Dieter Hundt legt sich fest: der ehemalige Porsche-Manager Gerd Mäuser soll am 18. Juli gewählt und als Sportbeirat installiert werden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Gerd Mäuser wird ein hohes Maß an Realitätssinn nachgesagt. Diesem Ruf wird der ehemalige Porsche-Manager bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als designierter Präsident des VfB Stuttgart mehr als gerecht. Er beschreibt die Sache punktgenau, wenn er sagt, dass sein Ansatz kein revolutionärer sei. Stattdessen präsentiert sich Mäuser während der Pressekonferenz in der Mercedes-Benz-Arena als Fußballfunktionär der alten Sprachschule und scheut sich nicht davor, gleich mehrfach zu betonen: "Ich weiß, dass das Runde ins Eckige muss."

 

Überraschungsfrei ist dann auch der Zehn-Punkte-Plan des 53 Jahre alten gebürtigen Berliners, mit dem er die Nachfolge des acht Jahre lang amtierenden Erwin Staudt antreten will. Von der Förderung der eigenen Jugend ist beispielsweise die Rede, von der Verbesserung des Scouting-Systems, von der Intensivierung der Fanarbeit. Bei Gerd Mäuser ist die Absicht deutlich erkennbar, anfangs nicht zu viel zu versprechen.

Allein Gerd Mäuser wird vorgeschlagen

Mehr Zündstoff haben da schon die Aussagen von Dieter Hundt. Nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten den 18. Juli als Termin für die Hauptversammlung genannt hat, verkündet er auch, dass allein Gerd Mäuser vom Kontrollgremium zur Wahl für das Präsidentenamt vorgeschlagen werde. "Ein zweiter Kandidat war nie in der Diskussion, weil das satzungsmäßig nicht möglich ist", sagt Hundt. Wobei das Clubgesetz in diesem Punkt (Paragraf 15, Absatz 3) Interpretationsmöglichkeiten zulässt und ein zweiter vom Aufsichtsrat vorgeschlagener Kandidat darin nicht kategorisch ausgeschlossen wird.

Auf die Opposition um den Bank-Manager Björn Seemann angesprochen sagt Hundt, dass er es nicht ausschließe, dass der Antrag auf eine Satzungsänderung eingehe. Dieser Antrag könnte beispielsweise die direkte Wahl des Präsidenten durch die Mitglieder zum Inhalt haben. Um auch umgesetzt zu werden, müsste der Veränderungswunsch in der Versammlung eine Dreiviertelmehrheit finden.

Die Idee scheint nicht ausgegoren zu sein

Selbst zur Abstimmung will der Aufsichtsrat die Personalie Hansi Müller bringen. Der ehemalige VfB- und Nationalspieler soll Gerd Mäuser im Aufsichtsrat ersetzen. Und dann müssen die Mitglieder am 18. Juli auch noch über ein vom Aufsichtsrat geplantes Gremium namens Sportbeirat befinden. Neben Hansi Müller sollen diesem neuen Kreis die Vorstandsmitglieder Gerd Mäuser und Ulrich Ruf sowie die Sportdirektoren Fredi Bobic und Jochen Schneider angehören.

So ganz ausgegoren scheint die Idee mit dem Sportbeirat allerdings noch nicht zu sein. Die Frage, ob es denn wirklich sinnvoll sei, wenn das Führungspersonal unter der Bezeichnung "Sportbeirat" einfach einmal mehr als bisher tage, kann nicht richtig befriedigend beantwortet werden. Es sei aber durchaus denkbar, so Dieter Hundt, dass neben Hansi Müller noch weitere Exspieler in den Sportbeirat aufgenommen würden.

Auch in der Krise auf Ausgleich bedacht

Noch eine weitere sich aufdrängende Frage wird nicht abschließend beantwortet, nachdem Erwin Staudt mit Stil und dem berechtigen Verweis auf die Erfolge der vergangenen Jahre - wie Meisterschaft, Stadionumbau und Mitgliederzuwachs - seinen Rückzug verkündet hat. Wäre Erwin Staudt denn vom Aufsichtsrat für eine weitere Amtszeit als VfB-Präsident vorgeschlagen worden, wenn sich der 63-Jährige nicht selbst dazu entschlossen hätte, aufzuhören? "Diese Frage ist hypothetisch", sagt Hundt und deshalb könne er sie auch nicht beantworten.

Zuletzt hieß es im Umfeld des Vereins immer häufiger, Hundt sei mit Staudts auch in der Krise auf Ausgleich bedachten Führungsstil nicht einverstanden. Erwin Staudt kann's nun egal sein. Unter der genauen Beobachtung des Aufsichtsratschefs stehen von nun an andere Personen.