Im Mai kommenden Jahres wird auf der Landesmesse erstmals eine Halal Expo statt. Es ist die erste Messe für islamkonforme Produkte, die im deutschsprachigen Raum organisiert wird.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Eins ist sicher: mit Sekt wird nicht angestoßen, wenn am 25. Mai 2014 die erste Halal Expo Stuttgart eröffnet wird, eine Fachmesse für islamkonforme Produkte und Dienstleistungen. Alkohol ist nach islamischem Recht „haram“, also verboten. Deshalb ist er auf der Halal-Messe tabu. Halal bezeichnet alles, was für einen gläubigen Muslim erlaubt ist. „Wir werden uns auch im Messeumfeld halal-konform verhalten“, sagt Gerd Fleischer, ein Sprecher der Messe Stuttgart.

 

Nischenmarkt mit großem Wachstumspotenzial

Die Halal Expo Stuttgart ist die erste Fachmesse für islamkonforme Produkte im deutschsprachigen Raum. Auch weltweit ist das Angebot selten. Bisher gibt es nach Auskunft der Messe Stuttgart nur in Istanbul, Brüssel und Malaysia Fachmessen mit dieser Ausrichtung. Auch wenn es sich um einen Nischenmarkt handelt, verspricht sich die Messe einiges von der neuen Veranstaltung. „Mit rund fünf Millionen potenziellen muslimischen Konsumenten in den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz birgt der Markt für Halal-Produkte enorme Wachstumspotenziale“, sagt Ulrich Kromer, der Sprecher der Geschäftsführung der Messe Stuttgart. Mehr als 4000 islamkonforme Produkte europaweit auf dem Markt. Laut der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wird das Umsatzvolumen für Halal-Produkte allein bei Nahrungsmitteln und Getränken in Europa auf 67 Milliarden Euro geschätzt.

Nur wenige Betriebe in der Region werben mit Zusatz „halal“

In der Region Stuttgart gibt es nur wenige Betriebe, die mit dem Zusatz „halal“ für sich werben, die meisten von ihnen sind Restaurants. Bundesweit seien es rund 400 halal-orientierte Unternehmen. Dazu zählen auch deutsche und internationale Firmen, auf die der Normalverbraucher vielleicht nicht unbedingt in Verbindung mit dem Thema halal kommen würde: die Bremer Firma Roland Mehl zum Beispiel ist halal-zertifiziert oder der bayerische Gewürzproduzent Patzelt. Das wohl bekannteste Halal-Produkt stammt sogar aus dem Hause Nestlé: Gummibärchen, in denen keine Schweinegelatine enthalten ist.

Die Anregung zur Messe ist nicht etwa von den islamischen Gemeinden vor Ort gekommen. „Die Idee entstand bei uns im Haus“, sagt der Sprecher Gerd Fleischer. Für die Premiere wird vergleichsweise klein geplant: reserviert ist die Halle C2 im Internationalen Congresscenter. Der Schwerpunkt, so viel ist klar, soll auf Lebensmitteln liegen. Aber auch die Branchen Pharmazie und Kosmetik, Dienstleistungen und Finanzen sollen vertreten sein. Finanzanlagen stellen deshalb eine gewisse Herausforderung dar, weil keine Zinsen erhoben werden dürfen (siehe Infokasten).

Zahl der Aussteller steht noch nicht fest

Wie viele Aussteller vertreten sein werden, kann Fleischer noch nicht sagen. „Wir befinden uns in der Akquise.“ Halal-Anbieter aus der Region äußern sich interessiert: „An der Messe würde ich bestimmt teilnehmen“, sagt Sami Erkurt, der Geschäftsführer der Itikat Helal GmbH aus Altbach (Kreis Esslingen), die sich auf Tiefkühlprodukte, die „streng nach den Regeln des Korans produziert“ sind, spezialisiert hat. Sie ist schon seit 1994 und damit vergleichsweise lange im Geschäft. „Wir beliefern gewerbliche Kunden in ganz Europa“, sagt Erkurt, der sein Unternehmen bisher immer nur auf „normalen Lebensmittelmessen“ präsentieren konnte. Die Firma ist bis 2011 stetig gewachsen. Dass es seither kleiner weiter geht, liegt nicht an geschäftlichen, sondern an persönlichen Gründen.

Für gläubige Muslime, berichtet Erkurt, sei es schwierig, sich mit den Produkten aus normalen Supermärkten halal zu ernähren. Dabei gehe es nicht nur um Fleisch. Sie müssten sich auch bei den E-Zusatzstoffen genau auskennen. Schließlich gebe es auch Emulgatoren, die aus Schweinehaut oder Schweinefett hergestellt würden. „Das ist dann nicht halal“, sagt er. Sein Unternehmen hat er sich bei der Firma m-haditec aus Bremen zertifizieren lassen.

Verschiedene Institute zertifizieren die Produkte

Es ist nicht das einzige Zertifizierungsinstitut in dem Markt. In Hamburg sitzt das Europäische Halal Zertifizierungsinstitut, in Hannover die Engineering Consulting Trading GmbH, in Rüsselsheim Halal Control. „Es gibt bisher keine einheitliche Zertifizierung in Deutschland, das vermissen wir“, sagt Refik Akdeniz, der Geschäftsführer des Stuttgarter Restaurants Piri Reis Stuttgart. Eine „sehr gute Idee“, sei die Halal-Expo, findet Akdeniz, der ebenfalls seit der Restaurantübernahme vor zwei Jahren mit dem Zusatz „halal“ wirbt. Für ihn und seine Familie sei es immer schwierig gewesen, essen zu gehen, so sei er dazu gekommen. Wichtig sei seinen Gästen vor allem koscheres Fleisch, das er aus Karlsruhe beziehe. Aber dabei bleibe es natürlich nicht. „Wir sind auch alkoholfrei“, sagt Akdeniz, der seit 35 Jahren in Deutschland lebt. Eigentlich werde in der Gastronomie mit Alkohol das Geld verdient, aber die Einnahmeverluste nehme er gerne in Kauf.