Für die Ausstellung im Gerlinger Rathaus wurden drei spannende Künstlerinnen aus der Region gewonnen. Die Arbeiten könnten kaum unterschiedlicher sein, haben aber etwas gemeinsam: Sie irritieren die üblichen Sehgewohnheiten.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Gerlingen - Ein junges Mädchen in weißem Kleid, das merkwürdig isoliert von seiner Umwelt wirkt. Graubraune Gesichter, kaum als solche zu erkennen. Worte und Sätze, gemalt auf eine Leinwand und verwirrend verfremdet. Am Sonntag war die Vernissage für die schon traditionelle Ausstellung im Gerlinger Rathaus, und es ist keine leichte Kunst, die den Besuchern dort nun geboten wird. Drei Künstlerinnen, alle Mitglied im Verband Bildender Künstler Baden-Württemberg, wurden für die Schau gewonnen. Ihre Arbeiten könnten kaum unterschiedlicher sein und haben doch etwas Verbindendes: Sie irritieren die Sehgewohnheiten.

 

Petra Brinkschmidt aus Besigheim hat Kunst studiert, aber erst seit 15 Jahren arbeitet sie wieder als Malerin und Zeichnerin. Meist malt die 54-Jährige nach Fotografien, die sie selbst geschossen hat, oft von jungen Frauen. Entsprechend figürlich sind ihre Werke. „Aber es sind keine Porträts“, sagt sie. Tatsächlich entfremdet sie stark und platziert die Protagonistinnen in einen völlig neuen Kontext. Ihre Figuren wirken verletzlich, irgendwie bedroht, herausgerissen aus der Welt.

Wortbilder und Lichtarbeiten

Sie sei seit 50 Jahren Kunstschaffende, sagt Rea Siegel Ketros, und in dieser Zeit hat sie viel Kunst geschaffen. Die 72-Jährige aus Lauffen am Neckar hat im In- und Ausland ausgestellt, markant sind ihre Lichtarbeiten. Dafür trägt sie auf Leinwände unterschiedlich dicke Schichten Farbe auf – werden diese von hinten beleuchtet, treten Formen hervor. „Das Spiel mit Negativ- und Positivformen spielt bei mir immer eine große Rolle“, sagt die Künstlerin. Noch deutlicher wird das in ihren Wortbildern, für die sie Worte oder kurze Sätze auf Leinwand bannt. Indem sie auch da mit der Negativform experimentiert, geraten die üblichen Sehgewohnheiten durcheinander.

Die dritte Künstlerin, Elke Zemelka, hat lange Jahre in Mexiko gelebt, bevor sie zurück nach Baden-Württemberg, genauer: nach Remseck, zog. Das sieht man ihren Bildern an. Zemelka malt ihre Gesichter und Körper in erdigen Grau- und Brauntönen, platziert sie aber auf intensiv leuchtenden Hintergründen. Das ergibt einen harten Kontrast. Sie reflektiere, sagt sie, in diesen Arbeiten auch das ganz andere Licht in diesen zwei völlig verschiedenen Welten, die Kontraste zwischen Mexiko und Deutschland.