Dem Kirchenbezirk Schorndorf, der sich von Alfdorf bis nach Weinstadt-Beutelsbach erstreckt, steht von Sonntag an die Dekanin Juliane Baur vor. Im Gespräch ordnet sie die spezielle Situation ein, in welcher sie dieses Amt im Reformationsjahr übernimmt

Schorndorf - Am Sonntag wird in der Schorndorfer Stadtkirche die Investitur der evangelischen Dekanin Juliane Baur gefeiert – sie ist die erste Frau in diesem Amt, die der Kirchenbezirk Schorndorf je hatte. Im Interview spricht sie über ihre Sicht auf ihre Rolle als Frau, als Dekanin – und über die Herausforderungen, die der neue Pfarrplan mit sich bringt.

 
Frau Baur, Sie haben am Sonntag Ihre feierliche Amtseinsetzung, Sie kommen als Dekanin im Luther-Jahr nach Schorndorf. Was verbinden Sie damit?
Mit Schorndorf verbinde ich einen sehr vielfältigen Kirchenbezirk, auf den ich mich sehr freue. Ich bin gespannt auf die Menschen und ihre Prägungen. Das ist etwas, was Kirche für mich ausmacht – wie Menschen ihren Glauben leben. Mit dem Luther-Jahr verbinde ich die Chance, sich darüber Gedanken zu machen, was unsere Identität als evangelische Christen ausmacht – immer auch im ökumenischen Miteinander, nicht als Abgrenzung gemeint. Wir müssen wissen, wie wir Glaubensdinge heute ausdrücken können.
Sie haben ja im evangelischen Stift in Tübingen zuletzt als Studieninspektorin gearbeitet – was bringen Sie von dort mit?
Meine Tätigkeit in Tübingen hatte zwei Bereiche: Der eine war die Leitung einer Einrichtung. Das bringe ich mit, selbst wenn die Leitung eines Kirchenbezirks breiter und vielfältiger ist. Das andere ist die Arbeit mit jungen Erwachsenen, künftigen Pfarrern und Religionslehrern. Ich habe im Stift sehr oft Gespräche geführt, was diese jungen Menschen im Pfarrdienst erwartet. Mit diesen Fragen setzen sich die künftigen Pfarrerinnen und Pfarrer existenziell auseinander. Und das ist ein großer Pluspunkt, diese ständige Reflexion: was wird erwartet, was kann erwartet werden, was können junge Menschen in den Pfarrdienst einbringen?
Sie sind in der Geschichte des Kirchenbezirks die erste Frau, die als Dekan amtiert. Das ist etwas Neues – oder wie sehen Sie es?
Es ist nicht ganz neu, dass es in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg Dekaninnen gibt – es sind zwar im Verhältnis zu den männlichen Kollegen nicht viele, aber es werden mehr. In Tübingen ist bereits die zweite Frau Dekan. Aber für mich ist es natürlich neu und für den Kirchenbezirk selbst ohne Zweifel auch. Ganz selbstbewusst würde ich sagen: Jeder Mensch, der ein Amt antritt, füllt es mit seiner Person und Persönlichkeit aus – unabhängig davon, ob ich das als Frau mache oder ob das ein Mann machen würde. Ich werde es anders machen als meine Vorgänger – aber eben, weil ich ein anderer Mensch bin.