Verkehrsminister Winfried Hermann besuchte das Hegelgymnasium. Er sprach mit den Schülern über das Thema „Neue Mobilität – nachhaltig mobil“. Eine Diskussion über Carsharing, Mautgebühren und das Tempolimit.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Eine Frage brannte den Schülern des Hegel-Gymnasiums besonders unter den Nägeln: „Wie sind Sie heute angereist?“, wollten sie von Winfried Hermann (Grüne), Minister für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg, wissen. Die vorbildliche Antwort Hermanns lautete: „Mit dem Elektroauto.“ Generell fahre er – wann immer es geht – mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Muss er das Auto benutzen, dann nur eines mit umweltschonendem Elektroantrieb. „Die derzeitige Mobilität ist alles andere als nachhaltig“, sagte Hermann. „Der Straßenverkehr erzeugt viel Lärm, belastet die Luft, verbaut viel Fläche und resultiert in vielen Unfällen mit einer hohen Zahl an Verkehrstoten.“ Zum Hegel-Gymnasium, wo der Minister am Dienstagmorgen eingeladen war, um mit den Schülern über das Thema „Neue Mobilität – nachhaltig mobil“ zu diskutieren, habe er ein ganz besonderes Verhältnis, verriet Hermann den Schülern. „Ich habe selbst auf Lehramt studiert und während meiner Referendarszeit hier ums Ecke gewohnt. Ich konnte sogar die Schulglocke hören.“

 

Um den Verkehr nachhaltig zu gestalten, gelte es, die Verkehrsmittel zu verbessern, den Verkehr von der Straße auf beispielsweise die Schiene zu verlagern und unnötigen Verkehr zu vermeiden. Außerdem sollten die Verkehrsträger besser miteinander vernetzt werden und die Entscheider selbst als Vorbild vorangehen und auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen. Dazu sollten Radwege ausgebaut und öffentliche Verkehrsmittel durch Taktverdichtung attraktiver gemacht werden. Gleichzeitig soll Autofahren in der Stadt unattraktiver werden, etwa durch eine Citymaut und Durchfahrtsverbote.

Für eine Umgehung der Innenstadt und direktere Wege

Kritik an Stuttgart 21 konnte sich Hermann nach der Frage „wie passt das Projekt zum Thema Nachhaltigkeit?“ von Schüler Lennart Babel nicht verkneifen. „Mit S 21 wird ein Bahnhof umgebaut, der so wie er jetzt ist wunderbar funktioniert. Von den acht unterirdisch gelegten Gleisen soll nur eines auf die Filder führen, das wird nicht reichen.“ Hermann möchte deswegen durchsetzen, ein oberirdisches Gleis zu behalten, welches den geplanten Umsteigebahnhof in Vaihingen anfährt. „Viele, die von außerhalb kommen, müssen in die Innenstadt fahren, obwohl sie zur Arbeit, zur Uni oder zur Schule auf die Filder müssen.“ Eine Umgehung der Innenstadt wäre also sinnvoll.

Carsharing als Geschäftsmodell der Zukunft?

„Wie sehen die Maßnahmen aus, mit denen Sie die Menschen in den ÖPNV bekommen möchten?“, wollte Peter Perivoitos wissen. Denn gerade in Stuttgart sei die Autoindustrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. „Wir müssen schauen, dass die Autos grüner werden“, sagte Hermann und ergänzte, dass etwa Parkgebühren den ein oder anderen Autofahrer zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel bewegen könnten. Das Modell Carsharing wird auch in Stuttgart immer beliebter. „Man muss kein Auto mehr besitzen, um eines zu fahren“, sagte Hermann. Wobei er auf Nachfrage von Benedikt Neininger zugibt, dass Menschen, die viel mit dem Auto unterwegs sind, wohl auch in Zukunft ein eigenes Auto besitzen werden. „Warum werden die Carsharing-Fahrzeuge von Firmen und nicht von der Stadt zur Verfügung gestellt?“, wollte Frederic Mattes wissen. „Das ist eigentlich nicht nötig“, antwortete Hermann. „Es gibt genug Firmen wie etwa Daimler, die das als neues Geschäftsmodell sehen.“ Außerdem stelle die öffentliche Hand die Ladesäulen und Parkplätze zur Verfügung.

Die Schüler wollten von Hermann auch wissen, wie er zu den Themen Autobahnmaut und einheitliches Tempolimit steht. „Wir sind das einzige Land, in dem es kein Tempolimit gibt. Wir pflegen eine ‚Kultur des Rasens, die in vielen Verkehrstoten resultiert.“ Eine einheitliche Geschwindigkeit bedeute weniger Stress und sichereres Autofahren. „Die Ausländermaut, wie sie jetzt durchgesetzt wurde, halte ich für wenig sinnvoll. Es wäre besser gewesen, die Lastwagen stärker zu bemauten, da sie es sind, die unsere Straßen kaputt machen“, sagte der Minister. Daraufhin hakte Kai Fiechtner nach, wieso Hermann die Nutzung von riesigen Lastwagen erlaube, den sogenannten Gigalinern. „Das ist in der Tat ein Widerspruch“, musste Hermann zugeben. „Ich bin generell gegen die Gigaliner, habe mich aber bereit erklärt, die Ergebnisse eines einjährigen Feldversuches abzuwarten.“ In dieser Zeit muss belegt werden, dass die Gigaliner tatsächlich, wie so oft angepriesen, ökologischer sind als normale Lastwagen.

Nach knapp zwei Stunden Vortrag und der Fragerunde verabschiedete sich der Minister von den rund 100 Oberstufenschülern, die sich im Musiksaal des Hegel-Gymnasiums zusammengefunden hatten. Und er wünschte sich, dass sie künftig öfter das Rad oder die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen würden.