Eine Gruppe möchte in Schorndorf regelmäßig deutsch-türkische Kulturevents organisieren. Sie sollen den Deutschtürken Blicke auf ihre Wurzeln ermöglichen und das Verständnis zwischen den beiden Kulturkreisen stärken. Die Auftaktveranstaltung mit einer Stand-up Comedian findet am Freitagabend statt.

Schorndorf - Das Schorndorfer Kulturforum, das viele Veranstaltungen und Gruppen in der Daimlerstadt koordiniert, ist um eine weitere Initiative reicher. Vor gut einem halben Jahr hat sich eine „Kültür“-Arbeitsgemeinschaft gegründet, die sich ein interkulturelles Motto gegeben hat. „Kültür ist einfach die türkische Übersetzung des Begriffs Kultur“, sagt Claudia Schöneweiß-Akin. Die Gruppe will regelmäßig Veranstaltungen organisieren, welche die Kultur der hierzulande größten Migrantengruppe betreffen. Das könnten Kino, Theater und Kabarettvorführungen sein, sagen die Mitglieder der Gruppe. Den Beginn markiert bei einer Aufführung am Freitag, 28. Oktober, die Stand-up-Comedian Senay Duzcu, die um 20 Uhr im Club Manufaktur auftritt. Es gelinge ihr, „mit Humor die politische Auseinandersetzung zum Thema Interkulturalität aufzulockern, ohne ihre Bedeutung abzuwerten“, heißt es im Ankündigungstext des Kulturforums.

 

Religion steht nicht im Vordergrund

Mit dieser Charakterisierung sind Teile der Zielsetzung der Kültür AG gut beschreiben. Im Vordergrund stehe die gesellige Begegnung mit der Kultur – aber wichtig sei, diese von Orten zu lösen, in denen die Religion im Vordergrund steht, wie etwa Moscheen. „Beim Kulturforum geht es immer um die Kultur, nicht um die Religion“, begründet dies Peter Kuhnle, der seitens der Institution bei der Organisation der neuen Arbeitsgruppe mithilft. Man habe die Kültür AG innerhalb des Forums der Sektion „Heimat“ zugeordnet, sagt Kuhnle. Das passe einfach, denn Heimat umschreibe nicht nur den bloßen Wohnort, sondern auch eine Art Gefühl, das nicht an die Wurzeln gebunden sei – sondern an den Ort, an welchen man sich zugehörig fühle.

Dieses Gefühl empfinden viele Deutschtürken unterschiedlich. „Ich fühle mich manchmal sehr verdeutscht“, sagt Sükriye Döker, die für die Grünen im Schorndorfer Gemeinderat sitzt. Ihren beiden Kindern wolle sie näherbringen, wo sich ihre Wurzeln befinden. „Gerade meine ältere Tochter fragt mich danach“, sagt die Stadträtin. Dafür passende Kulturveranstaltungen habe es seither zwar in Stuttgart, jedoch nicht in Schorndorf gegeben. Nun ist auch geplant, türkische Filme im Kino Kleine Fluchten in der Manufaktur zu zeigen, mit deutschen Untertiteln. Der erste Film soll am Samstag, 12. November, 17 Uhr, „Kelebegin Rüyasi“ sein, der auch den Titel „Der Traum eines Schmetterlings“ trägt und den Wettbewerb zweier Poeten um eine schöne Frau beschreibt. Im Anschluss an die Vorführung ist ein geselliger Austausch in der Manufakturkneipe vorgesehen.

Ursprünge im Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit

Die Ursprünge der Kültür-AG liegen vier Jahre zurück. Im Herbst 2012 veranstaltete das Schorndorfer Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus Projektwochen mit dem Titel „Vielfalt in Schorndorf“ – ein Thema, das später von der Stadt und deren Integrationsbeauftragten aufgegriffen wurde. Die Hilfe der Stadt bewerten die Macher der neuen Gruppe als sehr gut. Der Oberbürgermeister Matthias Klopfer habe sie an das Kulturforum vermittelt, und die Institution, die über eine eigene Geschäftsstelle verfügt, stehe den Ideen der AG sehr offen gegenüber und ihnen mit Rat und Tat zur Seite – alles in allem eine gute Voraussetzung, um der Kültür in der Daimlerstadt künftig einen festen Platz zu geben.