Nicht jeder findet einen Ausbildungsplatz. Ein neues Programm soll schwächeren Schülern auch ohne Abschluss auf die Sprünge helfen - mit viel Praxis im Betrieb und Betreuung an der Schule. Die Regierung ist mit ersten Tests zufrieden.

Stuttgart - Ein neues Schulprogramm soll mehr schwache Schüler in eine Ausbildung bringen. Neun berufliche Schulen hätten die Ausbildungsvorbereitung mit viel Praxisanteil erfolgreich getestet, sagte Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) am Mittwoch in Stuttgart. Nun soll das einjährige Programm in mehr Kreisen starten. Es richtet sich an Schüler auch ohne Abschluss, die noch nicht bereit für eine Ausbildung sind. Zentral für den Erfolg seien die Praktika in Betrieben.

 

In den vier Testregionen hätten knapp 40 Prozent der Teilnehmer am Ende des Schuljahres einen Ausbildungsvertrag in der Tasche gehabt, sagte Schmid - deutlich mehr als bei bisherigen Übergangsprogrammen. Rund 35 000 junge Menschen im Südwesten bereiten sich in solchen Programmen meist an beruflichen Schulen auf die Arbeitswelt vor.

Das neue Programm mit vielen Praktika und intensiver Betreuung an der Schule soll sie in den kommenden Jahren ersetzen. Die rund 430 Test-Teilnehmer drückten die Schulbank und arbeiteten meist an zwei Tagen pro Woche in Industrie- und Handwerksbetrieben - das könne zu einem „Klebeeffekt“ für einen Ausbildungsplatz führen, sagte Schmid. Knapp die Hälfte sei ohne Hauptschulabschluss ins Programm gestartet, viele hätten ihn nachgeholt.

Der Test lief an Schulen in Mannheim, Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis), dem Rems-Murr- und dem Ostalbkreis. Im nächsten Schuljahr soll das Programm in fünf weiteren Regionen kommen, bis 2018 in der Hälfte der Kreise im Südwesten. Das dauere, weil Kommunen, Schulen, Kammern und Gewerkschaften zusammenfinden müssten, auch um genügend Praktika anzubieten. Die sollen vom kommenden Schuljahr an auch in Pflege- und Sozialberufen möglich sein. Wegen der hohen Belastung sei hier zwar die Betreuung schwierig, es fehlten aber auch viele Fachkräfte.

Zu den Ministeriumsplänen gehören zudem mehr Berufsberatung an allen Schulen und zentrale Ansprechpartner bei den Kommunen mit Überblick über alle Maßnahmen und Beteiligten. Dazu kommt ein weiteres Schulprogramm für Jugendliche, die trotz guter Voraussetzungen keine Ausbildung finden. 2014 wurden im Land rund 74 000 neue Ausbildungsverträge unterschrieben - die Zahl ist seit 2011 gesunken. Gleichzeitig war die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen mit rund 5900 auf dem höchsten Stand der vergangenen Jahre.