Armin Veh, der neue alte Trainer des VfB Stuttgart, besticht bei seiner offiziellen Vorstellung mit Witz. Aber was passiert über diesen ganz besonderen Tag hinaus?

Stuttgart - Alle lachen und freuen sich an diesem ganz besonderen Tag – die Ordner im Stadion, die Angestellten auf der Geschäftsstelle und der Präsident Bernd Wahler. Auch Armin Veh (53) lacht und freut sich an diesem Tag, der ganz besonders ist, weil er im Presseraum der Mercedes-Benz-Arena als neuer, alter Trainer des VfB Stuttgart offiziell vorgestellt wird. Es ist der 30. Juni 2014. Aber was passiert über diesen ganz besonderen Tag hinaus?

 

Antwort: im Idealfall für den Club dasselbe wie am 19. Mai 2007. Das war nämlich auch schon ein ganz besonderer Tag, da der Verein nach einem 2:1-Erfolg gegen Energie Cottbus die deutsche Meisterschaft gewonnen hat. Am 30. Juni 2014 sitzt Veh wieder auf diesem Stuhl im Presseraum, auf dem er auch saß, als er damals am 19. Mai erklärte, wie es dazu kommen konnte, dass der VfB den Titel holt. Jetzt erklärt er jedoch etwas anderes. Und zwar das: „Was 2007 war, war 2007.“

Einstand nach Maß

Aha. Alle lachen und freuen sich über solche Sätze an diesem ganz besonderen Tag. Wenn es ein Ziel des Trainers sein sollte, die gute Laune zu dem seit Längerem so gebeutelten VfB zurückzubringen, ist er auf einem guten Weg. Dann ist es sogar ein Einstand nach Maß. Veh, wie er leibt und lebt.

Als ein Reporter mit Bartstoppeln im Gesicht fragt, ob noch weitere Zugänge im Betreuerstab geplant seien, antwortet Veh: „Es ist geplant, dass ich Ihnen einen Rasierapparat kaufe.“ So ist das eben an diesem ganz besonderen Tag. „Wenn einer nie Fehler macht, hat er alles richtig gemacht“, sagt Veh da. Oder: „Die Vereine, die jetzt ein höheres Budget als wir haben, können ja auch Fehler machen – und wenn wir weniger Fehler machen als sie, überholen wir sie vielleicht sogar wieder. Das hat jetzt sicher nicht jeder verstanden, aber ich – und das ist die Hauptsache.“ Weiter geht’s im Text.

Zum nächsten Reporter, der sich nach den Gründen des Wechsels zum VfB erkundigt, sagt Veh: „Das interessiert hier doch keinen.“ Und einen dritten Reporter fragt er plötzlich: „Kennen Sie den ,großen Bellheim’?“ Dann sagt er, warum er das gefragt hat, denn dieser Fernsehfilm von 1992 hatte vier Teile – und auch Veh kommt sich vor wie in einem Fortsetzungsroman.

So richtig daheim fühlt sich Veh nur in Stuttgart

Er ist aber erst bei Teil zwei angelangt. Nach seinem Abgang am 23. November 2008 ist er wieder da – und das scheint ihm an diesem ganz besonderen Tag zu gefallen. Drei Stationen hat er seitdem hinter sich, Wolfsburg, Hamburg und Frankfurt. Er kann vergleichen. Das Resultat: daheim ist halt daheim – und so richtig daheim fühlt er sich nur in Stuttgart. „Schön“, sagt Veh und guckt in die Runde, „da hat sich ja nicht viel verändert. Viele kenne ich noch von früher. Deshalb bin ich hier nicht fremd.“

Es ist sein Tag, ein besonders lustiger Tag auch, an dem er aber durchaus ernsthaft sein kann – gelegentlich einmal. Natürlich hat er den Absturz des VfB in den vergangenen Jahren genau verfolgt. Aus dem Stegreif zählt Veh auf, wo die Mannschaft zuletzt am Saisonende gelandet ist – auf den Rängen 15, 12, 6 und 12. „Früher war es ja undenkbar, dass wir beispielsweise 15. werden“, sagt der Trainer, „da war ja jeder schon sauer, wenn wir Sechster waren.“ Wie der VfB jetzt aber zumindest bald wieder Sechster werden kann, bleibt an diesem ganz besonderen Tag noch unklar.

Am Donnerstag trainiert die Mannschaft erstmals wieder

Veh will sich zunächst ein Bild von der Mannschaft machen, was er von Donnerstag an kann, wenn die Spieler zum ersten Mal nach der Sommerpause wieder auf dem Platz stehen. Unabhängig von seinen Eindrücken wird es aber auch noch den ein oder anderen Transfer geben – womöglich in dem Stil wie nach der WM 2006, als der VfB die beiden Mexikaner Pavel Pardo und Ricardo verpflichtete. Sie sind Volltreffer und Meister geworden. Ob ihm jetzt bei der WM auch schon einige finanzierbare Profis aufgefallen seien, will ein Reporter von Veh wissen. Er antwortet mit einem Wort: „Ja.“

Ja, Veh will zudem Leidenschaft erzeugen – „wie bei den Brasilianern und den Chilenen, so wie die vor der Partie im Achtelfinale am Samstag ihre Hymne gesungen haben“. Das hat ihn wirklich beeindruckt. „Ich glaube schon, dass wir beim VfB was verändern können – was auch notwendig ist“, sagt er. Eine Entwicklung soll eingeleitet werden, die das Team nach oben führt und den Fans viel Freude macht. „Das ist meine Aufgabe, aber ich bin auch kein Zauberer“, sagt Veh. Dann lacht er. Und alle lachen mit und freuen sich mit ihm an diesem ganz besonderen Tag.