An der Schwieberdinger Straße hat sich das „Hilfszentrum UKRG“ angesiedelt. Dort wird unter anderem damit geworben, dass Menschen nur durch den Glauben von Schmerzen und Krankheiten geheilt werden.

Stuttgart-Zuffenhausen - Was sich da im oberen Stockwerk eines Backsteingebäudes im Hinterhof an der Schwieberdinger Straße in Zuffenhausen eingemietet hat, wird wohl die wenigsten Zuffenhäuser erfreuen. Seit kurzem ist das „Hilfszentrum UKRG“ im Bezirk aktiv, nachdem es an der Marktstraße in Bad Cannstatt zunächst für Wirbel gesorgt hatte und wenige Wochen später wieder ausziehen musste.

 

Bereits am Eingang des Gewerbegeländes weist der Pfeil auf einer aufgeklappten Tafel darauf hin, wo es zum „Hilfszentrum Universal“ geht. An der gläsernen Eingangstür hängt ein „Wochenplan“ mit verschiedenen Angeboten und Veranstaltungen: Der Montag steht unter dem Oberbegriff „Finanzielle Eroberungen“, am Dienstag geht es um das Thema Gesundheit: „Stellen Sie Ihre Gesundheit wieder her, in dem Sie durch den Glauben von Schmerzen und Krankheiten geheilt werden“, steht auf dem Plakat.

Doch was und wer steckt eigentlich hinter dem neuen Mieter und wem soll da genau geholfen werden? Eine Studentin Namens Sarah Pein hatte es nach der Einweihung der Räume in Bad Cannstatt auf der Internetseite des Hilfszentrums wie folgt erklärt: „In dem Moment als der Altar mit dem heiligen Öl übergossen wurde, wurde aus diesem einfachen Ort, an dem vorher ein Optiker war, ein Heiliger Ort. Ein Ort, an dem Gott wohnt. In diesem Hause werden viele Seelen gerettet!“

Wohlstand und Glück von Gott zu bekommen, gibt es im Hilfszentrum nicht zum Nulltarif

Andere Leute hatten es wiederum so formuliert: „In meinen Augen ist das eine gefährliche Sekte“, betonte der evangelische Dekan Eckart Schultz-Berg. Die Universalkirche vom Reich Gottes (UKRG) vollziehe vermeintliche Wunderheilungen. Der Gang zum Arzt werde abgelehnt. Auch werde suggeriert, dass großes „Geben“ großes Lebensglück bedeute. Ein Film auf der Internetseite des Hilfszentrums bestätigt die Einschätzung des Dekans. Zu sehen ist ein junger Mann. Er heißt Luis. Er steht auf einer Bühne, neben ihm ein Pastor des Hilfszentrums, der ihn interviewt. Luis schildert in knapp zehn Minuten, was er früher für ein Mensch war, bevor er zur UKRG gekommen ist. Seine Ehe war am Ende, er hatte Schulden und war alkoholabhängig. Mittlerweile habe er zwei eigene Firmen, lebe in einem großen Haus und könne reisen. Und alles Dank Gott? Grundsätzlich glaubt Luis genau daran. Aber: Wohlstand und Glück von Gott zu bekommen, gibt es im Hilfszentrum nicht zum Nulltarif. Opfer gehörten dazu. Und: Je mehr man opfere, desto größer würden die Geschenke, daran lässt zumindest der Pastor keinen Zweifel. Denn Luis könne schließlich nur ein so tolles Leben führen, weil er schon sechs Autos, eine Menge Geld und eine Wohnung „geopfert“ habe.

„Die Sekte ist wirtschaftlich äußerst erfolgreich und schafft es schnell, Menschen in psychische Abhängigkeit zu bringen, da alles, was im Leben nicht gut läuft, mangelnder Glaube ist“, sagt Schultz-Berg. Dass es dem Hilfszentrum nicht an finanziellen Mitteln mangelt, zeigt ein Blick auf die Wurzeln der Universalkirche vom Reich Gottes.

Die UKRG gehört zur sogenannten neupfingstlichen Bewegung

Alles begann 1977 in Brasilien, als Edir Macedo Bezerra die Igreja Universal do Reino de Deus gründete, die in Deutschland seit den 1990er Jahren als UKRG bekannt ist. Ableger gibt es unter anderem in Köln, Hamburg, Frankfurt und Berlin. In Stuttgart saß das Hilfszentrum rund zehn Jahre an der Paulinenstraße. Jetzt ist man komplett nach Zuffenhausen gezogen.

In Brasilien hat der selbsternannte Bischof Macedo rund zwei Millionen Mitglieder, ein eigenes Hörfunk- und Fernsehnetz, Bankgesellschaften, ein Bauunternehmen, Verlage, eine Möbelfabrik und ein Reisebüro, wie im Handbuch „Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen“ zu lesen ist. Edir Macedo Bezerra saß in Brasilien schon im Gefängnis. Der Vorwurf: Scharlatanerie, Kurpfuscherei und Verunglimpfung anderer Religionen.

Aktenkundig sind Bezerra und das Hilfszentrum im baden-württembergischen Kultusministerium allerdings nicht. Dort ist man zwar hellhörig, wenn es um das Hilfszentrum geht, aber außer präventive Maßnahmen zu ergreifen und vor einer möglichen Missionierung zu warnen, könne man nicht, heißt es beim Kultusministerium, dem auch der Sektenbeauftragte des Landes unterstellt ist. Die UKRG gehört zur sogenannten neupfingstlichen Bewegung und gilt als äußerst missionarisch. Der Kampf zwischen Gott und dem Teufel beziehungsweise den Dämonen spielt dort eine große Rolle – zumindest für die UKRG.