VW schickt seinen neuen Passat ins Rennen um die Mittelklassekunden. Das Modell soll laut Volkswagen dem Premiumsegment von Mercedes und BMW Konkurrenz machen.

VW schickt seinen neuen Passat ins Rennen um die Mittelklassekunden. Das Modell soll laut Volkswagen dem Premiumsegment von Mercedes und BMW Konkurrenz machen.

 

Potsdam- Volkswagen will mit der neuen Generation seines Mittelklassemodells Passat stärker im Premiumsegment der Konkurrenz von Mercedes und BMW wildern. Der Passat sei Oberklasse im Mittelklasseformat, sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Donnerstag bei der Passat-Premiere in Potsdam.

„Weil er ein Auto mit Premium-Anspruch, aber ohne Premium-Kosten ist.“ Das inzwischen schon in achter Generation gebaute Auto ist hierzulande vor allem ein Firmenwagen. Mit zuletzt weltweit rund 1,1 Millionen Verkäufen pro Jahr ist der Passat wichtigste Baureihe des Zwölf-Marken-Konzerns.

Er steht am oberen Ende beispielsweise in Konkurrenz zum 3er BMW oder der Mercedes-C-Klasse. Zum Kreis dieser Wettbewerber gehört auch der A4 von der VW-Tochter Audi. Nach VW-Lesart tritt der Passat nun „auf Augenhöhe mit den Premiummarken“ an. Eine Ansage nach oben also.

Doch die birgt aus Sicht von Auto-Fachmann Ferdinand Dudenhöffer auch Risiken. Er glaubt nicht, dass VW mit dem Passat der Konkurrenz von BMW oder Mercedes all zu viele Kunden abjagen kann. Auf der anderen Seite müsse sich das Modell nach unten hin von der Konzernschwester Skoda mit dem Octavia sowie dem Suberb abgrenzen, die auf einer ähnlichen technischen Basis aufbauten. Wegen dieser Gemeinsamkeit dürfe der Passat beim Preis wiederum nicht zu weit über diesen Skoda-Modellen liegen. „Premium“ als Drahtseilakt also. VW lässt den neuen Passat bei 25 700 Euro starten, das sind gut 1000 Euro mehr als zuvor zum Start der siebten Generation im Jahr 2010.

Der von VW ausgerufene Premium-Anspruch ist interpretationsbedürftig. Das Kraftfahrtbundesamt kennt ihn gar nicht, dort geht es vereinfacht gesagt nur um Abmessungen. Anders die Autolobby: Der Branchenverband VDA definiert das Segment Premium dadurch, dass es sich durch besondere Qualität, Luxus und wegweisendes Design auszeichnet. Klare Abgrenzungen fehlen. So lässt sich nicht abschließend klären, warum jeder Mini zum Einstiegspreis von unter 16 000 Euro als Premium gezählt wird - ein Opel Insignia OPC zum dreifachen Preis aber nicht.

Laut aktueller VDA-Zählweise sind von den deutschen Herstellern alle Mercedes, BMW samt Mini, Audis und Porsches Premium, dazu die drei zum VW-Konzern zählenden Nobelmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini sowie die BMW-Tochter Rolls-Royce. Bei der VW-Kernmarke zählt der VDA nur das Flaggschiff Phaeton, die große Geländelimousine Touareg, die Limousine CC - ein Mix aus Passat und Phaeton - sowie den New Beetle zum Premiumsegment dazu. Der Passat ist laut VDA bisher kein Premium.

Jedoch überprüfe der Verband die Liste laufend auf Änderungsbedarf. So sei etwa der Vorgänger-Beetle noch kein Premium gewesen, der New Beetle aber schon. Der VDA-Berechnung zufolge hängt übrigens in der Autobranche bei den deutschen Herstellern mehr als jeder zweite Job im Inland am Premium-Segment. Die Deutschen kämen auf knapp 80 Prozent Premium-Weltmarktanteil. Eine Wachstumsregion ist China.