Ob als Weihnachtsgeschenk, zum Schmökern im verregneten Herbst oder als schwäbische Weiterbildungsmaßnahme: Wir stellen neue Werke über Stuttgart und die Region vor – darunter sind mehrere opulente Bildbände.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Dieser Herbst war wunderschön, mit viel Sonne und viel Wärme. Als hätten die Verlage dies schon lange geahnt, sind rechtzeitig zum Bücherherbst mehrere Bildbände erschienen, die Stuttgart und seine Umgebung von ihrer strahlenden Sonnenseite zeigen. So kann man getrost die Wärme in Buchform nach Hause tragen – und im Winter davon zehren.

 

Gestochen scharfe Großstadt-Fotos

Foto: Verlag

Bewusst an erster Stelle steht in diesem Text das Buch „Bildschön: Stuttgart“ – denn die Fotos von Martin Wahler sind einfach umwerfend. Der 47-jährige Stuttgarter zeigt keine unbekannten Orte der Stadt, aber die Fotos sind von einer solch ungewöhnlichen Perspektive, dass man lange an den Bildern hängen bleibt. Auch der ständig wechselnde Himmel über Stuttgart macht die Fotos bemerkenswert. Und der Umstand, dass nur selten Menschen abgebildet sind, verleiht den Fotos von der Karlshöhe oder der Staatsgalerie sogar eine beinahe rätselhafte Aura. Schön ist zudem eine Karte mit den Aufnahmeorten: Jeder kann die Aussichten so selbst erleben. Die kurzen Texte zum Bildband stammen vom Patrick Mikolaj, der den Blog „Unnützes Stuttgart-Wissen“ betreibt.

Bildschön: Stuttgart. Facetten einer Stadt.Von Patrick Mikolaj und Martin Wahler, Lokalteil Verlag, 176 S., 39,90 Euro.

Historische Ansichten zum Versenden

Historische Postkartenbox

Foto: Verlag

Eine schöne Idee ist die neue Postkartenbox des Hamburger Unternehmens Bokelberg: In einer hochwertigen Weißblechbüchse finden sich 48 historische Postkarten aus Stuttgart. Sensationell, wie der Titel verspricht, sind die Motive nicht: Vieles kennt man aus anderen historischen Büchern über Stuttgart. Nähere Beschreibungen der Ansichten fehlen ganz.

Unser Stuttgart vor 100 Jahren.
48 historische Postkarten in einer Weißblechdose. Bokelberg, 19,90 Euro.

Bilder aus dem Wirtschaftswunder

Historischer Bildband

Foto: Verlag

Noch ein Bildband, und noch etwas Historisches: Claus-Peter Hutter, den man bisher eher als engagierten Retter der Umwelt kannte, hat mit „Maultaschen und Motoren“ ein Buch über die 1950er und 1960er Jahre in Stuttgart und der Region veröffentlicht. Der großformatige Bildband mit nur wenigen einführenden Texten ist auch eine Reminiszenz an die eigene Kindheit, wuchs Hutter in eben jener Zeit an eben jenen Orten auf. Das Ergebnis ist beeindruckend: Mit den 341 Fotos, fast nur in Schwarz-Weiß, will Hutter in einer Ära, als sich der Mittlere Neckar vom Bauernland in eine Industrieregion wandelte, den „Überlebenswillen und die Schaffenskraft einer geschundenen Generation“ dokumentieren. Die Bilder zeigen große Anlässe wie den Besuch der Queen in Stuttgart 1965, aber viel mehr private – und dennoch professionelle – Fotos vom ersten NSU-Auto, vom Ausflug auf dem Neckar oder von der Krautanlieferung bei Hengstenberg. Geordnet sind die Bilder nach Themen,wie Wirtschaft, Konsum, Kultur oder Sport. Viele renommierte Fotografen der Zeit, allen voran Hannes Kilian und Robert Bothner, haben Bilder beigesteuert. Das macht den Band so hochwertig.

Maultaschen und Motoren.
Von Claus-Peter Hutter, Emons Verlag, 300 S., 39,95 Euro

Ein etwas anderes Porträt Stuttgarts

Der etwas andere Stuttgart-Führer

Foto: Verlag

Nach so vielen Bildbänden darf es endlich mal viel Text sein: Astrid Schlupp-Melchinger, die eigentlich bei der Wirtschaftsförderung der Region arbeitet, bringt mit „Einmal rundherum“ schon den zweiten etwas anderen Führer heraus. Dieses Mal erzählt sie – nach Themen wie Sündenfälle, Wasser, Liebe, Wege oderdunkle Zeiten geordnet – Geschichten aus Stuttgart und drumherum. So erfährt man zum Beispiel, dass es noch einen anderen Casanova gab, der in Stuttgart Gutes gestiftet hat. Hinter den vielen Anekdoten und Aperçus stecken sehr häufig konkrete Ausflugstipps, wie zu Hölderlins Neckar oder Pfullingens Unterhose. Ein Buch zum Rausgehen im Sommer – oder zum Schmökern im Winter.

