Am Freitag steigt das erste Heimspiel der Stuttgarter Volleyballerinnen – mit Wanna Buakaew. Die 35-jährige Thailänderin ist die neue Libera des Bundesligisten – und ein Fan der sozialen Medien.

Stuttgart - Auf dem Spielfeld ist der Ball ihr Arbeitsgerät. Die Aufgabe: in Annahme und Abwehr den blau-gelben Volleyball nicht auf den Boden kommen zu lassen. Dies führt regelmäßig zu spektakulären Rettungsaktionen der eher kleinen Spielerin im andersfarbigen Trikot, die laut Regelwerk weder angreifen noch blocken oder aufschlagen darf.

 

Das erste Mal aufmerksam auf Wanna Buakaew (1,76 Meter, 35) wurde Stuttgarts Trainer Guillermo Naranjo Hernández bei der Champions-League-Premiere in Baku im vergangenen Oktober. Nach der Rückkehr berichtete er angetan von der Leistung der quirligen Azerrail-Libera, die sich am Ende der Saison die Meisterschaft in der Superleague von Aserbaidschan sicherte. Jetzt trägt sie in Stuttgart das orange Trikot und hatte bereits wenige Stunden nach ihrer Ankunft Ende September ihren ersten Arbeitseinsatz. Nach der Anreise von Bangkok nach Frankfurt inklusive Verspätung des Weiterflugs nach Stuttgart brachte der Athletik-Trainer Ioannis Paraschidis die Spielerin nahezu auf direktem Weg in die Scharrena. Schließlich stand ein Testspiel gegen Zhejiang New Century Tourism Volleyball im Trainingsplan. Coach Hernández wollte, dass seine neue Libera als Kennlern- und Aktivierungsprogramm wenigstens einen Satz lang mitspielt. Buakaew spielte stattdessen durch, alle vier Durchgänge, und hinterließ gleich einen tollen ersten Eindruck. „Jetzt aber endlich ins Bett, ich bin seit über 30 Stunden wach“, sagte Buakaew und beeindruckte wenige Stunden später mit ihrem zweiten Arbeitsgerät, ihrem Smartphone, als sie auf Facebook mit einem Video live ging,und sich beim Frühstück filmte. Mehr als 6000 Menschen verfolgten im Livestream Szenen, wie Buakaew zum Beispiel wortlos das Glas einer Nuss-Nougat-Creme öffnete. „Ich habe mit 21 Jahren angefangen, auf verschiedenen Social-Media-Kanälen aktiv zu sein. Später steigerte sich meine Popularität immens, als ich in die Nationalmannschaft kam“, erklärt Buakaew in holprigem Englisch.

Volleyball ist ihre Sprache

Obwohl sie viele Jahre in Italien und Aserbaidschan unter Vertrag war, hat sie kaum Fremdsprachen gelernt. Kein Problem: „Wenn sie bei meinen taktischen Anweisungen etwas nicht versteht, male ich es ihr auf, und sie weiß sofort Bescheid“, sagt Trainer Hernández. Buakaews Sprache ist Volleyball, das Smartphone ihr Kontakt zur Heimat und ihren Fans. Auf Instagram hat sie knapp 250 000 Abonnenten, auf Facebook etwa die Hälfte. Ein Beispiel: Ein simples Foto, auf dem ihr Reisepass und das Flugticket nach Berlin zum Supercup abgebildet sind, hat auf Instagram innerhalb 24 Stunden 11 000 „Gefällt mir“-Klicks und rund 50 Kommentare verursacht.

Schließlich ist sie die erste und bisher einzige thailändische Volleyballerin, die in Europa spielt. Für ihre ansehnliche Titelsammlung zahlreicher asiatischer und südasiatischer Meisterschaften und ihre Verdienste für ihr Land ist Buakaew bereits mit mehreren Auszeichnungen bedacht worden. Unter anderem ist sie Trägerin des Ordens Khrueang Ratcha Itsariyaphon An Pen Thi Choet Chu Ying Chang Phueak, besser bekannt als der Orden des Weißen Elefanten – die höchste Auszeichnung des Königreichs.

Grillwürste und Rostbraten

Neben dem regelmäßigen Training in Bad Cannstatt geht sie mit ihrer mitangereisten Freundin durch Stuttgart auf Entdeckungstour – und vor allem gerne essen. „Deutsche Grillwürste oder der schwäbische Rostbraten schmecken mir gut“, sagt sie, aber auch die Thai-Küche in ihrer neuen Heimat will sie demnächst ausprobieren. Und wird sicherlich ihren Fans davon berichten, auf Facebook (#wannafc) oder Instagram (#buakaewwwww), mit ihrem zweiten Arbeitsgerät. Aber natürlich auch vom Heim-Auftakt in der Bundesliga an diesem Freitag (19 Uhr) gegen Rote Raben Vilsbiburg, für den es noch Restkarten im Sitzplatzbereich sowie genügend Stehplätze gibt.