Die wachsende Zahl von Flüchtlingen, die vor allem aus den neuen Bundesländern nach Stuttgart kommen, erhöhen den Druck in der ohnehin überlasteten Wohnungsnotfallhilfe. Die Stadt hat eine dritte Notunterkunft in Betrieb genommen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die wachsende Zahl von anerkannten Flüchtlingen, die vor allem aus den neuen Bundesländern nach Stuttgart kommen, erhöht den Druck in der ohnehin überlasteten Wohnungsnotfallhilfe. Auch deshalb hat die Stadtverwaltung Anfang voriger Woche eine dritte Notunterkunft in Betrieb genommen.

 

Bei den aktuell für die Jahreszeit eher mäßigen Temperaturen müsste die Winternotübernachtung eigentlich nicht überlastet sein. Tatsächlich aber war der Hauptstandort an der Hauptstätter Straße mit 50 Plätzen über den Jahreswechsel voll belegt. Nur in der Leobener Straße in Feuerbach, wo es zwölf reguläre Plätze gibt, war noch etwas Luft. Bekanntlich ist das System der Wohnungsnotfallhilfe in einem prekären Zustand und seit längerem „verstopft“, weil der Wohnraum für diese Gruppe von Menschen in der Stadt rar ist und diese deshalb nicht mehr aus dem Hilfesystem finden.

Flüchtlinge werden auch in billigen Pensionen einquartiert

Dazu kommt nun die wachsende Zahl von anerkannten Flüchtlingen, die insbesondere aus den neuen Bundesländern, einige aber auch aus Hessen kommen und in Stuttgart Arbeit und Wohnung suchen (wir haben berichtet). Inzwischen seien es seit Anfang Dezember rund 60, ausschließlich alleinstehende Personen vor allem aus Syrien, sagt der Sozialamtsleiter Stefan Spatz. Etwa ein Drittel von diesen melden sich bei einer Adresse etwa von Bekannten an, zwei Drittel gehen direkt zur städtischen Dienststelle für Obdachlose. Aber auch viele von denen, die erst einmal bei Bekannten in teils engen Wohnverhältnissen unterkommen, landen zuletzt doch im Hilfesystem der Landeshauptstadt. Weil sie als Flüchtlinge bereits anerkannt sind und nicht zu denen gehören, die der Stadt vom Land zugewiesen werden, bleiben ihnen Asylunterkünfte verschlossen.

Dieses recht neue Phänomen ist ein Grund dafür, dass die Sozialverwaltung am 4. Januar eine dritte Einrichtung der Wohnungsnotfallhilfe mit 49 Plätzen in Betrieb genommen hat, und zwar in der Villastraße im Stuttgarter Osten. Und manche der aus anderen Bundesländern in Stuttgart ankommenden Flüchtlinge quartiert das Sozialamt wie zum Teil auch andere Obdachlose in billigen Pensionen ein. Für insgesamt rund 600 Menschen nutzt die Stadt derzeit diese Form der Unterbringung.

Durch die anerkannten Flüchtlinge, die nun noch zusätzlich in das System der Wohnungsnotfallhilfe kommen, spitze sich die ohnehin schwierige Situation dort weiter zu, sagt Stefan Spatz. „Wenn das ungesteuert so weiterläuft, bringt das die Kommunen in die Bredouille“, warnt der Sozialamtsleiter. Die Folge davon könnte sein, erklärt Spatz, dass insbesondere die Metropolen der Republik zusätzlich zur Unterbringung von Flüchtlingen und von Obdachlosen ein weiteres „paralleles Unterbringungssystem“ schaffen müssten.