Einmal rundherum. Ein Lesebuch für Stuttgart und die Region.
Von Astrid Schlupp-Melchinger, Emons-Verlag, 224 S., 16,95 Euro.

Raue Alb und raues Papier

Bildband über die Alb

Foto: Verlag

Der Reutlinger Verlag Oertel + Spörer hat einen opulenten Bildband über das „Traumland Schwäbische Alb“ herausgebracht. Das Werk ist schon wegen seiner Größe ansprechend; Eindruck macht auch das raue Papier, das den Fotos einen fast dreidimensionalen Charakter verleiht. Das Buch eignet sich so vor allem als Geschenk und als Erinnerungsband für Touristen. Die kurzen Bildunterschriften in fünf Sprachen zeigen eindeutig die Zielgruppe an. Mit fast 50 Euro ist der Bildband, in dem alle Teile der Alb berücksichtigt sind, aber nicht gerade günstig. Die Fotos stammen von Joachim Feist, der seit Jahrzehnten mit der Kamera auf der Alb unterwegs ist.

Traumland Schwäbische Alb.
Von Joachim Feist. Verlag Oertel + Spoerer, 226 S. 49,95 Euro.

Zauberfotos von der Alb

Bildband über die Alb, aus der Luft

Foto: Verlag

Ganz ehrlich: Der mittlerweile 76-jährige Fotograf Manfred Grohe macht ohne Zweifel die schönsten Bilder von der Schwäbischen Alb. Das liegt zum einen daran, dass er regelmäßig das Gebirge per Flugzeug erkundet, und Luftbilder haben immer etwas Erhabenes. Es liegt aber zum anderen auch an Grohes besonderem Blick, mit dem er zauberhafte Momente erkennt und festhält. In seinem „Bilderbuch Schwäbische Alb“ zeigt er die Alb im Überblick: Alle Gegenden vom Härtsfeld bis zur Oberen Donau kommen ebenso vor wie alle Besonderheiten, die man der zauberhaften Alb zuschreibt – vom Fossilvorkommen bis zur Wirtschaftsgeschichte. Die Texte hat der Journalist Wolfgang Alber beigesteuert. Auch dieser Band richtet sich in seiner Dreisprachigkeit vorwiegend an den Touristen. Aber er erfreut ganz sicher auch das Herz der Eingeborenen.

Bilderbuch Schwäbische Alb.
Von Manfred Grohe und Wolfgang Alber. Silberburg-Verlag, 164 S., 29,90 Euro.

Lyrisches zum Schluss

Expressionistische Gedichte

Foto: Verlag

Nicht mehr viele kennen den expressionistischen Dichter, Satiriker und Verfasser schwäbischer Gedichte Paul Schmid (1895– 1977). Vor allem in den 1920er und 1930er Jahren galt er als großes Talent. Der frühere StZ-Verleger Josef Eberle schrieb, manche von Schmids Gedichten verdienten es, in das Schatzkästlein schwäbischer Mundartdichtung einzugehen. Der Sohn Tilman Schmid hat nun alle Werke von Paul Schmid, der als Dichter unter dem Pseudonym Peter Strick schrieb, in zwei Bänden im Selbstverlag neu herausgegeben – ein Autor zum Wiederentdecken.

Starker Tubak sowie Mit 2 P.S.
Von Paul Schmid alias Peter Strick. 2 Bde, 380 S., zusammen 20 Euro, CD mit Lesungen 10 Euro. Erhältlich unter tilman.schmid@gmx.de.

Anekdoten aus der Frühgeschichte

Schwäbische Geschichte von Raff

Foto: Verlag

Fünf Jahre lang hat der Landeshistoriker und StZ-Kolumnist Gerhard Raff seine Schwäbische Geschichte in der „Sonntag Aktuell“ fortgeschrieben – trotzdem kam Raff mit den in Schwäbisch verfassten Texten nur bis ins 9. Jahrhundert. Eigentlich handelt es sich deshalb um eine Schwäbische Frühgeschichte, die aber – wie bei Raff nicht anders zu erwarten – sehr witzig, bissig und hintersinnig ist. Jetzt ist die Geschichte in der siebten Auflage neu erschienen, und zwar erstmals farbig bebildert.

Die Schwäbische Geschichte.
Von Gerhard Raff. Landhege-Verlag, 222 S., 19,90 Euro.