Das Leonhards- und das Bohnenviertel sollen wieder eins werden. Die Stadtverwaltung signalisiert der engagierten Bürgerallianz ihre Unterstützung.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Die Idee, das Leonhards- und das Bohnenviertel zur historischen Leonhardsvorstadt wieder zu vereinen, bekommt Unterstützung aus der Stadtverwaltung. Denn prinzipiell ist auch diese dem Projekt Leonhardsvorstadt gegenüber sehr positiv eingestellt. Ihr ist die Idee der Bürger seit Ende Oktober bekannt, als Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) als Podiumsteilnehmer bei der 550-Jahr-Feier in der Leonhardskirche dabei war. Er hat dem Stadtplanungsamt die Idee im Nachgang übermittelt. „Die Initiative begrüßen wir und begleiten die Akteure gerne bei ihrem Engagement“, sagt Sven Matis, Pressesprecher der Stadt Stuttgart.

 

Der Handels- und Gewerbeverein (HGV) des Bohnenviertels, der Schwäbischen Heimatbund, der Verschönerungsverein, einige Bezirksbeiräte und andere Bürger werkeln im Hintergrund bereits seit Jahresanfang an diesen Plänen, die sowohl geschichtliche als auch wirtschaftliche Hintergründe haben. Der Hintergedanke ist, dass die Viertel gemeinsam eine größere Strahlkraft entwickeln.

Auch die Bezirksvorsteherin von Mitte, Veronika Kienzle, gehört zu den Mitinitiatoren der Wiedervereinigungspläne. Sie ist bei den runden Tischen, die an der frühen Planungsphase beteiligt sind, von Anfang an mit dabei. „Neulich haben sich erstmals Vertreter aus beiden Vierteln an einem gemeinsamen runden Tisch versammelt“, berichtet Kienzle. Sie sieht das Leonhards- und das Bohnenviertel etwas in Schieflage geraten: „Wie zwei Herzkammern, von denen die eine – das Leonhardsviertel – etwas flackert.“

Straßen könnten umbenannt werden

Denn dieses ist in der öffentlichen Wahrnehmung – anders als das Bohnenviertel – vor allem als Stuttgarts Rotlichtviertel bekannt. Kienzle hofft, dass das Leonhardsviertel durch die Wiedervereinigung aufgewertet wird. „Die Stadtverwaltung kann einiges tun, aber keine Zivilgesellschaft ersetzen“, sagt sie – womit sie die HGV-Mitglieder Heinz Rittberger und Axel Heldmann, den SPD-Bezirksbeirat Heinrich-Hermann Huth und die anderen Unterstützer des Projekts meint.

Und auch auf verwaltungstechnischer Ebene sieht die Bezirksvorsteherin durch die Zusammenlegung einige Vorteile: „Man könnte zum Beispiel gemeinsam als Sanierungsgebiet auftreten und von der Stadtverwaltung auch so wahrgenommen werden“, sagt sie. Es handele sich bei dem Viertel schließlich um die älteste Bausubstanz Stuttgarts. Sie könnte sich auch vorstellen, die angestrebte Namensgebung auf Straßenschildern zu kommunizieren – oder sogar Straßen umzubenennen.

Ein Stadtentwicklungsprojekt, das der Leonhardsvorstadt Pate stehen könnte, ist das Hospitalviertel. Immer wieder fällt bei den Pionieren in der Altstadt dieser Name. Der werdende Boulevard am nördlichen Rand des Stadtbezirks Mitte wird hochgehalten als städtebauliches Schmuckstück. Mit dieser Einschätzung sind sie nicht alleine: Das Projekt zur Verschönerung des Hospitalviertels wurde mit dem Deutschen Städtebaupreis 2016 ausgezeichnet.

Sanierung lag lange brach

„Da konnten wir sehen, was frühe Bürgerbeteiligung bewirken kann“, sagt Veronika Kienzle. Das Hospitalviertel wurde jahrelang höchstens als Hinterhof der Innenstadt wahrgenommen und wird aktuell in enger Verzahnung von Bürgern, Stadtplanungsbüros und Verwaltungsbehörden aufgewertet. Davon kann vor allem das Leonhardsviertel zum jetzigen Zeitpunkt nur träumen. In den vergangenen fünf Jahren wurden hier gerade mal eine Handvoll Häuser saniert – eines von der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), die restlichen von einem Bordellbetreiber.