Die neuen Mitarbeiter der DRK-Leitstelle in Waiblingen sind von Mittwoch an immer außerhalb der Arztsprechstunden telefonisch zu erreichen. Sie entscheiden, ob ein Notarztwagen ausrücken muss oder ob der Besuch einer Notfallpraxis ausreicht.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Waiblingen - Der Landrat Johannes Fuchs spricht mit Blick auf die neue Notfallnummer 116 117, die von Mittwoch an freigeschaltet ist, von einem „Quantensprung“. Fortan soll die notärztliche Versorgung außerhalb der Sprechstunden der niedergelassenen Mediziner über die Leitstelle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) abgewickelt werden. Fuchs, der Präsident des Rems-Murr-DRK, verspricht besseren Service und „mehr Sicherheit“.

 

Man könnte sagen: das DRK und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg, die den neuen Service bezahlt, machen aus der Not eine Tugend. Es gibt nämlich immer weniger Hausärzte, speziell draußen auf dem Land. Früher sind die Patienten mit Beschwerden auch nachts und an den Wochenende zu ihrem Arzt im Heimatdorf gegangen. Mittlerweile gibt es im Landkreis vier Notfallpraxen sowie Mediziner, die sich außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten abwechseln.

„Gefährliche Zeitverluste verhindern“

Ab sofort werden die jeweils für Notfälle zuständigen Ärzte über die neue, bundesweit einheitliche 116 117 vermittelt. Bis dato hätten die Notfallrettung und der ärztliche Notdienst unterschiedliche Telefonnummern und Anlaufstellen, erklärt der DRK-Geschäftsführer Sven Knödler beim Pressegespräch. Das habe oft zu Fehlanrufen geführt. Nun könnten die speziell ausgebildeten neuen Mitarbeiter, die den Bereitschaftsdienst telefonisch koordinieren, immer blitzschnell entscheiden: Muss sofort ein Notarzt geschickt werden? Etwa bei Kurzatmigkeit, die ein Indiz für einen Herzinfarkt sein könnte. Oder reicht es aus, dem Anrufer zu sagen, welche Notfallpraxis oder welchen Arzt sie aufsuchen können? Etwa wenn ein Kind von einer Hornisse gestochen worden ist.

Die neue Vermittlung über die sogenannte integrierte Leitstelle beim DRK in der Henri-Dunant-Straße in Waiblingen sei bürgerfreundliche, sie verhindere „gefährliche Zeitverluste“, die entstünden, etwa weil der Mann mit besagter Kurzatmigkeit erst einmal zu seinem Doktor gehe. Künftig würden zudem viele überflüssige Notarzteinsätze und unnötige Krankenhauseinweisungen vermieden. Fuchs spricht von einem „effektiven und wirtschaftlichen Ansatz“. Die bisher jederzeit gültige Notrufnummer 112 bleibe freilich erhalten, denn die neue Telefonnummer 116 117 sei ja nur wochenends und feiertags sowie in der Regel täglich von 18 bis 8 Uhr geschaltet, mittwochs indes bereits von 13 Uhr an und freitags von 14 Uhr an.

Auch für den Nachbarlandkreis Ludwigsburg zuständig

Tobias Binder von der Kassenärztlichen Vereinigung erklärt während des Gesprächs beim Roten Kreuz, dass die Waiblinger Leitstelle den Dienst auch für den Nachbarlandkreis Ludwigsburg übernehme. Das sei allerdings eine Ausnahme. In allen anderen Kreisen im Land gebe es eigene Zentralen, die die Anrufe unter 116 117 entgegen nehmen. Im Göppingen und in Böblingen würden die lokalen Leitstellen aber erst von Juli an arbeiten, bis dahin würden die Anrufer in den für viele andere Bundesländer zuständigen Callcentern landen und von dort weiter vermittelt.

Alle Anrufe aus dem Festnetz würden automatisch zu der örtlich zuständigen Leitstelle verbunden, so Binder. Wer indes mit dem Mobiltelefon anrufe, der werde aufgefordert die Postleitzahl anzugeben.