Der Bauingenieur Stefan Penn tritt die Nachfolge von Stuttgart 21 Projektleiter Hany Azer mit bemerkenswertem Selbstbewusstsein an.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Wenn wahr ist, dass es im Moment kaum einen ungemütlicheren Job in der Republik gibt, als Projektleiter von Stuttgart 21 zu sein, dann könnte sich Stefan Penn als der Richtige erweisen. "Ich bin ein fieser Frühaufsteher", sagt der gebürtige Pfälzer. Sonntagmorgens sei es das Schönste für ihn, "um halb sechs im Strandkorb in meinem Garten zu sitzen und den Sonnenaufgang zu beobachten". Ähnlich nett geht's auch werktags zu. Da trifft der neue Chef - erst - um 6.30 Uhr seinen Vize. 47 Minuten lang fahren die beiden im gleichen Zug zu ihrem Arbeitsplatz im Stuttgarter Hauptbahnhof. "Da findet die erste Dienstbesprechung des Tages statt", sagt Penn. Um zwanzig nach sieben findet er sich schließlich am Schreibtisch ein und hört mit einem gewissen Vergnügen die Frage, ob er auch mal schlafe.

 

Der Mann scheint zu wissen, was er will - und wie er sein Ziel erreicht. Ein "ganz profaner Bauingenieur" sei er, sagt der 44-Jährige bei seinem ersten öffentlichen Auftritt an neuer Wirkungsstätte. Mit dieser Art von Bescheidenheit hat er zuerst in Deutschland, dann in Europa Glasfasernetzwerke gebaut, später auf Hotels umgesattelt, um schließlich in den USA wieder zur ursprünglichen Profession zurückzukehren und ein milliardenschweres Glasfasernetzwerk zu schaffen. Bei dieser Gelegenheit habe er "ein Faible für Großprojekte" in sich entdeckt.

Penn arbeitet seit zehn Jahren für der Deutsche Bahn

Seit knapp zehn Jahren lebt Stefan Penn seine Leidenschaft in Diensten der Deutschen Bahn aus. Bereits 2002 habe er erste Bekanntschaft mit Stuttgart 21 geschlossen und "die Faszination des Projekts" entdeckt. Später ist er in der Rheintalschiene als Leiter des ebenfalls umstrittenen Projekts Karlsruhe-Basel gelandet. Ein "Dinosaurier der Bahngeschichte" sei das, sagt Penn und nennt als Ausweis für die Qualität seiner Wertarbeit den Bau des Katzenbergtunnels zwischen Freiburg und Basel. Das Gelände dort sei als heikler Rutschhang verschrien gewesen, sagt Penn. Doch der einzige Ausschlag an einem Gefahrendetektor sei erfolgt, als der Pfarrer einer Nachbargemeinde seinen Rasen gemäht habe. Schließlich sei der Bau derart erfolgreich gewesen, dass die Kollegen vom Gotthardtunnel in der Schweiz vorbeigekommen seien, um das deutsche Werk zu bestaunen. "Die sehen uns als Benchmark und nicht andersherum", sagt Penn.