Kein Ämterwirrwarr mehr: Wer Fragen an die Stuttgarter Verwaltung hat, kann ab sofort einfach die 115 wählen. Diese Einheitliche Behördenrufnummer soll der „direkte und einheitliche Draht in die Verwaltung sein, an dem alle Fragen beantwortet werden.“

Stuttgart - Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle hat seinen Reisepass verloren – doch er hat Glück und bekommt mit nur einem Anruf alle Informationen darüber, was er nun tun muss. Tun müsste, denn sein Anruf ist nur ein Test, und er markiert die Freischaltung der Einheitlichen Behördenrufnummer 115 in der Landeshauptstadt. Sie soll künftig montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr der „direkte und einheitliche Draht in die Verwaltung sein, an dem alle Fragen beantwortet werden“, sagt die Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe, Beauftragte der Bundesregierung für IT. Informationen soll es aber nicht nur zu städtischen Angelegenheiten geben, sondern auch zu Landes- oder Bundesthemen. Zudem könnten die Stuttgarter zum Beispiel Details zu Kindergärten in einer anderen Stadt erfragen, was wichtig bei Umzügen sein könne.

 

Denn mittlerweile kann die 115 in bundesweit 280 Kommunen mit 23 Millionen Einwohnern angewählt werden. Unter den Landeshauptstädten war Stuttgart eines der Schlusslichter im Westen. Dafür sei die Stadt bundesweit vorn, was die Umsetzung der nötigen Wissensdatenbanken angehe, sagt Wölfle. Denn eine Auskunft wird zentral für das Intranet, Internet und mobil ausgegeben, Aktualisierungen seien so leichter möglich. Wölfle hofft, dass auch Umlandkommunen mit der Vorwahl 0711 ihre Informationen in die Stuttgarter Datenbank einspeisen. Mit der Nummer, die bei den meisten Telefonanbietern in der Flatrate enthalten ist, geht die Stadt auch ein Serviceversprechen ein: Drei Viertel aller Anrufe sollen binnen einer halben Minute angenommen und 65 Prozent ohne Weitervermittlung beantwortet werden. „Faktisch liegen wir bei beiden Werten aber bei 81 Prozent“, sagt Rogall-Grothe. Vorteile soll die 115 auch den Mitarbeitern der Fachbereiche bringen, die nicht mehr durch so viele Anrufe belastet würden.

Beantwortet werden die Fragen im Service-Center der SSB AG-Tochter Netcom, dessen Betrieb jährlich rund eine Million Euro koste. Dort sitzen derzeit 15 Mitarbeiter, die eigens geschult worden sind. „Das war eine Herausforderung, Verwaltungsabläufe so abzubilden, dass sie auch Nichtverwaltungsleute verstehen“, sagt Wölfle. Zumindest bei seinem Anruf hat es geklappt – und die Mitarbeiterin konnte ihm danach noch für seine Besucherin Touristentipps geben.