„Überlebensgeschichten von A bis Z“ stehen in einer Ausstellung von 19. Februar an im Fokus, die Erlebnisse von Geflüchteten präsentiert. Im Winter rücken die 60er Jahre in den Fokus.

Stuttgart - Fünf Türen, drei davon sind mit Ketten verschlossen, eine mit Holzlatten verrammelt. Nur die in der Mitte ist offen – und hinter der Tür sieht man die deutschen Farben schwarz-rot-gold, sozusagen als freier Weg in eine bessere Zeit. Ein Bild, gemalt von einer Jugendlichen, die aus dem arabischen Raum geflüchtet ist und Teil einer Ausstellung im Haus der Geschichte, die am 19. Februar eröffnet wird. Bisher standen im frei zugänglichen Eingangsbereich 26 Vitrinen, in denen ein Baden-Württemberg-ABC gezeigt wurde. In diesen Schaukästen werden jetzt bis zum 8. April 2018 Überlebensgeschichten erzählt. Von „Angst“ bis zur „Zulassung“ werden abenteuerliche Wege von Geflüchteten thematisiert, die hier ganz bewusst nicht Flüchtlinge heißen. „Das ist auch eine Frage des Respekts“, sagt dazu Ausstellungsleiterin Paula Lutum-Lenger.

 

Der Fokus der Ausstellung liegt auf dem Erlebten der Menschen. Das Paar dünne Stoffschuhe, das eine Irakerin auf ihrem langen Weg getragen hat, ist für sich betrachtet wirklich nur ein Paar Schuhe, zusammen mit der Geschichte bekommt der profane Teil der Schuluniform aber ein ganz anderes Gewicht. Wie fühlt sich das an, auf dünnen Gummisohlen einen gefährlichen Weg in eine unbekannte Zukunft zu gehen? „Wir wollen die Erfahrungen der Menschen zeigen“, erklärt Paula Lutum-Lenger. Und wenn man 2018 wieder zum Baden-Württemberg ABC zurückkehrt, werden dort auch einige Teile der Überlebensgeschichten aufgenommen werden.

Legenden der Rockmusik

Spannend wird es im Haus der Geschichte kurz vor Weihnachten. Nach der noch bis Ende Juli laufenden Sonderausstellung über den schwäbischen Kinoproduzenten Carl Laemmle, werden von 22. Dezember an die 1960er Jahre präsentiert. Die Dekade war eine Zeit des Aufbruchs – auch für viele Legenden der Rockmusik. 15. Januar 1969, Liederhalle Beethovensaal. Jimmy Hendrix spielt seine extatische E-Gitarre und im Städtle wird tagelang heiß diskutiert, was dass denn nun sei? Für viele Ältere war das damals schlicht Lärmbelästigung, das Konzert ein Treff Langhaariger, die in der Zeit besser „äbbes gschafft“ hätten. Für die Jungen dagegen eine große Gala ihres charismatischen Meisters, der ein paar Monate später in Woodstock die US-Hymne als Sinnbild der Probleme des vom Vietnamkrieg gespaltenen Landes derart genial zersägte, dass sie auch knapp 50 Jahre später bei der Amtseinführung von Donald Trump wunderbar gepasst hätte.

Große Freude über Teufel-Büste

In der Ausstellung wird auch ein kleiner Mitschnitt des Konzerts in Stuttgart gezeigt werden. Im Moment werden die Exponate zusammen getragen. Plakate, Tickets, Flugblätter aus den Jahren, in denen auch die Friedens- und Anti-Atomkraft-Bewegung entstanden. Dazu gibt es Einblicke in das Stuttgarter Clubleben, Filme aus der legendären Discothek „Conny“ in Cannstatt und andere Exponate die zum Thema „Jugend. Kultur. Protest. Die 60er im Südwesten“ passen.

Vieles wird noch gesucht, am Dienstag bekam das Haus der Geschichte aber ein ganz anders, neues Ausstellungsstück. Die Karl Schlecht Stiftung schenkte dem Haus eine Büste des früheren Ministerpräsidenten Erwin Teufel. „Wir freuen uns über ein Portät der Persönlichkeit, mit der die Entstehung dieses Hauses eng verknüpft ist“, sagt Museumsleiter Thomas Schabel bei der Präsentation der Büste. Und fügte lachend hinzu: „Wir sind doch alle Teufels Kinder.“ Zu der Präsentation waren neben Teufel selbst auch viele seiner politischen Weggefährten gekommen, die sich das Werk des Bildhauers Serge Mangin anschauen wollte. Auch die Königlichen Hoheiten Prinz Bernhard von Baden und Herzog Friedrich von Württemberg gaben sich die Ehre.