Mehr als eine Million Nutzfahrzeuge haben die Experten der Prüforganisation Tüv untersucht. Das Ergebnis: Sie warnen vor Sicherheitsrisiken vor allem bei kleineren Transportern. Und sie fordern schärfere Kontrollen von ausländischen Fahrzeugen, die von den hiesigen Prüforganisationen nicht erfasst werden.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Wegen gravierender Mängel schafft jeder fünfte Lkw die Tüv-Prüfung nicht. Besonders ältere und kleinere Transporter haben häufig so starke sicherheits- und umweltrelevante Defekte, dass sie keine Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten. Der Tüv-Verband hat diese alarmierenden Ergebnisse in seinem Report Nutzfahrzeuge veröffentlicht. Der Bericht basiert auf gut einer Million gesetzlich vorgeschriebener Hauptuntersuchungen der Fahrzeuge in den Jahren 2015 und 2016. Bei 21,7 Prozent der Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen wurden demnach erhebliche Mängel festgestellt, bei den Lkw bis 18 Tonnen waren es 22,8 Prozent. Nur die schwereren Laster bis 40 Tonnen schneiden mit 18,1 Prozent etwas besser ab. Insgesamt fielen 21,4 Prozent aller Nutzfahrzeuge in den beiden Jahren durch den Tüv. Häufig beanstandet werden defekte Scheinwerfer, Ölverlust am Motor und Antrieb sowie Probleme mit den Bremsen. Schon bei den fünf Jahre alten Fahrzeugen wiesen elf Prozent erhebliche Mängel an der hinteren Beleuchtung auf. Auch Ölverlust an Motor und Antrieb sei ein zunehmendes Problem, je älter der Lkw ist. Nach fünf Jahren hat bereits jeder zwanzigste Transporter Öl-Lecks, was zu gefährlichen Fahrzeugbränden und Verschmutzung der Umwelt führen könne. Bei kleineren Transportern, die fünf Jahre und älter sind, stellen die Tüv-Experten nicht selten Bremsenmängel fest. „Gemessen an den hohen Geschwindigkeiten dieser Fahrzeuge oder ihrem Einsatz im belebten Stadtverkehr sehen wir hier ein Sicherheitsrisiko“, warnt Richard Goebelt, Leiter des Bereiches Mobilität des Tüv-Verbands. Nötig sei deshalb wie bei schwereren Lkw, bei denen die Mängelquote geringer ist, eine „vorausschauende Wartung“, sagt Goebelt. „Unternehmen sollten hier mehr Wert auf regelmäßige Wartung ihrer Fahrzeugflotten legen.“ Bei den schweren Lkw drohten den Transporteuren gravierende finanzielle Haftungsrisiken, wenn Fahrzeuge wegen Mängeln in der Logistikkette ausfielen.

 

Ausländische Fahrzeuge außen vor

In der Studie nicht erfasst sind ausländische Nutzfahrzeuge, auf die inzwischen gut 40 Prozent des Lastverkehrs auf mautpflichtigen deutschen Straßen entfallen. Über deren technischen Zustand sei nichts bekannt, betont die Prüforganisation. „Wir empfehlen hier, die Unterwegskontrollen durch die nach Bundes- und Landesrecht zuständigen Behörden zu stärken“, betont Goebelt. Das deutsche System der laufenden technischen Überwachung von Fahrzeugen gilt international als vorbildlich. Die engmaschige Hauptuntersuchung führe dazu, dass sicherheitsrelevante Mängel rechtzeitig erkannt und danach behoben werden, betont der Tüv. Das gelte allerdings nur für Fahrzeuge, die auch in Deutschland zugelassen wurden. Für ausländische Lkw sind deren Herkunftsländer zuständig. Im europäischen Gütertransport gibt es harte Konkurrenz vor allem durch Billigkonkurrenz aus Osteuropa. Der Kostendruck kann auch dazu führen, dass Fahrzeuge auf Verschleiß gefahren werden und bei der Wartung gespart wird.