Neue Fotos von der Raumsonde New Horizons zeigen, wie aktiv es auf dem Pluto zugeht. Dort fließen Gletscher aus Stickstoffeis. Für die Nasa-Forscher ist das ein weiteres Argument dafür, den Pluto als echten Planeten anzuerkennen.

Stuttgart - Wenn man Fotos von fernen Planeten analysiert, muss man aufpassen, dass man sie nicht so interpretiert wie Bilder der Erde. Wenn William McKinnon also von Gletschern auf dem Pluto spricht, die sich langsam bewegen und sich sogar in einen Krater ergießen und ihn nach und nach füllen, dann fügt er hinzu: „Ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, dass es sich nicht um Wassereis handelt.“ Wassereis ist bei Temperaturen von etwa minus 230 Grad auf dem Pluto sehr hart; daraus könnten Berge bestehen. Aber gefrorener Stickstoff und gefrorenes Methan sind auf dem Pluto weich genug, um wie irdische Gletscher zu fließen. Und das ist auf neuen Fotos zu sehen, die von der Raumsonde New Horizons heruntergeladen worden sind. „Der Pluto erzählt uns eine komplizierte Geschichte“, sagt Alan Stern, der wissenschaftliche Leiter der Mission.

 

Weil die Funkverbindung über die Strecke von fünf Milliarden Kilometern schwach ist, konnten die Forscher der Nasa erst fünf Prozent der Daten herunterladen, die die Sonde sammelte, als sie vor zehn Tagen mit hoher Geschwindigkeit am Pluto vorbeiflog. Die neuen Bilder werden vorerst die letzten sein, da in den kommenden Wochen andere Messdaten für die Übertragung vorgesehen sind. Erst Mitte September erwarte man die nächsten Bilder, sagt Stern. Doch schon die ersten fünf Prozent beflügeln die Forscher. Fließendes Stickstoffeis habe man erwartet, sagt McKinnon. Aber es nun zu sehen, sei wie ein Traum, der endlich wahr werde.

Von wegen Zwergplanet, sagen die Forscher

Sein Kollege Michael Summers berichtet von ersten Messungen, die zeigen, dass eine mehr als 100 Kilometer dicke Dunstglocke den Pluto umgibt, was die Forscher überrascht. „Das lässt den Atmosphärenforschern fast Tränen in die Augen steigen“, gesteht er. Der Dunst entsteht, weil das Sonnenlicht chemische Prozesse in Gang setzt, bei denen Kohlenstoffpartikel entstehen, die langsam größer werden und schließlich auf die Oberfläche fallen. Auf dem Pluto regnet es also, auch wenn es keine Wassertropfen sind, die vom Himmel fallen.

Vor einigen Jahren ist der Pluto von der Internationalen Astronomen-Vereinigung zu einem Zwergplaneten am Rande des Sonnensystems erklärt worden. Alan Stern und seine Kollegen sprechen jedoch von einem Planeten und hoffen darauf, dass sich ihre Meinung bei den Fachkollegen durchsetzt. „Definitionen können sich ändern“, sagt Stern. Man habe auf dem Pluto schon so viele Prozesse entdeckt, dass es schwer falle, ihn nicht als richtigen Planeten zu sehen.