsplatz, wo neben Ladengeschäften und einem Luxushotel auch Neubauten für mehrere Ministerien geplant sind, stehen bekanntlich große Fragezeichen. Und zudem könnten die Expansionspläne des Landtages letztlich dazu führen, dass auch noch das Finanzministerium oder das Kultusministerium - oder am Ende auch beide - in neue Büros umziehen müssen, um im Neuen Schloss Platz für die Abgeordneten zu machen.