Auf der Industriemesse in Hannover startet die Trumpf-Tochter Axoom ein neues Geschäftsmodell. Geschäftsführer Florian Weigmann verspricht dabei sichere Übertragungswege übers Internet. Das Interesse an der neuen Plattform ist groß.

Hannover - Bei Axoom ist alles Gelb. Die strahlend gelben Wände des Axoom-Stands fallen auf, hier in Halle acht auf der Industriemesse in Hannover. Normalerweise werden Paletten zum Transport von Gütern verwendet. Bei Axoom sind sie aufeinander gestapelt und dienen als Tisch. Sogar die Schuhe von Geschäftsführer Florian Weigmann sind von einem leuchtenden Gelb. Der Auftritt von Axoom versprüht die Aufbruchstimmung eines Start-ups – und scheint damit so gar nicht zu der Muttergesellschaft zu passen, dem gediegenen Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf. Die Ditzinger gehen mit Axoom aber auch neue Wege; es ein Aufbruch in die digitale Neuzeit. Trumpf realisiert mit der jungen Tochter, die den Sitz in Karlsruhe hat, ein neues Geschäftsmodell rund um die vernetzte Industrie der Zukunft.

 

Vereinfacht ausgedrückt ist Axoom eine Plattform – in der Rechtsform einer GmbH – , die die gesamte Wertschöpfungskette einer Fertigung vernetzt. Produktionsbetriebe können sich über diese Plattform mit ihren Kunden verbinden. So können sie etwa jederzeit nachvollziehen in welchem konkreten Stadium sich ihr Auftrag befindet. Produktionsverantwortliche können in der eigenen Fabrik vor Ort oder in der Ferne sehen, wie stark jede einzelne Maschine gerade belastet ist und wann eventuell eine Anlage ausfällt. Bisher lagen solch exakte Zahlen nicht vor. In Hannover ist der Startschuss für Axoom gefallen. Es geht aber nicht nur um Vernetzung. Im Zentrum steht nicht zuletzt die Datensicherheit. Denn die Angst vieler Unternehmen, dass ihre Daten gehackt und in falsche Hände fallen, ist ein großer Bremsklotz für die Realisierung vernetzter Produktionen. Nicht nur Trumpf sucht Lösungen für dieses Problem. Der Markt insgesamt explodiere, ist zu hören.

Rittal gehört zu den ersten Kunden von Axoom

Rittal, ein Hersteller von Schaltschränken, gehört zu den ersten Kunden von Axoom. „Unsere Schaltschränke stehen auf der ganzen Welt, aber wir wissen nicht konkret wo sie stehen“, erläutert Uwe Scharf, Produktmanager von Rittal, das Problem. Obwohl die Schränke, die ständig gekühlt werden müssen, über moderne Schnittstellen verfügten, erlaubten die Kunden etwa aus der Autoindustrie Rittal nicht den Zugriff übers Internet, um etwa Wartungsaufgaben frühzeitig auszuführen. „Unsere Kunden sind vorsichtig“, erläutert Scharf das Dilemma. Und so würden Autohersteller in gewissen Zeitabständen routinemäßig alle Schaltschränke warten, gleichgültig ob nötig oder nicht. Dies ist mit hohem Aufwand verbunden, denn in jedem Werk gebe es Hunderte solcher Schränke, so Scharf. Über Axoom hofft Rittal nun, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.

Warum sollte Axoom ein größeres Vertrauen genießen? Der Grund: „Die Hälfte der Axoom-Belegschaft sind Cloud-Profis“, erläutert Weigmann. Die Datenverschlüsselung in der Wolke gehöre zum Kerngeschäft des noch jungen Unternehmens, das im vergangenen Jahr gegründet wurde. Axoom setze dabei nicht nur auf digitale Sicherheit, sondern greife auch auf mechanische Lösungen zurück. Dazu gehöre etwa eine Zeitschaltuhr, über die man exakt festlegen kann, wann Daten fließen können, erläutert Weigmann das ausgefeilte System. Und es gibt auch eine feuerrote Stopp-Taste, die üblicherweise Fließbänder sofort zum Stehen bringen – und hier den Datenfluss abrupt beendet. „Das macht Hackern keinen Spaß mehr“, lacht Weigmann. Und der Vorteil für Rittal ist, dass sie sich nicht mehr um neueste Sicherheitstechnologien kümmern müssen. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir können“ , so Scharf.

Fast 300 Anfragen hat die Trumpf-Tochter schon erhalten

Das Interesse der Unternehmen scheint geweckt zu sein. Fast 300 Anfragen habe die Trumpf-Tochter, die 50 Mitarbeiter beschäftigt, bereits erhalten. Mit 150 Interessenten seien Gespräche geführt worden und mit 50 arbeite man an konkreten Anwendungen zusammen. Darunter sind bekannte Namen wie der Sensorhersteller Sick, der Gasehersteller Linde, der Optikspezialist Zeiss oder der Stahlhändler Klöckner. Und wenn ein Trumpf-Konkurrent die Axoom-Dienste in Anspruch nehmen wollte, müsste er nicht damit rechnen, dass seine Daten in die falschen Hände geraten? Weigmann schüttelt energisch den Kopf. Die Rechnersysteme von Mutter und Tochter seien komplett getrennt, einen Austausch gebe es nicht. Auch bei Übertragungen in andere Länder oder Kontinente müssten sich Kunden keine Gedanken machen, versichert Weigmann. Axoom unterhält ein Rechenzentrum in Frankfurt, ein weiteres ist in den USA für den dortigen Markt geplant.