Die Stadt will gegen die Werbeanhänger auf der Neuen Weinsteige vorgehen. Außerdem soll dort ein Radweg für 1,9 Millionen Euro gebaut werden.

Stuttgart - Die Weinsteige gleicht einem Hindernisparcours. Zumindest für Radfahrer, die sich nicht in den Verkehr auf der kurvenreichen, zweispurigen Strecke einordnen wollen: Das ohnehin schon schmale Trottoir wird an manchen Stellen ganz versperrt von parkenden Autos und mit Werbung übersäten Anhängern. Am Ausweichen auf die Straße, die jeden Tag von 40.000 Autos befahren wird, führt stellenweise kein Weg vorbei.

 

Seit Jahren verärgert das Thema die Stuttgarter, längst haben die Grünen beantragt, einen ordentlichen Radweg entlang der schönsten Aussichtsstrecken auszubauen. Doch jetzt kommt erstmals Bewegung in die Sache: Die Stadt plant, eine Zweirad-Route von der Liederhalle bis nach Degerloch auszubauen. 1,9 Millionen Euro soll der Ausbau Schätzungen zufolge kosten. Der Posten steht in den anstehenden Haushaltsberatungen im Herbst auf dem Programm.

Die Werbung ist ärgerlich, aber legal

Mit dem Radweg würde ein Teil der Parkplätze an der Hangseite, die das Fortkommen für Passanten und Sportler derzeit so erschweren, ganz wegfallen. Derzeit wird geprüft, welche und wie viele Buchten für die Anwohner an der Weinsteige erhalten bleiben müssen. Bis es so weit ist, versucht die Stadt sich an einer Zwischenlösung: "Wir wollen den Seitenstreifen auf Parkplätze für Autos beschränken", sagt Bernd Eichenauer, der Leiter der Stuttgart Verkehrsbehörde.

Das heißt: die vielen großen, oft mit schlüpfriger Werbung beklebten Anhänger dürfen bald nicht mehr entlang der Weinsteige abgestellt werden. Davon scheint es immer mehr und vor allem immer auffälligere zu geben: "Besonders in der langgestreckten Linkskurve kurz vor Degerloch oben stehen immer viele", sagt Bernd Eichenauer. Einen zeitlichen Rahmen kann er für das Anhängerparkverbot noch nicht benennen, außer: das Thema solle in den nächsten Wochen angegangen werden.

14 Tage lang an einem Standort

Nur so kann die ärgerliche, aber bisher legale Werbung am Straßenrand eingedämmt werden. Laut Straßenverkehrsordnung darf ein Anhänger, ob beklebt oder nicht, bis zu 14 Tage lang an einem Standort abgestellt werden. Erst ab dem 15. Tag wird ein Bußgeld in Höhe von 250 Euro fällig. Bei mehrmaligen Verstoß drohen sogar bis zu 500 Euro Bußgeld. Die Krux: auch wenn der Anhänger um nur ein paar Zentimeter versetzt wird, ist es zulässig, dass er weitere zwei Wochen stehen darf.

Der jetzige Vorstoß der Stadt dürfte ganz im Sinne des Grünen-Stadtrats Michael Kienzle sein, der die Anhänger, rollende Werbetafeln, als "peinliche Sexreklame" geißelt. FKK-Clubs werden da angepriesen, Segelflug-Veranstaltungen, Matratzen-Fabrikverkäufe, Biergärten. "Dass auf öffentlicher Fläche geworben wird, ist uns ein Dorn im Auge", sagt auch Sven Matis, Sprecher der Stadt.

Kienzle sieht die Panoramaroute als vergeudet an: "Oft sieht man an der Strecke völlig verlorene Touristen, die von der Hangkante auf die Stadt runterschauen", sagt der Stadtrat. "Es ist auch einfach eine Frage, wie man seine Stadt erlebt."