Mit großem Hype ist vor zwei Wochen die erste, legale Downhill-Strecke in Stuttgart eröffnet worden. Bei den Bikern und bei der Stadt kommt die Strecke sehr gut an. Anwohner klagen jedoch über rasende Sportler und gefährliche Abkürzungen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Des einen Freud, des anderen Leid. Die neue Downhill-Strecke von Degerloch nach Stuttgart-Süd ist vor knapp zwei Wochen mit großer Begeisterung eröffnet worden. Der Andrang auf die rund 1,1 Kilometer lange Strecke war an den ersten Wochenenden riesig. Viel Lob gab es vor allem für das Team der Stuttgarter Downhill-AG. Bei Günther Kuhnigk gehen viele positive Mails und Anrufe ein. „Auch viele Nicht-Biker freuen sich über die neue Strecke“, sagt der Sportamtsleiter.

 

Anwohner ärgern sich über Raser

Leid gibt es eher auf Seiten der Anwohner der Strecke. Einige sind bisher absolut nicht zufrieden mit dem Massenandrang an Sportradlern vor ihrer Haustür. Nicht, weil sie diese dort nicht haben wollen, sondern weil viele sich nicht an die Regeln halten. „Die freundlich grüßenden, rücksichtsvoll fahrenden und einsichtigen Sportler sind zwar eine elitäre, aber sehr kleine Minderheit“, sagt Karl Gerok aus Degerloch. Der Großteil verhält sich seinen Beobachtungen nach schon vor der Zufahrt auf die Strecke, als ob er sich schon auf selbiger befindet. Vor allem auf der Josef- und der Helene-Pfleiderer-Straße in Degerloch „brettern die Fahrer mit überhöhter Geschwindigkeit“ durch die Straßen, so Gerok. Das ist allerdings auch überhaupt nicht die Strecke, welche die Downhiller von der Endhaltestelle der Zacke aus nehmen sollen. Aufgrund einer derzeitigen Baustelle an der Jahnstraße ist es aber der einfachere Weg. „Ich befürchte, der Weg pendelt sich ein, wenn die Baustelle weg ist.“

Auch Gertrud Moll (SÖS-Linke-Plus) vom Bezirksbeirat Süd hat schon viele Radler auf falschen Pfaden beobachtet. Vor allem an zwei Stellen halten sie sich nicht an die Regeln. Zum einen, wenn sie die Strecke in Richtung Ausfahrt an der Karl-Kloß-Straße verlassen. „Dort fahren viele auf dem Fußweg weiter und das in einem Affenzahn“, klagt Moll. Das zweite Problem: Einige verlassen die Ausfahrt und fahren auf dem Gehweg statt auf der Fahrbahn der Karl-Kloß-Straße weiter. „Das ist sehr gefährlich für Fußgänger“, ergänzt Moll. Auch die Gehwege an der Böheimstraße und entlang des Marienhospitals nutzen viele Radler als Abkürzung zum Marienplatz. Bei ihrem Parteikollegen Heinrich Kaiser, der im Eiernest wohnt, sind ebenfalls viele Beschwerden von Nachbarn über rücksichtlose Radler eingegangen.

Schilder sollen Abhilfe schaffen

Die Strecke über das Eiernest war schon vor dem Bau der legalen Bahn ein beliebter Weg der Radler aus dem Wald raus in die Stadt. Darin liegt nach Ansicht von Jannick Henzler das Problem. „Das ist noch eine alte Gewohnheit“, befürchtet er.

Sein Team von der AG Downhill Stuttgart – die sich maßgeblich für die legale Strecke eingesetzt und auch an der Umsetzung mitgearbeitet hat – hat inzwischen reagiert. „Wir haben an unklaren Stellen Schilder aufgestellt“, sagt Henzler. Die weisen nun den rechten Weg. Zudem habe man Holzzäune an den beliebten Abkürzungsstrecken aufgebaut.

Auch auf der Website der AG und auf der eigenen Facebook-Seite „Woodpecker Stuttgart“ gibt es seit vergangener Woche mehrere Aufrufe an die Downhill-Fahrer, sich an die Regeln und die vorgeschriebenen Wege zu halten. Henzler hofft auf eine Gruppendynamik der Szene in Stuttgart. „Die regelmäßigen Fahrer sollen die Ausreißer auch belehren.“

Ortskundige Biker nutzen den richtigen Weg

Nach seinen Erfahrungen in den letzten zwei Wochen sind es nämlich eher einige wenige schwarze Schafe, die sich nicht an die Vorschriften halten. Auch sei es kein Problem der Stuttgarter Downhiller. Die kennen den richtigen Weg. Henzler sieht das Ganze deshalb eher als Anfangsproblem. „Wir sind da dran. Wir sind für die Anwohner da, wenn es Beschwerden gibt und versuchen das schnell zu lösen. Ich bin mir sicher, das pendelt sich ein“, betont er.

Das sieht auch Günther Kuhnigk so. Lediglich in der ersten Woche nach der Eröffnung sind auf seinem Amt einige wenige Beschwerdeanrufe eingegangen. Das führt er auf den großen Hype am Anfang zurück, der viele ortsunkundige Downhiller aus dem Umland angelockt hat. Am vergangenen Freitag seien dann die Schilder und Absperrungen aufgestellt worden. „Seitdem gab es bei uns keine Klagen mehr“, sagt Kuhnigk. Große Eskalationen an der Strecke befürchtet er deshalb künftig nicht.

Nach dem Massenandrang am Eröffnungswochenende ist nun auch etwas Normalität eingekehrt auf der neuen Strecke. Lediglich an der Zacke-Haltestelle am Marienplatz erfordert es besonders am Wochenende etwas Geduld. Nur zehn Räder dürfen pro Fahrt mit. Da müssen einige inzwischen auch mal zwei bis drei Bahnen abwarten, bis Platz ist. Zu sonderlich großer Aufregung hat aber auch dies nicht geführt, sagt Hans-Joachim Knupfer von der SSB. „Das hat mich zwar auch überrascht, aber es gab kaum Beschwerden“, sagt der Pressesprecher.