Flüchtlinge werden künftig auch in Waldheimen untergebracht. In Stuttgart kommen sechs Stück in Frage. Die Verwaltung stellt an diesem Mittwoch ihr Konzept vor, wie sie 1500 neue Plätze für Asylbewerber schaffen möchte.

Stuttgarter Norden - Derzeit leben rund 4400 Flüchtlinge in Stuttgart. Sie sind in insgesamt 81 Unterkünften im Stadtgebiet untergebracht. Erster Bürgermeister Michael Föll rechnet aktuell damit, dass Stuttgart monatlich 600 Menschen aus einer Landeserstaufnahmestelle zugewiesen bekommt. Noch vor einigen Monaten waren es gerade einmal etwa 200 Asylbewerber.

 

Die Suche nach neuen Unterkünften erweist sich als Herkulesaufgabe. Zudem können einige Neubauten, sogenannte Systembauten, erst später als erhofft eingeweiht werden – wie zum Beispiel an der Solitudestraße in Weilimdorf oder an der Furtwänglerstraße in Botnang. Dort werden die Flüchtlinge wohl erst im Mai beziehungsweise April kommenden Jahres einziehen können.

Doch trotz aller Widrigkeiten hat es die Stadt Stuttgart bislang vermeiden können, Asylbewerber in Zeltstädten und Turnhallen unterzubringen. Und das soll auch so bleiben. Ob das klappt, werden an diesem Mittwoch Michael Föll, Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer der Presse erklären. Sie haben zumindest Vorschläge erarbeitet, wie mehr als 1500 weitere Plätze für Flüchtlinge geschaffen werden können. Am kommenden Freitag, 2. Oktober, werden dann die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen des Gemeinderats in einer öffentlichen Sondersitzung über die sogenannte Tranche 5 beraten. Los geht es um 10 Uhr im Stuttgarter Rathaus. Thema werden dann auch die Waldheime der evangelischen und katholischen Kirche sein. „Die Stadt prüft derzeit das Waldheim Gallenklinge in Botnang zur Unterbringung von etwa 30 Flüchtlingen“, sagt Pfarrer Werner Laub auf Nachfrage der Nord-Rundschau. „Eine definitive Entscheidung von Seiten der Stadt erfolgt diese Woche, ebenso ein Beschluss des Kirchengemeinderats.“ Auch ins evangelische Waldheim auf der Zuffenhäuser Schlotwiese könnten bis Juli 2016 zirka 50 Flüchtlinge einziehen.

Matthias Jürgens zum Sprecher gewählt

Als nicht geeignet gilt hingegen das evangelische Waldheim Lindental in Feuerbach. „Die sanitären Einrichtungen sind nicht ausreichend“, sagt der geschäftsführende Pfarrer aus Feuerbach, Hartmut Zweigle. „Aber wir stellen grundsätzlich natürlich gerne Räume zur Verfügung.“ Nicht geeignet sei auch das katholische Waldheim im Lindental. Es sei nicht winterfest, heißt es bei der katholischen Kirche in Feuerbach.

In Zuffenhausen ist die Stadtverwaltung dagegen noch einmal fündig geworden. Nachdem die Rathausspitze vor wenigen Tagen erklärte, dass für mindestens ein Jahr rund 70 weitere Flüchtlinge in Zuffenhausen an der Stammheimer/Neckarsulmer Straße leben werden, hat das Jugendamt nun auch vor, sieben unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an der Lothringer Straße und zehn Jugendliche an der Markgröninger Straße unterzubringen. Die Notaufnahme sei völlig überfüllt, sodass man neue Wohnungen nutzen müsse, heißt es beim Jugendamt. Am Dienstag, 27. Oktober, wird ein Mitarbeiter des Jugendamtes den Zuffenhäuser Bezirksbeiräten die Arbeit mit den jungen Flüchtlingen vorstellen. Wenn dann im Frühjahr kommenden Jahres auch die zwei neuen Unterkünfte an der Schwieberdinger Straße eingeweiht werden, leben in Zuffenhausen knapp 550 Flüchtlinge.

Matthias Jürgens Foto: Ströbele
Damit die Integration im Stadtbezirk gelingen kann, gibt es mittlerweile zwei Freundeskreise. Seit knapp 15 Monaten sind die freiwilligen Helfer an der Zazenhäuser Straße aktiv. Die Arbeit der Ehrenamtlichen an der Gottfried-Keller-Straße beginnt erst Schritt für Schritt. Am vergangenen Montagabend hat die offizielle Gründungsversammlung der „Flüchtlingsfreunde Gottfried-Keller-Straße“ stattgefunden. Die rund 40 Anwesenden wählten bei einer Gegenstimme und sieben Enthaltungen Matthias Jürgens zum Gesamtsprecher des Freundeskreises. Der 37-Jährige wird die Schnittstelle zwischen den Sozialarbeiterinnen und den Ehrenamtlichen bilden. Ihm zur Seite sollen bald auch Mitarbeiter aus Zuffenhäuser Unternehmen stehen. „Wir sind mit verschiedenen Firmen in Gesprächen, die uns bei der ehrenamtlichen Arbeit mit den Flüchtlingen unterstützen wollen“, sagte Bezirksvorsteher Gerhard Hanus. Unterstützung sei in vielen Bereichen denkbar. Sozialarbeiterin Anna Drayß legte die aktuelle Priorität allerdings ganz klar auf die Betreuung der Kinder, die größtenteils alleine spielen würden. Des Weiteren fehle es auch an Menschen mit Sprachkenntnissen in Albanisch, Kurdisch oder Arabisch.