Als erster Versicherer startet der italienische Versicherungskonzern Generali hierzulande mit einem groß angelegten Rabattprogramm. Der Bund der Versicherten reagiert skeptisch.

München - Wir erfinden Versicherungen neu“, sagt Giovanni Liverani, der Deutschlandchef des italienischen Assekuranzriesen Generali, der hierzulande hinter Allianz die Nummer zwei der Branche ist. Bislang seien Versicherer für Kunden da, wenn ein Schaden entsteht. Moderne Digitaltechnik erlaube es aber, Versicherte per Anreiz zu einem besseren Leben zu verhelfen. Klingt selbstlos, ist aber der erste Schritt, Versicherte mit einer Risikolebens- oder Berufsunfähigkeitspolice dazu zu bringen, der Generali Einblicke ins Private zu gewähren. Bei einem gesundem Lebenswandel winken Rabatte. Dazu wurde die neue Tochter Generali Vitality gegründet, die dem Programm auch den Namen gibt. Wer gesund lebt, erhält Punkte, die eine Risikolebenspolice um bis zu elf Prozent und eine Berufsunfähigkeitsversicherung um bis zu 16 Prozent verbilligen.

 

„Alles ist freiwillig und für alle Kundengruppen unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand“, sagt Vitality-Chefin Astrid Koida. Kein Kunde werde gezwungen, Daten, die bei der Tochter bleiben, weiterzugeben. Generali selbst werde nur der Status eines Versicherten gemeldet, der von Bronze über Silber und Gold bis Platin reicht. Um das Ganze schmackhafter zu machen, kooperiert Generali mit einer Reihe von Partnern, die ebenfalls Rabatte gewähren. So bekommt ein Bronze-Versicherter bei Kaufhof zehn Prozent Rabatt auf einen Einkauf, ein Platin-Versicherter 40 Prozent. Ähnlich ist die Staffelung für Sportartikel aus dem Adidas-Online-Shop.

Gewicht und Blutzucker bitte!

Doch am Anfang werden persönliche Daten abgefragt. Beim Gesundheitscheck geht es um Gewicht, Blutzucker und Cholesterinspiegel. Gefragt wird nach der Bewegung. All dies bringt Punkte. Allerdings muss man die Angaben durch einen Fitness-Tracker nachweisen. Auch der Einkauf gesunder Lebensmittel wird mit Punkten belohnt. Dazu gibt Generali Vitality einen Einkaufskorb vor. Ein Malus für ungesund lebende Kettenraucher ist nicht vorgesehen, betont Koida. Das Gesundheitsprogramm startet deutschlandweit Anfang Juli und wird demnächst auch auf die private Krankenversicherung ausgedehnt, kündigte Liverani an.

Neu ist die Idee, Versicherte mit einem gesünderen Lebensstil zu rabattieren, nicht. Gesetzliche Krankenkassen bieten hierzulande schon länger Rabatt gegen die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen. Und bei Kfz-Versicherern gibt es Telematiktarife, die den Fahrstil messen, was bei gesitteter Fahrweise ebenfalls Rabatte bringt. Aber die Dimension, in der Generali denkt, ist neu. Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdS) beobachtet die Entwicklung mit einiger Skepsis. „Wie will man zum Beispiel kontrollieren, ob jemand eingekaufte Gesundheitskost auch selber isst?“, fragt sie. Chips und Schokolade kaufe ein Versicherter dann wohl auf separater Rechnung. Vor allem seien solche Programm geeignet, das Versichertenkollektiv zu zerstören, warnt die Verbraucherschützerin. Denn dafür anmelden würden sich Verbraucher, die ohnehin einem gesunden Lebensstil nahestehen. Dadurch erhalte ein Kranken-, Lebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherer tendenziell eine junge und gesunde Klientel.