Das Ludwigsburger Schloss und die Großhöchberger Probierbühne Kabirinett machen gemeinsame Sache: Im kommenden Jahr wird im herrschaftlich-barocken Schlosstheater Kleinkunst gezeigt.

Ludwigsburg - Das Ambiente ist hochherrschaftlich: Das Bühnenbild inszeniert die tiefe Holzbühne als imposanten Säulengang, und der Saal mit seiner geschwungenen Form, den Balkonen und der Königsloge strahlt barocke Opulenz aus. Das historische Schlosstheater ist ein Ort, den man sich hervorragend als Bühne für klassische Musik- oder Theateraufführungen vorstellen kann. In der Tat sind diese hier ab und an zu sehen. Doch unter dem Stichwort „Volksbelustigung“ soll im kommenden Jahr geradezu ein Kontrastprogramm auf die Bühne kommen.

 

Denn das Großhöchberger Kleinkunsttheater Kabirinett bringt im April eine Programmreihe in das Schlosstheater, die einen gehörigen Gegensatz zum fürstlichen Dekor bieten dürfte. An vier Abenden wird hier Kabarett vom Feinsten zu erleben sein: Gleich zweimal steht der Altmeister Emil Steinberger auf der Bühne, zudem wird der Moderator der ZDFneo-Sendung „Nate Light“, Philipp Simon, mit einem Soloprogramm aufwarten. Thomas Weber, Chef des Kabirinetts und selbst Schauspieler und Kabarettist, tritt ebenfalls auf: Zusammen mit seinem Team und begleitet von einem kleinen Orchester wird er die Eigenproduktion „Flauberzöte“ aufführen, eine kabarettistische Bearbeitung der Mozart-Oper „Die Zauberflöte“.

Schlosstheater begeistert die Besucher

Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung, ist hin und weg von dem neuen Angebot. „Das historische Theater begeistert die Menschen, sie wollen es bespielt sehen“, erklärt er die Idee für die neue Reihe. Bei Führungen werde er ständig von Leuten angesprochen, die eine Aufführung in den altehrwürdigen Räumen besuchen wollten. Irgendwann hatte er die Idee der Kooperation mit dem Kabirinett. Schließlich bestand der Kontakt zu Weber bereits: Er ist bei Führungen als „Freiherr von Hügel“ oder als „Geheimer Hofschreiber“ im Schloss unterwegs.

Für Thomas Weber war das Angebot ein Glücksfall: „Wenn ich ins Schlosstheater komme, ist das jedes Mal aufs Neue ein Wow-Effekt für mich“, schwärmt er. Nicht nur die Besonderheit des Raumes fasziniert ihn, sondern auch seine Geschichte. Immerhin habe der pompöse Ort früher dazu gedient, die Hofgesellschaft zu unterhalten. „Daran will ich anschließen: Bei unserer Kleinkunst geht es um hochwertige Unterhaltung“, betont Weber. Das sei letztlich auch an der Besetzung der Reihe zu sehen.

Einst nur für die Hofgesellschaft zugänglich

Das Schlosstheater wurde 1758 von Herzog Carl Eugen eingerichtet. Damals traten die berühmtesten Künstler Europas in Ludwigsburg auf, die spendablen Gagen des Herzogs lockten Musiker und Tänzer aus Paris und anderen Metropolen der Zeit nach Württemberg. Allerdings war die herrschaftliche Bühne zunächst der Hofgesellschaft vorbehalten. Erst im 19. Jahrhundert wurde sie an Wandertruppen vermietet, und die Vorstellungen wurden für alle Bürger zugänglich. Doch in den 1850er Jahren wurde der Spielbetrieb eingestellt, das Schlosstheater verfiel in einen etwa 100 Jahre währenden Dornröschenschlaf.

Aus Sicht von Experten war diese Entwicklung pures Glück, denn nur so habe diese klassische Kulissenbühne so gut erhalten werden können. Zumal das Schlosstheater überwiegend aus Holz besteht und früher mit Kerzenschein erleuchtet wurde – eine gefährliche Kombination. Tatsächlich ist ein Großteil der ausgeklügelten Bühnenmaschinerie noch im Original vorhanden – und funktionstüchtig. „Das ist eines der älteren Barocktheater europaweit, das noch voll funktionsfähig ist“, schwärmt Stephan Hurst.