Das Verhalten von Flugreisenden hat sich geändert. Der Preis wird noch wichtiger - auch für die Lufthansa, meint Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Es ist Urlaubszeit. Und wer bisher noch keinen Ausflug in den sonnigen Süden gebucht hat, der macht jetzt vor allem eins: er sucht im Internet nach den besten und vor allem günstigsten Angeboten. Die zahlreichen Vergleichsportale, ob Swoodoo oder flüge.de und andere, helfen dabei. Der Gang ins Reisebüro wird für viele immer weniger wichtig – zumal dort für viele Reisen Zusatzkosten anfallen. Das ist ein Trend, den der ehemalige Chef der Lufthansa und heutige Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Mayrhuber zwar schon vor Jahren erkannt hat, den der amtierende Vorstandsvorsitzende des europäischen Marktführers, Carsten Spohr, aber erst jetzt nutzen will.

 

Bei Aldi buchen und abends im Sterne-Restaurant essen, so hatte Mayrhuber diesen Trend vor Jahren beschrieben. Und so ist es: zunehmend mehr Reisenden kommt es nicht mehr darauf an, schon bei der Buchung eines Fluges wissen zu können, wo sie später sitzen werden. Hauptsache ist, sie kommen an ihr Ziel. Da kann man auf dem Flug nach Mallorca für eine Stunde die Beine anziehen und auf einen Snack verzichten. Spät, aber für den Konzern hoffentlich nicht zu spät, reagiert die Lufthansa auf dieses veränderte Verhalten ihrer Kunden. Nicht nur die Billigflieger haben vorgemacht, dass es funktioniert, auch British Airways oder Air France tun es schon. Innerhalb des Konzerns hat die Europa-Tochter Germanwings gezeigt, dass es geht.

Dennoch bleibt es ein Spagat, denn auf den Langstrecken wollen die Passagiere nach wie vor mehr Komfort. Und die Konkurrenten aus der Golf-Region sind weiter auf dem Vormarsch – mit Hilfe von Subventionen, wie die Lufthansa und andere europäische und amerikanische Fluggesellschaften beklagen. Der Ansatz von Konzernchef Spohr ist dennoch richtig, er will den Kunden mehr Wahlmöglichkeiten bieten. Wer drei Wochen in den Urlaub fliegt, der ist auch bereit, auf Annehmlichkeiten zu verzichten, wenn der Preis stimmt. Wer am nächsten Morgen einen wichtigen Geschäftstermin in Peking hat, der muss eben mehr bezahlen für den Transfer dorthin, wenn er ausgeruht ankommen will. Für Spohrs Idee spricht, dass Zeit Geld ist – und dies in unserem Wirtschaftssystem nach wie vor eine Rolle spielt.