Die Altstadt rückt wieder in den Mittelpunkt der Stadtplaner. Auf Antrag aller Fraktionen startet die Verwaltung mit dem Projekt, ein Konzept für das Gebiet zu entwickeln. Nachdem Millionen in die Unterstadt gesteckt wurden, fordern viele Bürgern auch eine Aufwertung für die Altstadt.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Der Schlossberg mitsamt dem Ring drumherum soll die gleiche Behandlung bekommen wie die Böblinger Unterstadt. Einstimmig hat der Gemeinderat die Stadtverwaltung beauftragt, einen Masterplan für die Altstadt zu erarbeiten. Vergangenen Juni hatten alle Fraktionen gemeinsam ein Konzept dafür gefordert. „Wir greifen den Antrag gerne auf“, sagte die Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger zu der überparteilichen Initiative in der jüngsten Sitzung. Mit ihrer Veranstaltungsreihe „Quo vadis Schlossberg?“ hatte die SPD im Frühjahr den Anstoß gegeben, das Quartier wieder in den Fokus zu nehmen. Das Gewerbeforum hat das Thema aufgegriffen und Verbesserungsvorschläge aus der Einwohnerschaft gesammelt. Auch im Rathaus seien schon verschiedene Pläne und Exposés abgegeben worden. „Wir müssen die Bürger ernst nehmen“, sagte die Baubürgermeisterin.

 

Komplizierte und langfristige Aufgabe

Aus Sicht der Verwaltung ist die Aufgabe allerdings kompliziert. Zunächst müssten die bestehenden Probleme umrissen werden, heißt es in der Vorlage aus dem Amt für Stadtentwicklung und Städtebau. Dann könnte eine Projektstruktur für den Masterplan ausgearbeitet werden. Welche Arbeitspakete zu erledigen sind, soll sich dabei zeigen, und welche externe Unterstützung sinnvoll ist. Die Gemeinderatsfraktionen hatten sich die Sache einfacher vorgestellt und nur ein Konzept von einem externen Planungsbüro für die künftige Gestaltung des Schlossbergs gefordert. Dessen Ziel sollte es sein, die Altstadt auf das Niveau der neu gestalteten Unterstadt zu bringen. Stattdessen hat die Verwaltung versprochen, im ersten Quartal des neuen Jahres darzustellen, wie der Masterplan-Prozess für den Schlossberg aussehen kann.

„Natürlich braucht es Zeit“, stimmte Sven Reisch von den Grünen zu. Dennoch kritisierte er das Tempo der Verwaltung, die allein für das Aufgreifen des Antrags vier Monate gebraucht habe. Sein CDU-Kollege Willi-Reinhart Braumann befand, dass die Stadt beim Thema Schlossberg mindestens zehn Jahre hinterher sei. „Der Antrag war nur eine Notreaktion des Gemeinderats“, sagte er. Helmut Kurtz von der FDP ergänzte, dass erste Ergebnisse von den Stadtplanern nur deshalb bereits im ersten Quartal des kommenden Jahres präsentiert werden, weil die Stadräte diesen Termin fixiert hätten.

Der Oberbürgermeister dämpft die Erwartungen

Überwiegend gab es jedoch Lob für den Plan zum Masterplan. Was die Verwaltung in der Bahnhofstraße erreicht habe, sei eine gute Leistung, erklärte Hans-Dieter Schühle. Das Gleiche wünscht sich der CDU-Fraktionschef für den Schlossberg. „Aber ein bisschen Geduld muss sein“, sagte er. Mit ein paar Bäumen und neuen Steinen sei es nicht getan, auch die Immobilienbesitzer seien dabei gefordert. Genügend Zeit für die Umsetzung forderte auch Elke Döbele von der SPD – statt immer „horrende Anforderungen an die Stadtverwaltung“ zu stellen. Helmut Kurtz hält die Entwicklung eines Masterplans für eine Herkulesaufgabe – und forderte gleich die Erweiterung des Einzugsgebiets auf die ganze Stadt. „Wir haben in Böblingen einen Flickenteppich“, findet der liberale Stadtrat.

Der Oberbürgermeister dämpfte vorsorglich die Erwartungen: „Die Aufgabe ist sehr komplex und die Ziele sind sehr unterschiedlich“, sagte Wolfgang Lützner in der Sitzung. Auf der einen Seite werde eine Aufwertung gewünscht, zudem eine Belebung des Stadtteils sowie mehr Einzelhandel. Die verschiedenen Interessenlagen würden sich teilweise überschneiden, warnte er. Und am Beispiel Verkehr machte der Oberbürgermeister die Problematik deutlich: Viele würden eine Beruhigung für den Schlossbergring wünschen, aber wohin dann mit den Autos? „Machen wir eine neue Achse im Wohngebiet auf?“, fragte er recht rhetorisch in die Runde.

Für Elke Döbele ist es wichtig, dass der Schlossberg in der Diskussion bleibt: „Die Einwohner haben ein Recht darauf, dass es weitergeht.“ Am Donnerstag, 29. Oktober, soll der Stadtverwaltung die Vorschlagssammlung aus den Veranstaltungen des Gewerbeforums übergeben werden.