Das blaue Wunder des Busverkehrs punktet durch seine Ausstattung. Er erinnert mit seinen verstellbaren Rückenlehnen und Leselampen eher an einen bequemen Reisebus. Die Linie X20 startet am 11. Dezember.

Kernen - Die in der Werbebroschüre aufgespannte Hängematte gab es nicht im neuen Expressbus Relex, der am Dienstag zum Anschauen und Bewundern vor dem Rathaus stand. Auch das bequeme Sofa anstatt der fünffach geteilten Rückbank fehlte. Trotzdem kann sich der in blau gehaltene Relex sehen lassen: Er erinnert mit seinen verstellbaren Rückenlehnen, Leselampen, Gepäckablage und Klapptischen eher an einen bequemen Reisebus als an ein Linienfahrzeug.

 

Das eigentliche Wunder an dem neuen Bus ist aber, dass es ihn überhaupt gibt: Eine umsteigefreie Busverbindung von Waiblingen nach Esslingen fehlte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Die Linie 116, die mangels ausreichender Nutzung eingestellt werden soll, verkehrte von Endersbach über Stetten nur zweimal hin und zweimal zurück täglich. Und der Relex fährt zügig: „Schnell und komfortabel. Die S-Bahn auf der Straße“, sagt die Regionaldirektorin Nicola Schelling, die Leiterin der Geschäftsstelle des Verbands Region Stuttgart, der die Relex-Busse bestellt.

„Der Name ist Programm“, betont die Regionaldirektorin

„Der Name ist Programm“, betont die Regionaldirektorin. Bewusst ist der Relex – eine Abkürzung von regionaler Expressbus – an das englische Wort „relax“ angelehnt. Das heißt „sich entspannen“ oder gar „entspanne dich!“. Ob es mit der Entspannung gelingt, wenn der Relex durch die enge Lange Straße in Stetten tuckert, in seiner Fahrt von parkenden Autos gestört wird, bremst, hin- und herschwankt und so weiter – das wird sich ab dem 11. Dezember zeigen. Dann wird der vom Kernener Busunternehmen Schlienz Tours betriebene Blauling zwischen den Bahnhöfen Waiblingen und Esslingen hin und her verkehren. Bürgermeister Stefan Altenberger aus Kernen hat der Regionaldirektorin am Dienstag immerhin versprochen, dass er, um den Bus zu beschleunigen, in Stetten noch den einen oder anderen Parkplatz am Straßenrand beseitigen will.

Der Relex hält auch nur selten an: Stopps gibt es in der Rommelshauser Karl-straße, an der Haltestelle Diakonie in der Stettener Schlossstraße und an der Flandernstraße in Esslingen. Dort, am oberen Campus der Hochschule Esslingen, können die Studenten ein- und aussteigen.

USB-Steckdosen bringen schlappe Akkus von Smartphone oder Tablet auf Höchstleistung

Diese Fahrgastgruppe und andere werden die weitere Ausstattung der Busse wertschätzen können. Kostenloses Wlan sorgt dafür, dass die Verbindung ins Internet nicht abbricht. USB-Steckdosen bringen schlappe Akkus von Smartphone oder Tablet auf Höchstleistung, wenn denn jemand das Anschlusskabel mit sich führen mag. Wer Entspannung mit Musik aus dem Bügel-Kopfhörer gleichsetzt, wie es wiederum die Broschüre suggeriert, muss auch den mitbringen. Im Prinzip ist aber alles vorhanden, um in dem Ausstattungswunder entspannt zu arbeiten, zum Zeitvertreib zu surfen oder E-Mails zu lesen. Er ist barrierefrei.

Solche gut ausgestatteten Direktbusse ohne Umsteigen sind die Zukunft, sagt Regionaldirektorin Schelling: „Die Zahlen an Mitfahrern sinken erheblich, wenn man umsteigen muss.“ Somit geht der Trend zum Relex. Er muss nur noch bei den Fahrgästen bekannt werden. Stefan Altenberger will dazu beitragen. In Kürze soll es eine Freifahrt mit dem Relex von Kernen zum Weihnachtsmarkt in Waiblingen oder Esslingen oder zu beiden geben. Anmelden müssen sich Interessierte im Rathaus. Der Termin liegt noch nicht fest.