Um den Zugbegleitern und Passagieren bei Zugunglücken mehr Sicherheit bieten zu können, hat das DLR am Standort Vaihingen ein neues Crashkonzept entwickelt, bei dem die bei einem Zusammenprall von zwei Zügen frei werdende Energie aufgefangen wird.

Vaihingen - Das Zugunglück bei Bari in Italien im Juli sowie der Zugunfall bei Bad Aibling im Februar dieses Jahres , bei denen es Todesopfer und Schwerverletzte zu beklagen waren, haben auf tragische Weise vor Augen geführt, dass Personenzüge seitheriger Bauart den Fahrgästen bei Zusammenstößen nur wenig Sicherheit bieten. Einer der Gründe, warum es bei der Kollision von zwei Zügen oft viele Unfallopfer gibt ist physikalisch bedingt: Wenn Hunderte Tonen bewegter Masse aufeinandertreffen und die dann frei werdende Energie nicht abgefangen wird, führt dies zu massiven Zerstörungen der Waggons.

 

Um die Fahrgäste und das Zugpersonal besser zu schützen und die Unfallfolgen reuzieren zu können, haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Standort Vaihingen ein neuartiges Crashkonzept entwickelt. Dieses arbeitet mit Deformationszonen, die außerhalb des Fahrgastbereichs liegen. Bei einem Zusammenstoß verformen sie sich kontrolliert und nehmen dabei einen Großteil der Energie aus dem Aufprall auf.

Das am DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte in Vaihingen entwickelte Crashkonzept ist Teil der umfangreichen Forschungsarbeiten des Projekts Next Generation Train (NGT). Ziel des Projekts ist es, einerseits Reisezeiten zu verkürzen, aber auch das Zugfahrensicherer, komfortabler und umweltverträglicher zu machen.

„Unsere grundlegende Idee war es, eine sehr effiziente Crashstruktur zu entwickeln, die gleichzeitig integraler Bestand des Zugwagens ist“, erklärt der Verantwortliche für das Crashkonzept Michael Zimmermann. Die DLR-Forscher setzen damit auf das Prinzip der Funktionsintegration: nämlich mit möglichst wenig Bauteilen möglichst viele Funktionen abzudecken. Im NGT sind mehrere solcher Crashzonen über den ganzen Zug in den Einstiegsbereichen am Anfang und Ende jedes Mittelwagens verteilt.

Eine Verformung in diesem Bereich ist weniger kritisch, als eine Deformation im Fahrgastbereich. „Ziel unseres Ansatzes ist es, nicht nur das Crashkonzept hocheffizient und möglichst leicht zu machen, sondern auch die nachfolgenden Wagenstrukturen“, sagt Zimmermann. Durch das Crashkonzept wirken bei einer Kollision geringere Kräfte auf diese Bereiche.

Um die Funktionalität des Crashkonzepts in der Praxis nachzuweisen, bauten die DLR-Forscher einen Prototyp, der in entscheidenden Bereichen des Crashkonzepts aus neuartigem Hochleistungsstahl besteht.

Ihre Bewährungsprobe hat die Crashstruktur auf der Zugcrashanlage des Tüv Süd in Görlitz bereits bestanden. Ob die vom DLR entwickelte Technik auch die Hersteller von Schienenfahrzeugen begeistert, wird das DLR vom 20. bis 23. September in Berlin erleben. Dort werden die Schienenfahrzeugforscher auf der internationalen Fachmesse für Verkehrstechnik InnoTrans ihr Konzept erstmals öffentlich vorstellen.