Eine Serie von Sachbeschädigungen an Cabriolets mit einem Gesamtschaden von rund 100 000 Euro endete erst im Frühjahr. Nun findet sie möglicherweise eine Fortsetzung.

Esslingen - Der Polizei liegen noch keine Erkenntnisse vor, ob die Serie von aufgeschlitzten Cabrio-Verdecken in Esslingen wieder auflebt. Tatsache aber ist, dass seit dem 12. November in der Innenstadt an vier Fahrzeugen jeweils die Stoffdächer aufgeschnitten worden sind. Zudem ähnelt die Vorgehensweise stark jener, mit der ein Unbekannter im vergangenen Winter rund 50 Cabriolets beschädigt hat.

 

Auffällig ist der fast identische zeitliche Beginn

Im vergangenen Jahr hatte in Esslingen die Serie von Sachbeschädigungen an Cabriolets am 14. November begonnen und am 18. März dieses Jahres ein Ende genommen. Möglicherweise nur ein vorläufiges, denn jüngst, am 12. November, ist der Polizei die erste Tat gleichen Musters gemeldet worden. „Der nahezu identische zeitliche Beginn ist schon auffällig“, sagt Michael Schaal, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen. Dennoch sei es nach vier neuerlichen Fällen in den vergangenen zwei Wochen für die ermittelnden Kollegen noch zu früh für eine Einordnung. Ob es sich um Einzelfälle handle, oder der Serientäter erneut zugeschlagen habe, könne noch nicht eingeschätzt werden. Die Polizei geht aber davon aus, dass es dem Täter wie schon bei der vergangenen Serie allein darum geht, seine Zerstörungswut auszuleben, denn aus den Fahrzeugen wurde nichts entwendet. Der Sachschaden ist entsprechend groß. Allein bei den jüngsten vier Fällen beläuft er sich auf mehr als 10 000 Euro. Die Serie vom vergangenen November bis in den März dieses Jahres hinein verursachte einen Schaden in Höhe von rund 100 000 Euro.

Damals war sich die Polizei über das Täterprofil nicht ganz schlüssig. Sie ging zwar von einem Einzeltäter aus, schloss aber auch eine Tatbeteiligung von Komplizen oder das Nacheifern durch sogenannte Trittbrettfahrer nicht aus. Mit einer Zunahme solcher Taten dürfte auch der Arbeitsumfang in einer Esslinger Firma wieder ansteigen, die auf die Reparatur von Cabrio-Verdecken spezialisiert ist. Der Inhaber verglich seinerzeit die Situation mit jener „der Dachdecker nach einem Sturm“.

„Gekränkter, zurückgewiesener Mensch“

Der bekannte Polizeipsychologe Adolf Gallwitz vermutete in einem Interview mit dieser Zeitung, dass es sich bei dem Cabrio-Schlitzer um einen „gekränkten, im Alltag zurückgewiesenen Menschen“ handelt. Dieser verfolge bei seinen Taten heimliche und hinterlistige Strategien. Darüber hinaus gebe es nichts, „was ihn im Alltag oder Beruf positiv auslastet, ihm Sinn gibt oder ihn freut“, vermutete Gallwitz. Der Täter lebe seine Unzufriedenheit, Wut und Aggression aus, indem er mit dem Messer umher laufe, und damit die Verdecke zerstöre. Dies sei für den Unbekannten weit mehr, als nur Reifen zu zerstechen oder den Lack zu zerkratzen. Es weise zudem auf einen „intensiveren Bezug zum Auto und dessen Besitzer“ hin. Zwar kannte Gallwitz die Esslinger Fälle nicht explizit. Doch wollte er nicht ausschließen, dass angesichts der Tatausführung und langen Dauer der Serie die Hemmschwelle des Täters, auf einen Menschen einzustechen, sinken könne, „da ihn die Stellvertreterfunktion des Autos nicht mehr befriedigt“.

Die Polizei geht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht von einer neuerlichen Serie aus, „wir können es aber auch nicht ausschließen“, sagt Michael Schaal. Die Ermittler hoffen auf Hinweise zu den Taten unter der Telefonnummer 07 11/3 99 00.