Zwei der schönsten Gebäude in Ludwigsburg, der Arsenalbau und das Zeughaus am Arsenalplatz, sind vor allem mit Akten belegt. Die Kommune will dies ändern – und hat konkrete Pläne für die historischen Häuser. Das Problem: das Land muss mitmachen.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Es ist ein kühner Gedanke, so kühn, dass sich die Stadtverwaltung nicht dazu äußern will. Nur auf hartnäckige Nachfrage bestätigt das Rathaus: „Ja, es gibt Gespräche.“ Weitere Details werde man aber nicht nennen. Die Stadträte sind allerdings bereits informiert, und die reden, so lange sie anonym bleiben dürfen, recht offenherzig über das neueste Ludwigsburger Großprojekt.

 

Das Staatsarchiv, das mit dem Arsenalbau und dem Zeughaus zwei der schönsten und größten Gebäude in der City belegt, soll weg. Nicht weg aus Ludwigsburg, aber weg aus der Innenstadt. Statt für Akten und Archivmitarbeiter sollen die denkmalgeschützten Häuser künftig für Studenten und Gastronomie genutzt werden. „Die Idee hat Charme“, erzählt ein Stadtrat. „Aber ob das klappt, da bin ich skeptisch.“

Der Verwaltungsspitze geht es darum, rund um den Arsenalplatz, an einer der markantesten Stellen im Stadtkern, für mehr Belebung zu sorgen. Ein Vorschlag ist daher, in den Gebäuden Räume für die Ludwigsburger Hochschulen zu integrieren. Das würde zu dem Ziel passen, das die Verwaltung schon lange verfolgt: Die Studenten, die heute vor allem auf dem Campus der Pädagogischen Hochschule und der Verwaltungshochschule im Stadtteil Eglosheim in Erscheinung treten, sollen enger an die City gebunden werden.

Studenten und Gastronomie statt Akten und Autos – das will die Stadt

In Kombination mit gastronomischen Angeboten, vielleicht auch einer Art Markthalle, würde dies die eher triste Atmosphäre am Arsenalplatz nachhaltig verändern. Noch dominiert dort ein großer Parkplatz, der aber – unabhängig von einer möglichen Verlagerung des Staatsarchivs – möglicherweise in einen grünen Park umgewandelt werden soll.

Der Haken aus Sicht der Stadt: sie kann nicht allein entscheiden. Arsenalbau und Zeughaus gehören dem Land, das sich derzeit weniger mit einem Umzug, dafür umso intensiver mit der Erweiterung des Archivs befasst. Unter der Erde soll am jetzigen Standort mehr Fläche geschaffen werden, die Planung ist weit vorangeschritten. „Unsere Magazinkapazitäten sind erschöpft“, sagt der Archivleiter Peter Müller.

Das Staatsarchiv ist eines der größten Archive des Landes. Alte Pergamenturkunden, Verwaltungsakten, Dokumente aus der NS-Zeit, zur RAF – 40 Kilometer lang sind die Regale im Zeughaus, und jedes Jahr kommen 500 Meter hinzu. Im Arsenalbau sind weitere Abteilungen des Landesarchivs untergebracht, außerdem finden dort Vortragsveranstaltungen, Führungen und Ausstellungen statt. Genau 125 Jahre lang war das Archiv im Residenzschloss untergebracht, bevor es in den 1990er Jahren in den 1762 erbauten Arsenalbau und das 1876 erbaute Zeughaus umzog – der Umbau der ehemaligen Kaserne und des Waffenlagers kostete damals rund 62 Millionen Mark.

Das Land muss Millionen in den Brandschutz investieren

Der Archivleiter sagt, dass er mit dem Standort sehr zufrieden sei, und verweist darauf, dass die Einrichtung pro Jahr immerhin rund 10 000 Besucher anlocke. „Die Überlegungen, jetzt etwas zu ändern, wurden nicht von uns, sondern von der Stadt angestoßen“, betont Müller. Mit Blick auf die von der Verwaltung gewünschte Belebung mittels Gastronomie sagt er: „Ich kann diesen Wunsch nachvollziehen, würde aber doch fragen, ob eine Innenstadt wirklich nur vom Kommerz leben muss.“

Die Verwaltungsspitze scheint trotzdem optimistisch zu sein, dass das sich Land bewegt. Demnächst muss der Brandschutz in Arsenalbau und Zeughaus modernisiert werden – ein Millionenprojekt. Die Kommune setzt darauf, dass sich das Land diese Investition gerne sparen würde. Sofern sich ein geeigneter Alternativstandort für das Archiv findet, und ein Vorschlag steht bereits im Raum: Am Bahnhof, am sogenannten Kepler-Dreieck, soll in den nächsten Jahren ein Hochaus entstehen. Wegen der Nähe zu den Gleisen können die unteren Geschosse vermutlich kaum für Wohnungen oder Büros genutzt werden – für ein Archiv aber durchaus.

Das für die Liegenschaften des Landes zuständige Amt für Vermögen und Bau war am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Stadt und das Amt haben sich aber zu weiteren Verhandlungen verabredet. „Letztlich“, sagt Peter Müller, „ist das eine rein politische Entscheidung.“