Im Theodor-Heuss-Haus gibt es eine neue Familienführung. Diese wird zu bestimmten Terminen angeboten, etwa am Wochenende zum Familientag am 22. November 2015.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - So interessant „dem Heuss sein Häusle“ mitsamt den Informationen zu Politik, Leben und Werdegang des ersten Bundespräsidenten für Erwachsene sein kann, bei Kindern sieht das ganz anders aus. Um aber auch die jüngsten Besucher zu begeistern, hat das Theodor-Heuss-Haus nun eine neue Familienführung entwickelt.

 

„Die Familien sind sehr dankbar, wenn sie etwas zusammen unternehmen können“, weiß Museumspädagogin Christiane Ketterle. Die Führung richtet sich sowohl an die Eltern, Großeltern, Tante oder Onkel, wie auch an die Kinder, ab einem Alter von etwa acht Jahren. „Es soll ein Gemeinschaftserlebnis sein“, sagt Ketterle, bei dem es auch darum gehe, dass persönliche Erfahrungen der Älteren mit einfließen. Susann Schuchert, die Besucherführerin, die gemeinsam mit Ketterle die Familienführung entwickelt hat, erklärt dies an einem Beispiel. „Wenn es etwa um die Studienzeit von Theodor Heuss geht, erwähne ich, dass Frauen damals nicht studieren durften.“ Das sei dann der Punkt, an dem die Erwachsenen einsteigen: „Es wird vom eigenen Studium berichtet, die Mutter sagt dann vielleicht: In der damaligen Zeit hätte ich gar nicht studieren können.“

Die Exponate zum Anfassen sind beliebt

Auch das Radio, das in Heuss’ Arbeitszimmer ausgestellt ist, funktioniert gut als Anknüpfungspunkt: „Viele Kinder nehmen das Radio gar nicht mehr wahr oder sind sich nicht sicher, was es ist“, erklärt Christiane Ketterle. „Die begleitenden Erwachsenen können aber sehr wohl erzählen, wie wichtig das Radio einmal war, und anhand des Geräts kann ein guter Übergang zur Zeit des Nationalsozialismus gelingen: welche Funktion hatte das Radio in dieser Zeit?“ So erklärt Susann Schuchert: „Wir versuchen, eine Verbindung zwischen Heuss’ Leben und dem Leben der Kinder herzustellen.“ Es gibt Such- und Schätzaufgaben, außerdem sind die Exponate zum Anfassen seien beliebt. Etwa das historische Spielzeug aus dem 19. Jahrhundert, anhand dessen mit den Kindern darüber gesprochen wird, wie sich dies von heutigen Spielsachen unterscheidet. Auch eine neue Nivea-Cremedose dürfen die Kinder begutachten – unterscheidet sie sich doch wesentlich von dem älteren Modell, das in einer Vitrine zu sehen ist, und das Elly Heuss-Knapps Tätigkeit als Werbetexterin illustriert. Je nachdem, was die Kinder interessant finden oder wozu sie weitere Fragen haben, kann Schuchert unterschiedliche Schwerpunkte setzen. „Es ist nie dieselbe Führung, sondern jedes Mal anders.“

Die Führung geht chronologisch vor, so Schuchert: „Wir beginnen im Gartengeschoss in der ständigen Ausstellung und gehen dann hinauf in die Wohnräume.“ Und am Ende, wenn die Kinder gefragt werden, was sie sich gemerkt haben, ist auch Schuchert oft überrascht: „Es ist erstaunlich, was sich selbst die Kleineren, die nicht am aufmerksamsten zuhören, merken können.“