Christian Buchholz stellt in seinem neuen Buch mehr als 70 Persönlichkeiten vor, die sich aus Überzeugung für ihre Kirche und die Gesellschaft hervortaten, ihre Zeit prägten oder mit ihrem Tun für ihren Glauben eingestanden sind.

Göppingen - Es ist erstaunlich, wie viele Menschen sich bei uns schon in außergewöhnlicher Weise und von ihrem Glauben getragen hervorgetan haben“, sagt Christian Buchholz. Der 71-jährige ehemalige Schuldekan und Studienleiter der Evangelischen Akademie Bad Boll hat jetzt im Göppinger Manuela-Kinzel-Verlag ein Buch über Menschen herausgegeben, die aus einer bestimmten Gesinnung heraus in der Öffentlichkeit wirkten und ihre Zeit auch prägten. „Gottes Geist im Filstal“ hat er die Kurzporträts betitelt. Buchholz beschreibt auf 160 Seiten mehr als 70 historische und zeitgenössische Persönlichkeiten, die im Kreis aus religiöser Überzeugung tätig waren.

 

Nicht nur Christen werden gewürdigt

Laien fallen dazu ad hoc vielleicht ein Dutzend Namen ein, angefangen von den beiden Blumhardts aus Bad Boll, dem Eislinger Pfarrer Theodor Engel hin bis zum Kurienkardinal Walter Kasper, der in Wäschenbeuren aufgewachsen ist. Doch Buchholz hat sich nicht nur mit evangelischen oder katholischen Geistlichen auseinandergesetzt.

Den Göppinger Rabbiner Aaron Tänzer oder Inge Auerbacher, die als Zeitzeugin der Judenverfolgung noch heute in Schulklassen Aufklärung betreibt, hat er in sein Buch ebenso aufgenommen wie Adolf Zanker und Georg Halder aus Gruibingen. „Deren Schicksal hat mich schwer beeindruckt – und die Tatsache, dass sie im Ort heute eigentlich vollkommen vergessen sind“, sagt Buchholz. Adolf Zanker und Georg Halder waren Zeugen Jehovas und sind ihrer Gesinnung wegen von den Nationalsozialisten umgebracht worden. Der eine hatte religiöse Schriften aus der Schweiz importiert, der anderen seinem Glauben entsprechend den Kriegsdienst verweigert.

Zum Vertrauten des Kaisers avanciert

Die Reihe der Persönlichkeiten beginnt aber viel früher: bei Berta von Boll und Gottfried von Spitzenberg. Der Kuchener Adelige hat es im 12. Jahrhundert zum engen Vertrauten Barbarossas und zum Bischof gebracht. Auf dem Buchdeckel abgebildet sind aber andere Personen wie der Heimatdichter Ludwig Neuffer, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch Pfarrer in Zell war, oder Thekla Landerer, die Buchholz als lebenskluge Frau schildert, die die sozialmedizinischen Ziele ihres Gatten Heinrich, dem Gründer des Göppinger Christophsbads, unterstützte. Dabei verschweigt er aber nicht, dass Werner Landerer, ein Enkel Theklas und Heinrichs, sich zumindest bis 1939 als Mitglied der Deutschen Christen hervortat, die mit den Nazis sympathisierten.

Lukas Osiander wirkte im 16. Jahrhundert unter anderem als Diakon in Göppingen und Prälat und Abt in Adelberg. Er wurde aber trotz seiner Vergangenheit als Hofprediger seiner scharfen Worte gegen frühabsolutistische Bewegungen wegen von Herzog Friedrich wieder abgesetzt.

Die erste Missionarsfrau in China

Auch Irmgard Lubkoll, die heute in Böblingen lebt, ist Buchholz ein Kapitel wert. Die ehemalige Direktorin der Evangelischen Akademie hat unter anderen den Pfarrfrauendienst in der Landeskirche mit aufgebaut. Ihr ist eines der längeren Kapitel gewidmet. Über andere Personen wie die Adelbergerin Friederike Genähr, der ersten deutschen Missionsfrau in China, konnte Buchholz nur wenig in Erfahrung bringen. Wohl habe er in Archiven recherchiert, vieles habe er aber einfach zusammengesammelt. Umso erstaunlicher ist die Fülle der Lebensgeschichten, die Buchholz zusammengestellt hat.