Seit Anfang des Monats ist die neue Besenwirtschaft auf dem Bauersberger Hof für Weinfreunde offen. Gleich am Eröffnungstag war Hochbetrieb, und Remshalden hat – zumal bei Nacht – nebenbei eine echte Landmarke geschenkt bekommen.

Remshalden - Kernen lässt in zwei Wochen die Bürger über den Aussichtssteg auf den Sieben Linden abstimmen. Weinstadt weiß noch nicht so richtig, ob man mit Blick auf die Interkommunale Gartenschau 2019 nach hochtrabenden Plänen für die an recht markanter Stelle liegende Ruine Kappelberg wenigstens ein Glockentürmchen an den Remstalrand setzen mag. Winterbach hat erst jüngst die als dortige Landschaftsmarke geplante Remsnaturierung auf Eis gelegt, und in Waiblingen tobt der Streit über die künstliche Kunstlichtung in der Talaue. Mit dem Ausstieg aus der geplanten Rems-Kanuroute schien sich auch Remshalden nahtlos in die Perlenreihe der gestorbenen Gartenschauprojekte einzugliedern, aber plötzlich sieht es anders aus – zumindest bei Nacht. Hoch droben am Remstalrand leuchtet dem remsaufwärts reisenden Besucher des Abends ein beeindruckender Lichterpalast entgegen – die hell erleuchteten Fensterfronten der neuen Besenwirtschaft des Weinguts Mayerle mit dem programmatischen Namen Weitblick-Besen.

 

Eröffnungsfest im Sommer – erste Besensaison seit Anfang November

Im Sommer bereits ist dort testweise das zweitägige Eröffnungsfest für den markanten Bau an exponierter Stelle am oberen Rand der Geradstettener Weinberge gestiegen. Danach, nach zweijähriger baubedingter Pause, hat auch wieder das mehrtägige Sommerfest stattgefunden, zu dem traditionell um die 1000 Weinfreunde den Weg hoch in den Remshaldener Bergflecken finden. Seit dem 1. November ist nun die erste offizielle Besenzeit eröffnet, in der neuen Besenwirtschaft mit bestem Blick weit remstalabwärts bis Stuttgart und – ganz in der Ferne bei guter Sicht, so erzählt Seniorchef Theodor Mayerle – sogar bis zur Eselsburg bei Horrheim, wo so nebenbei natürlich auch Wein wächst.

Der Wein stehe natürlich auch dort oben in der Wengertwirtschaft mit weinseligem Weitblick im Mittelpunkt, sagt Juniorchefin Nina Mayerle, die unterstützt vom Lebensgefährten und ehemaligen Moselwengerter Matthias Greif schon seit einiger Zeit die Gesamtverantwortung im Weingut trägt. Nicht die traditionelle, rustikale Besenwirtschaft sei das Wunschziel für den eigenen Besen gewesen, sagt die Frau, die nebenbei im Weinprojekt Vinissima mit weiteren Weinmacherinnen die speziellen weiblichen Schwerpunkte beim Weinmachen pflegt. Die Weinwirtschaft habe bei aller Gemütlichkeit durchaus einen etwas moderneren Touch haben sollen. Davon zeugen denn auch das helle Design und die lichten Glasfronten, die den grandiosen Blick aufs Remstalpanorama und gen Stuttgart frei machen.

Schweinelendchen und Mozzarellasticks

Auch im Speisenangebot liegt im Weitblick-Besen der Schwerpunkt nicht auf der besenüblichen Schlachtplatte mit Kraut, sondern geht vom Schweinelendchen über Salatteller mit Mozarellasticks bis hin zum Dessert mit Apfelküchle und Vanilleeis. Und wegen des fehlenden Sauerkrauts, sagt Nina Mayerle, habe sich bisher noch niemand beschwert. Auch die große Weinauswahl samt der Möglichkeit, jeden Tropfen als Zehntele zu probieren, komme bei den Gästen gut an. Von den Gästen auf dem Bauersberger Hof wiederum stammt auch der Name des neuen Besens. Beim Sommerfest haben die Mayerles einen kleinen Namenswettbewerb veranstaltet. Da sei der Vorschlag Weitblick-Besen gleich ein gutes Dutzend Mal mit dabei gewesen.

Mit der Konzession lediglich für den Besenwirtschaftsbetrieb bleibt der Weitblick-Besen andererseits in der alten Besenwirtschaftstradition. Eine komplette Gasthauskonzession sei auch nicht geplant: „Wir sehen uns nicht in ersten Linie als Gastronomen, sondern sind Wengerter mit Leib und Seele“, sagt Nina Mayerle dazu. Wie die zweimal acht Wochen Öffnungszeit übers Jahr verteilt würden, das sei noch offen. Momentan ist zunächst einmal – bei Ruhetagen am 14. und 15. sowie vom 19. bis zum 22. – noch Premieren-Besenzeit bis zum 27. November – „danach sehen wir weiter“.