Seit Montag, 9. November, ist Sabine Witzke die neue Schulleiterin des Paracelsus-Gymnasium Hohenheim. Die 57-Jährige Deutsch- und Französischlehrerin bringt dafür vieles mit – doch etwas fehlt.

Plieningen - Die Schülerinnen und Schüler des Paracelsus-Gymnasiums Hohenheim (PGH) können sich schon mal einen Spitznamen für ihre frischgebackene Schulleiterin einfallen lassen. Von Montag, 9. November, an führt Sabine Witzke die Plieninger Schule. Die 57-Jährige tritt damit die Nachfolge von Siegfried Frey an, der im Juli in den Ruhestand gegangen ist.

 

Einen Spitznamen hat Witzke nach eigenen Angaben nicht aus ihrer Zeit als Deutsch- und Französischlehrerin am katholischen Mädchen-Gymnasium Sankt Hildegard in Ulm mitgebracht. Ansonsten scheint die 57-Jährige aber alles parat zu haben, was es braucht, um die Plieninger Schule zu leiten.

Klare Haltung zur Mehrzweckhalle

Dazu gehört natürlich auch eine klare Haltung zur Thematik gemeinsame Mensa mit der Körschtalschule: „Ich möchte eine Mehrzweckhalle“, sagt Witzke und spricht sich deutlich gegen die Innenhof-Überbauung aus. „Jesses, die Innenhöfe!“, habe sie gedacht, als sie von den Plänen der Stadt las, die PGH-Innenhöfe für eine gemeinsame Mensa mit der Körschtalschule zu überbauen. Zumal sie schon bei ihrem ersten Besuch von den Innenhöfen fasziniert gewesen sei. Außerdem ist Witzke überzeugt, dass eine Zusammenarbeit „leicht gehen muss“: „Wenn das PGH das Gefühl hat, dass jemand kommt und Raum wegnimmt, funktioniert es nicht“, sagt sie.

In den kommenden Wochen müsse sie sich noch reindenken in die Thematik und sich mit den entsprechenden Personen unterhalten – zuvorderst mit der Rektorin der Körschtalschule Regine Hahn. „Ich möchte, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagt Witzke, ist dann aber nicht ganz glücklich mit ihrer Wortwahl, könnte es doch so verstanden werden, als wäre das bis jetzt nicht der Fall. Sabine Witzke wählt ihre Worte immer mit Bedacht. Das kommt nicht von ungefähr, und der Satz, den sie in Bezug auf die Kooperation mit der Körschtalschule dann für treffender hält, scheint für Witzke Allgemeingültigkeit zu besitzen: „Ich möchte, dass jeder sein Gesicht wahrt und sich gut fühlt.“

Gemacht ist nicht gelernt

Auf eine nachgiebige Schulleiterin sollten sich die PGH-Schüler und -Lehrer aber nicht einstellen. Denn auch wenn es ihr pädagogischer Ansatz sei, vom Kind aus zu denken und sich zu fragen, was es braucht, wolle sie Qualität und die Orientierung an einem Wertekanon. Nachlässigkeiten, beispielsweise das großflächige Verteilen von Kleidungsstücken, registriert Witzke und nutzt sie zur Erziehung: „Im Alltag würde man schnell mal sagen: ,Heb’ deine Sachen auf.‘ Aber dann ist es halt gemacht und nicht gelernt. Mir ist es wichtig, ein Kind beiseite zu nehmen und zu fragen, warum es etwas macht.“ Sie fordert von ihren Schülern, „dass man sich immer überlegt: ,Kann der andere damit leben und könnte ich das?‘“. Bisher scheint Sabine Witzke damit gut gefahren zu sein: Einen Spitznamen hat sie zwar in ihren 20 Jahren am Ulmer Gymnasium nicht abgekommen. Aber dass sie bei ihr fürs Leben lernen, hätten ihr Schülerinnen gesagt.

Ihre Einstellung zum Leben war es, die sie jetzt nach Plieningen gebracht hat: „Hin und wieder muss man sein Leben ändern, sonst wird man zu bequem“, sagt sie. Deshalb habe sie nach einer neuen Herausforderung gesucht: „Ich habe Lust gekriegt, eine Schule zu gestalten, das Heft in die Hand zu nehmen.“

Begeisterung fürs PGH

Vor einem Jahr hörte sie von der Stelle am PGH. Witzke traf sich mit dem damaligen Schulleiter Siegfried Frey im PGH, und „es hat sich gut angefühlt“: Die Innenhöfe, der 60er-Jahre-Charme in Kombination mit dem Verschwenderischen des botanischen Gartens – aber auch das Inhaltliche, das Kollegium, die „enorm engagierten Eltern“. Sie bewarb sich, ging durch das Auswahlverfahren mit Interviews und Rollenspielen. Dass es letztlich so lange gedauert hat, bis klar war, wann die Schule eine neue Leitung bekommt, lag laut Witzke daran, dass sie bei der Kirche eine Art Beamtenstatus innehatte und dieser erst umgewandelt werden musste.

Vor circa zwei Wochen war dann klar, dass sie am 9. November ihr Amt antritt. Der Ortswechsel ist für ihren Mann Thomas, der freischaffender Künstler ist, kein Problem. Vor vier Wochen zogen sie in ihre neue Wohnung in Plieningen. Sabine Witzke schlich um ihre Schule, sah die Kinder auf ihrem Heimweg und habe gedacht: „Ach, ist das nett.“ Sie ist nicht gekommen, um die Schule extrem zu wandeln oder sich zu profilieren: „Ich bin eher der Typ, der schaut, was er für die Schule tun kann.“ Es wird nicht leicht für die Schüler, ihr einen Spitznamen zu verpassen.