In Hausen, Feuerbach und Botnang sollen insgesamt sechs zusätzliche Unterkünfte für Flüchtlinge gebaut werden. Es wird davon ausgegangen, dass Stuttgart im nächsten Jahr monatlich etwa 150 neue Flüchtlinge aufnehmen muss.

Stuttgarter Norden - Die Stadt Stuttgart ist in Zugzwang. Derzeit geht die Verwaltung davon aus, dass die Landeshauptstadt im kommenden Jahr durchschnittlich rund 150 Flüchtlinge pro Monat aufnehmen muss. Wenn die Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zutrifft, fehlen in Stuttgart für 2015 noch 593 Plätze.

 

Es gibt zu den Vorschlägen keine anderen Alternativen

Am Dienstag präsentierte die Verwaltung vier Vorschläge, an welchen Standorten neue Unterkünfte geschaffen werden sollen. Unter anderem ist angedacht, in Botnang, Feuerbach und Hausen insgesamt sechs Gebäude für bis zu 477 Asylbewerber zu erstellen. „Es war ein sehr schwieriger Suchlauf“, sagte Erster Bürgermeister Michael Föll. „Wir schütteln die Flächen nicht aus dem Ärmel, die verfügbar und genehmigungsfähig sind. Wir haben zu den vier Vorschlägen keine Alternative.“ Geprüft habe man auch alle Flächen in den Gewerbegebieten. „Dort sind aber derzeit keine Potenziale verfügbar“, ergänzte Föll.

Die Lage in Weilimdorf

Anders sieht das im Weilimdorfer Stadtteil Hausen aus. Mehrheitlich forderte der Bezirksbeirat die Verwaltung im Oktober auf, eine brach liegende Sportfläche zwischen dem Herdweg in Ditzingen und dem Hausenring zu untersuchen. Axel Wolf vom Amt für Liegenschaften und Wohnen nahm den Vorschlag dankend auf. Das Ergebnis liegt nun vor: „Wir halten diesen Standort für realisierbar“, sagt Föll. Drei sogenannte Systembauten für maximal 243 Flüchtlinge sollen auf der Fläche entstehen, die bis Ende 2013 vom TSV Weilimdorf genutzt wurde. Bezirksvorsteherin Ulrike Zich hofft, dass sich viele Ehrenamtliche finden, die sich vor Ort einbringen wollen. Der Vorsitzende der Bürgervereinigung Hausen, Franz Habermüller, wusste am Dienstag noch nichts von den Plänen der Stadt. Der rund 70 Mitglieder starke Verein werde sich aber mit dem Thema beschäftigen.

Die Pläne rufen Spannungen und Diskussionen hervor

Bei der Interessengemeinschaft Schelmenäcker-Süd fühlt man sich von der Stadt „belogen und betrogen“. Viele Anwohner und Eigentümer aus diesem Gebiet in Feuerbach liefen schon gegen die Pläne der Verwaltung Sturm, dort eine Unterkunft für maximal 78 Personen zu bauen. Nun soll eine zweite folgen. „Was soll man schon dazu sagen? Das ist doch genau das, was wir befürchtet hatten“, sagt ein Mitglied der Interessengemeinschaft, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Wir haben aber immer noch Hoffnung, dass in den Gremien von Stadt und Bezirk anständige und verständige Menschen sitzen, die sich unserer Belange annehmen und nicht nur alles durchwinken.“ Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es in der kommenden Bezirksbeiratssitzung am Dienstag, 16. Dezember, im Feuerbacher Rathaus hoch hergehen wird, wenn die Kommunalpolitiker über die Pläne der Verwaltung diskutieren. „Ich halte von dem Vorschlag rein gar nichts“, betont FDP-Bezirksbeirätin Gabriele Heise. „Wir haben beschlossen, das Wohnheim auf dem ehemaligen Fahrion-Areal als möglichen Standort zu prüfen, und das wurde immer noch nicht getan.“ Ihrer Meinung nach sei es möglich, dort Flüchtlinge unterzubringen. Die Verwaltung sieht das anders (wir berichteten). Bezirksvorsteherin Andrea Klöber möchte sich zu diesem Thema nicht äußern. Bürgermeister Michael Föll: „Wir haben immer mit offenen Karten gespielt. Schon damals, als wir die erste Tranche zur Unterbringung der Flüchtlinge vorgestellt haben, gab es eine Variante in Schelmenäcker-Süd, die zwei Gebäude vorgesehen hat.“ Doch da sei der Bedarf noch nicht da gewesen. Mittlerweile stelle sich die Situation anders dar. „Ich halte unseren Vorschlag für vertretbar, wohlwissend, dass die Anwohner nicht begeistert sein werden“, sagt Bürgermeister Föll.

Die Lage in Botnang

Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle ist frohen Mutes, dass die Botnanger den Stuttgarter Weg mitgehen, möglichst über das ganze Stadtgebiet verteilt relativ kleine Unterkünfte zu schaffen: „Wir stellen uns und zeigen uns solidarisch.“ An der Furtwänglerstraße, im Gebiet Metzgerbach/Ruckenäcker, sollen zwei Unterkünfte für maximal 156 Flüchtlinge entstehen. Zehn Kleingärten müssten dafür weichen. Zwischen 1992 und 2009 gab es schon an der Beethovenstraße eine Unterkunft mit bis zu 270 Flüchtlingen. Am kommenden Montag, 8. Dezember, wird der Botnanger Bezirksbeirat über die Pläne diskutieren.