Senioren-Wohnungen, Wohngemeinschaften für Sehbehinderte, eine Arztpraxis und ähnliches – so stellen sich Investoren und Planer ein Wohnprojekt mit sozialem Charakter in der Stammheimer Ortsmitte vor. Nach deutlicher Verzögerung soll mit den Arbeiten in diesem Jahr begonnen werden.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Eigentlich hätten die Abrissbagger schon längst ihre Arbeit tun sollen – doch das Kachler-Haus und sein Nebengebäude stehen immer noch. Bereits im Jahr 2015 hatten Architekt Ernst Frey und ein Vertreter der Firma Paulus Wohnbau die Vorplanungen für einen Neubau an der Ecke Kornwestheimer/Korntaler Straße dem Bezirksbeirat vorgestellt. Mit ihrem Entwurf waren sie im Gremium auf großes Wohlwollen gestoßen. Von einem Baubeginn im Jahre 2016 war seinerzeit die Rede. Doch daraus wurde nichts. Noch immer liegen die Pläne beim Stuttgarter Baurechtsamt und befinden sich im „Ämterdurchlauf“, wie Amtsleiterin Kirsten Rickes bestätigt. Einen konkreten Termin, wann die Genehmigung für den Bau erteilt wird, könne sie nicht nennen.

 

Etwas zuversichtlicher äußert sich Investor Erwin Paulus – mittlerweile. „Wir sind nun soweit, dass es bald losgehen könnte“, sagt Paulus. Der Ämterdurchlauf sei nicht so reibungslos erfolgt, wie erhofft. „Der Prozess hat sich länger hingezogen als nötig“, sagt Paulus, ohne auf Details näher eingehen zu wollen. Wichtig sei nur, dass das Verfahren deutlich in Schwung komme. „Wir warten zwar noch immer auf die Baugenehmigung, aber ich glaube, es ist absehbar und ich denke, dass es bis Juni oder Juli klappen könnte. Dann wäre unser Ziel, im Herbst 2017 mit den Arbeiten anzufangen.“ Bezugsfertig könnte das Gebäude im Frühjahr 2019 sein.

Das ehemalige Kachler-Haus wird abgerissen

Nach wie vor soll in direkter Nachbarschaft zum Stammheimer Schloss und der Schloss-Scheuer ein Wohnprojekt mit sozialem Charakter verwirklicht werden. Geplant sind sieben Seniorenwohnungen, die von der Stiftung Evangelische Altenheimat gekauft wurden, im Tausch gegen die Hälfte der Grundstücke, nämlich dem Gebäude mit der Hausnummer 23 (Kachler-Haus). „Im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss möchte die Nikolauspflege, – teilweise in Eigentum und teilweise als Mieter – Flächen, um dort Wohngemeinschaften für Sehbehinderte einzurichten.“

Darüber hinaus soll es in dem Gebäude im Erdgeschoss zwei Gewerbeflächen geben mit 100 beziehungsweise 200 Quadratmetern Fläche. Auch über eine passende Nutzung hat sich der Investor bereits Gedanken gemacht: „Wir sind in Gesprächen mit einem Arzt, doch der möchte sich erst dann endgültig entscheiden, wenn er weiß, wann es mit dem Projekt tatsächlich losgeht.“ Was die andere Gewerbefläche angeht, könne er sich eine physiotherapeutische Praxis oder etwas ähnliches vorstellen, das zum Angebot der umliegenden Pflegeheime passe. „Gespräche hierüber haben wir noch keine geführt, wir warten die Baugenehmigung ab.“

Im Untergeschoss des Neubaus ist eine Tiefgarage geplant. Dort sollen 16 Fahrzeuge abgestellt werden können. Zusätzlich dazu könnte noch eine weitere Garage gebaut werden, die über dieselbe Zufahrt angefahren werden kann. In dieser zweiten Tiefgarage könnten laut Erwin Paulus zwölf bis 16 Tiefgaragenplätze geschaffen werden: „Wir haben der Stadt ein entsprechendes Nutzungsrecht angeboten.“

Weitere Tiefgaragenplätze für ein Projekt der Stadt

„Das Angebot liegt uns schon eine ganze Weile vor“, bestätigt Hans Knierriem vom Hochbauamt. Tatsächlich habe die Stadt ein großes Interesse an den zusätzlichen Stellplätzen, denn sie möchte an der Korntaler Straße 1 (Gemeindehaus) ein neues Bürger- und Familienzentrum bauen. Um dieses genehmigt zu bekommen, müssten laut Knierriem 22 Stellplätze nachgewiesen werden. Die Plätze in der zweiten Tiefgarage wären ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. „Ich habe dem Amt für Liegenschaften und Wohnen vergangene Woche mitgeteilt, dass wir uns eine Nutzungsregelung mit der Paulus Wohnbau vorstellen könnten“, sagt Knierriem.