Die Esslinger Band Jamhed sollte mit ihrem neuen Album endlich vom Status einer reinen Szeneband loskommen. Auf „Lollipop Giveaway in Wee-Wah-Wonderland“ finden sich Songs, die nicht nur Insidern gefallen werden.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Mit wenig Getöse hat sich die Esslinger Psychedelic-Band Jamhed aus der DIY-Ecke herausgespielt. Inzwischen beim Label Setalight unter Vertrag, gab es jüngst eine Release-Party in der Rakete, war super. Und: Jamhed brauchen sich mit ihrem neuen Album „Lollipop Giveaway in Wee-Wah-Wonderland“ vor niemandem zu verstecken.

 

Bei solchen Bands gehört es im wahrsten Sinne zum guten Ton, dass der Sound schön weich rüberkommt. Entsprechend angenehm tropft bei „Lollipop Giveaway In Wee-Wah-Wonderland“ das E-Piano auf den Klangteppich aus nicht allzu wild hämmerndem Schlagzeug, warm klingender Akustikgitarre und breitbeinig sich im Vintage-Sessel flätzendem Bass. Ab und an wird auch mal behutsam am Verzerrer gedreht, was dann schön nach spätem Sechziger-Jahre-Rock klingt und beim Titelsong Hitqualitäten entwickelt: Immer wieder, und vor allem an der richtigen Stelle, machen Jamhed aus ihren theoretisch auch instrumental funktionierenden Stücken echte Songs.

Das entwickelt dann oft Jam-Qualitäten wie etwa die Songs der leider doch nicht in Stuttgart aufgetretenen kanadischen Mounties, irgendwo im Netz liest man von The Byrds als Referenz; im näheren Umfeld denkt man natürlich an die Schorndorfer Band Tristan Rêverb sowie an den Stuttgarter JFR Moon, der denselben trockenen Sound zelebriert: Musik für einen kleinen Trip am heimischen Kamin. Außerdem selber Tonmann dahinter: Ralv Milberg.

Das passt insofern, als Milberg gewissermaßen über eine Jamhed-Release-Party mit der Szene zwischen Nordbahnhof und Esslingen in Kontakt gekommen ist. Und sich dieses Krautige auch im Sound von Bands findet, deren Songs dem Zuhörer wesentlich direkter ins Gesicht springen als die doch eher zurückhaltend rockenden Jamhed.

Jamhed sind auf ihrem neuen Album ein Stück mehr Pop, beim Sound ist ein bisschen weniger Luft drin als auf dem Vorgänger „Taken Apart“, dafür mehr atmosphärische Dichte: man kann sich darin verlieren, und darum geht es ja bei Psychedelic auch immer ein bisschen. Jamhed sind mit „Lollipop Giveaway In Wee-Wah-Wonderland“ völlig zu Recht bei einem Label untergekommen. Die Gruppe sollte endlich über den Status „Szeneband“ hinauskommen. Dass Psychedelic auch bei einem Publikum, das über Wägele / Rakete-Größe hinausreicht, ankommen kann, haben jüngst neben Levin goes lightly unter anderem Klaus Johann Grobe oder Oracles (jeweils im Merlin) gezeigt.

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